Suesse Hoelle
seine Einladung und saugte leicht an seiner Zunge. Sofort lief ein Schauder durch Danes Körper, sie fühlte es, und es erstaunte sie. Noch einmal versuchte sie es, und er gab ein Brummen von sich, wie ein tiefes Stöhnen, das in seiner Brust bebte. Freude über diese unbekannte, sinnliche Macht, die sie soeben entdeckte, stieg in ihr auf.
Ganz plötzlich jedoch gab er ihren Mund frei und rückte ein Stück von ihr ab. Seine Haut war leicht gerötet. »Das ist genug, beinahe schon zu viel. Ich werde jetzt gehen, ehe ich dir allzu-sehr auf den Leib rücke.«
Sie blinzelte, ihr Blick war verschleiert und weit weg, als sei sie nicht ganz sicher, was geschehen war. Er hatte selbst ein wenig die Orientierung verloren. Seit er fünfzehn Jahre alt gewesen war und unter der Tribüne des Stadions mit einem siebzehnjährigen Cheerleader-Mädchen seine Unschuld dran glauben musste, hatte ein Kuss ihn nicht mehr so erregt.
Er zwang sich aufzustehen, ehe er einen großen Fehler machte und seinen Entschluss zu gehen wieder aufgäbe. Insgesamt genügte ihm dieser Kuss nicht, aber wahrscheinlich war es alles, was sie derzeit ertragen konnte. Im großen und ganzen konnte er höchst zufrieden sein mit dem Verlauf des Abends.
»Ich rufe dich morgen an«, sagte er und ging zur Tür. Sie folgte ihm, an ihren Augen erkannte er, dass sie langsam wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte. Er blinzelte ihr zu. »Deine sexy Stimme erregt mich sogar über das Telefon.«
Wie ein Blitz war schnurstracks all die Sanftheit aus ihrem Blick verschwunden. »Es freut mich, wenn sie Ihnen gefällt«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Ich habe so laut geschrien, als Gleen den kleinen Jungen umgebracht hat, dass meine Stimme brach. Seither ist sie nicht mehr so wie früher.«
9
Er war so lebendig, dass es schon beinahe schmerzte. Carroll Janes fühlte, wie die Erwartung in ihm wuchs, wie die Macht immer größer wurde, bis er gleichsam von innen heraus zu leuchten glaubte. Immer wieder war er darüber erstaunt, dass die Menschen ihm diese Macht nicht ansehen konnten, doch die meisten Zeitgenossen waren ja auch zum Heulen zu dumm.
Heute Abend würde es geschehen. Es war ungewöhnlich, dass seine letzte Aktion, vorigen Freitag, nur eine Woche zurücklag; doch es ergab sich alles so einfach, dass er es überhaupt nicht verschieben musste Und es war wundervoll, dieses Gefühl des Anwachsens der Macht schon so bald zu fühlen, nachdem der Glanz vom letzten Mal erlosch. Natürlich konnte er nicht damit rechnen, dass es wöchentlich weiterging, die wirklich Unhöflichen kamen nicht so oft. Und normalerweise gefiel es ihm auch, die Vorbereitungen länger hinauszuzögern, vielleicht sogar bis auf einen Monat. Das war ohnehin die Norm, weil es meistens Schwierigkeiten gab, die überwunden und Komplikationen, die gelöst werden mussten Bei Jacqueline Sheets jedoch gab es keine. Sie lebte allein, und ihr tägliches Leben lief beinahe erstickend gleichförmig ab. Nein, es wäre töricht, noch zu warten.
Eigenartigerweise waren es meist Frauen, die sich so unhöflich gebärdeten, obwohl es ein- oder zweimal auch einen Mann gegeben hatte, der eine Strafe verdiente. Doch er mochte es nicht, wenn es ein Mann war. Dabei lag es nicht einmal an der Stärke eines Mannes, die es für ihn schwieriger machte, sondern er verachtete solche Fälle. Er war kräftig genug, um es mit beinahe jedem aufzunehmen, und er arbeitete mit einer Art religiösem Eifer daran, seinen Körper zu trainieren. Bei Männern stellte sich nicht das Vergnügen ein, sie weiter zu necken, während die Macht in ihm anwuchs. Männer langweilten ihn beinahe. Und natürlich war er auch nicht schwul, also entging ihm die halbe Freude dabei. Auf keinen Fall würde er es mit einem Mann treiben. Also war er manchmal etwas nachsichtiger gegenüber der Grobheit eines Mannes - nun ja, immerhin lag das in seinem Ermessen, und es ging niemand anderen etwas an außer ihm.
Da er den ganzen Tag vor sich hin summte, brachte er Annette zu der Bemerkung, dass er ja über die Maßen gut gelaunt sei. »Sie haben sicher großartige Pläne für das Wochenende«, meinte sie, und er vernahm den Unterton von Eifersucht in ihrer Stimme. Das gefiel ihm. Natürlich hatte er bemerkt, dass Annette ihm schöne Augen machte, auch wenn ihr das nichts nützen würde. Sie war ganz einfach nicht sein Typ.
»Eine heiße Verabredung«, antwortete er, und es war ihm gleich, dass sie seine freudige Erregung registrieren musste
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