Suesse Hoelle
sich ihm sofort verbunden, offensichtlich stand die Kleidung auf der Prioritätenliste des Professors auch ziemlich weit unten. Seine blauen Augen blickten intelligent und voller Humor, doch er betrachtete Dane eine lange Zeit sehr gründlich, ehe der Ausdruck von Misstrauen aus seinem Blick verschwand.
Und ganz plötzlich ging Dane ein Licht auf. »All diesen Unsinn über die Reporter haben Sie erfunden«, sagte er. »Sie sind ...«
Er hielt inne, offensichtlich wollte er dem Professor nichts vorwerfen, über das er sich nicht wirklich schlüssig war.
»Ich bin selber mental begabt«, erklärte Professor Ewell gütig. Er deutete mit der Hand auf einen bequemen Sessel. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich.« Als Dane gehorchte, zog auch er sich einen Stuhl heran. »Aber nicht so ausgeprägt«, gestand er ihm dann. »Nicht so, wie einige der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Aber mein Talent liegt in der Beurteilung von Leuten, wenn ich ihnen persönlich gegenüberstehe. Deshalb gebe ich keine Auskünfte am Telefon. Meine Instinkte sind über eine große Entfernung hinweg nur sehr schwach.« Er lächelte bedauernd.
»Und Sie können keine Gedanken lesen oder so ähnliche Dinge?«
Der Professor lachte leise. »Nein, entspannen Sie sich. Telepathie gehört nicht zu den Gaben, mit denen ich gesegnet bin, meine Frau wird Ihnen das gern bestätigen. Und jetzt erzählen Sie mir von Marlie. Wie geht es ihr?«
»Ich hatte gehofft, Sie würden mir etwas über sie erzählen«, meinte Dane.
»Aber Sie haben mir doch noch gar keine Fragen gestellt«, warf der Professor den Ball zurück. »Ich habe zuerst gefragt.«
Dane war hin und her gerissen zwischen Ungeduld und Belustigung. Etwas an dem guten Doktor erinnerte ihn an einen ungezogenen Sechsjährigen. Doch dann gewann die Belustigung die Oberhand und er entsprach der Erwartung des Professors. »Mir fällt nichts ein, was ich Ihnen erzählen könnte. Ich gehöre nicht unbedingt zu Marlies Günstlingen«, gestand er und rieb sich das Kinn. »Als ich sie gestern morgen sah, hat sie mir verboten, nochmals den Fuß auf ihr Grundstück zu setzen, es sei denn, ich hätte einen Durchsuchungsbefehl.«
Der Professor seufzte. »Das ist Marlie. Ich habe schon befürchtet, das Trauma hätte sie für immer gezeichnet. Wenn sie will, kann sie sehr geduldig sein, aber manchmal ist sie ein wenig reizbar.«
»Das kann man wohl sagen«, murmelte Dane, doch dann ging er auf das ein, was der Professor gerade erwähnt hatte. »Dieses Trauma, von dem Sie gesprochen haben, hat es etwas mit dem Kidnapping durch Gleen zu tun?«
»Ja. Es war entsetzlich. Marlie stand eine ganze Woche lang unter Schock, beinahe zwei Monate lang hat sie nicht gesprochen. Alle glaubten, dass sie ihre übersinnlichen Fähigkeiten verloren hätte, sogar sie selbst.« Mit wachen blauen Augen musterte er Dane. »Ich nehme an, Ihrem Interesse an ihr nach zu urteilen, sind diese Fähigkeiten zurückgekehrt?«
»Vielleicht.« Dane wollte sich nicht festlegen.
»Ah, ich verstehe. Sie sind skeptisch. Aber immerhin sind Sie neugierig genug herzufliegen, um mit mir zu reden. Es ist schon in Ordnung, Detektiv, Skepsis ist nicht nur zu erwarten, sie ist auch ganz natürlich. Ich würde mir Sorgen um Sie machen, wenn Sie automatisch alles glauben würden, was man Ihnen erzählt. Zunächst einmal würde das bedeuten, dass Sie nicht der Richtige wären für Ihren Job.«
Dane kam entschlossen wieder zum Kernpunkt ihres Gesprächs zurück. »Diese Entführung... in einer Zeitung habe ich gelesen, dass sie misshandelt wurde.« Einzelheiten verdrängte er mit Nachdruck, er hatte schon zu oft die Ergebnisse von Schlägen zu Gesicht bekommen, und in diesem Zusammenhang wollte er Marlie nicht sehen. »Seit dieser Zeit ist nichts mehr über sie veröffentlicht worden. Wollen Sie damit sagen, dass die Verletzungen so schlimm waren, dass..«
»Nein, ganz und gar nicht«, unterbrach Professor Ewell ihn. »Ich will zwar die Schwere ihrer Verletzungen nicht herunterspielen, aber sie hatte sich völlig davon erholt, als sie wieder zu sprechen begann. In ihrem Fall war es ein mentales Trauma, das ihr den größeren Schaden zufügte.«
»Was genau ist geschehen?«
Der Professor betrachtete Dane nachdenklich. »Wie viel wissen Sie über Parapsychologie ?«
»Ich weiß, wie man das Wort buchstabiert.«
»Verstehe. Daraus entnehme ich, dass Ihre Kenntnisse auf Fernsehshows und Jahrmarktswahrsagern basieren.«
»So
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