Suesse Hoelle
groß macht. Wir wissen natürlich nicht, wie lang sein Hals ist - vielleicht ist er ein paar Zentimeter kürzer oder länger - aber wenigstens ist es etwas. Und wie klang seine Stimme? Können Sie sich daran erinnern?«
Marlie schloss die Augen. »Nichts Außergewöhnliches. Es war ganz einfach die Stimme eines Mannes, nicht besonders hoch, nicht besonders tief.« Seine wirkliche Stimme hatte gar nicht gezählt, sie war überwältigt gewesen von der zügellosen Gewalttätigkeit, dem Hass und seinen Aggressionen.
»Was ist mit einem Akzent? Konnten Sie einen Akzent erkennen?«
»Er kam nicht aus den Südstaaten«, sagte sie sofort und öffnete die Augen. »Aber was heißt das schon. Wir leben hier in Orlando, die Hälfte der Bevölkerung, ich eingeschlossen, kommt von irgendwo anders her.«
»Können Sie den Akzent vielleicht ein wenig mehr eingrenzen? Es gibt eine ganze Menge verschiedener Dialekte: New York, Boston, Ohio, Chicago, Minnesota, der Westen.«
Marlie schüttelte den Kopf bei seiner Aufzählung. »Nichts, was ich heraushören konnte. Er hat ja auch nicht viel gesagt, wenigstens habe ich es nicht bemerkt.«
»Dann wollen wir uns einem anderen Punkt zuwenden. Haben Sie einen Eindruck von seinem Körper gehabt?«
Ein Ausdruck äußersten Abscheus erschien auf ihrem Gesicht.
»Ich meine sein Gewicht«, erläuterte Dane. »War er schlank, mittel oder schwer?«
Marlie hatte diese Fragerei eigentlich satt. »Durchschnittlich, würde ich sagen. Und er ist stark. Sehr stark. Vielleicht war es Wut oder auch das Adrenalin, aber sie hatte keine Chance gegen ihn. Darüber hat er sich hämisch gefreut. Er genoss es.«
Sie lehnte sich zurück, ganz plötzlich war sie sehr müde und entdeckte, dass er irgendwann während ihrer Unterhaltung den Arm auf die Rückenlehne der Couch gelegt hatte. Und als sie sich jetzt zurücklehnte, fand sie sich umzingelt. Sie rückte sofort wieder nach vorn, doch sein Arm, der jetzt um ihre Schultern lag, zog sie wieder zurück, und sein Gesicht war dem ihren ganz nahe.
»Psst, keine Panik«, beschwor er sie mit seiner dunklen, sanften Stimme. »Du hältst noch immer meine Hand, und die andere ist in deinem Rücken... alles, wie es sich gehört.«
Sie warf ihm einen ungehaltenen Blick zu. »Ich halte nicht deine Hand«, fuhr sie ihn an. »Du hältst meine! «
»Das macht keinen Unterschied. Ich werde dich küssen, Marlie.«
»Dann beiße ich wieder«, warnte sie ihn umgehend.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich hatte schon immer mehr Mut als Verstand«, meinte er und berührte dann sehr sanft mit seinem Mund den ihren.
Es war nur ein flüchtiger Kontakt, leichter als ein Hauch, doch war er voller Verlockung. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, aber er zog sich bereits von ihr zurück, noch ehe das Gefühl von Furcht, das sie erwartet hatte, sich einstellen konnte. Sie runzelte leicht die Stirn.
Er ließ sie los und legte seine Hand unter ihr Kinn. Mit dem Daumen fuhr er über ihre volle Unterlippe, seine Blicke folgten der Bewegung.
»Schlimme Gedanken?« fragte er. Seine Stimme umhüllte sie wie Samt.
»Nein.« Ihre Antwort war nur ein Flüstern.
»In dem Fall ...«
Diesmal ruhten seine Lippen länger auf ihren. Er hielt sie nicht fest, sie fühlte sich nicht eingeengt, trotzdem konnte sie sich nicht bewegen. Seine Lippen waren fest und warm, doch ihr Druck zärtlich, auch als sie sich jetzt bewegten und sich fester auf ihren Mund pressten. Marlie schloss beide Hände um seine kräftigen Handgelenke, ihre Lider senkten sich.
Das sanfte Drängen seines Kusses machte sie benommen. So eine verständnisvolle Rücksichtnahme hatte sie von ihm gar nicht erwartet und auch nicht den Ansturm der Gefühle, der sie überrollte. Vor lauter Verwunderung gab sie einen Laut von sich. Sofort hob er den Kopf.
»Ist alles in Ordnung ?«
»J-ja«, stotterte sie und öffnete die Augen wieder.
»Gut.« Erneut senkte er den Kopf und küsste sie. Seine Zunge schob sich in ihren Mund, nicht so tief, doch verlockte sie die ihre, ihn zu berühren, zu schmecken. Marlie wusste nicht, was sie tun sollte; was mit ihr geschah, war so überraschend, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Doch zu ihrem größten Erstaunen fürchtete sie sich gar nicht. Es war ganz anders als ... nein, sie wollte seinen Namen nicht einmal denken. Dieses herrliche Glücksgefühl wollte sie um keinen Preis zerstören.
Zögernd nur vertraute sie auf einen Instinkt, der lange brach gelegen hatte, sie akzeptierte
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