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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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zurückzulassen.
    Vielleicht konnte sie ja einen der Dienstboten dafür bezahlen, dass er die Truhen zu Maribel nach Gatting zurückschickte, wenn Gras über ihre Flucht gewachsen war. Vielleicht würden ja Elfrieda oder ihr Liebhaber es tun.
    Die Tür öffnete sich leise, und Avalon sah die kleine Magd erscheinen und sich in den Raum schleichen. Sie trug ein Tablett mit Schüsseln und einem Becher darauf.
    Sie versuchte zu lächeln, als sie sah, dass Avalon bereits auf war.
    »Heute ist ein schöner Tag«, sagte Elfrieda und brach dann in Tränen aus.
    Avalon ging zu ihr. Sie stand immer noch mit dem Tablett mitten im Zimmer und ihre Wangen benetzten sich. Avalon nahm ihr das Tablett ab und führte sie zur Bettstatt. Dann ging sie zurück und schloss die Tür.
    Auf dem Tablett befand sich ihr Frühstück, das aus Porridge mit Honig und Brot bestand. Sie setzte sich neben Elfrieda und stellte es vorsichtig auf ihren Schoß. Sie brach ein Stück Brot ab und reichte es dem Mädchen. Die leise weinende Elfrieda nahm es.
    Avalon gab einen Schuss Honig auf den Porridge, tauchte das Brot hinein und biss ab. Köstlich. Sie merkte, dass sie völlig ausgehungert war, und begann, jetzt richtig zuzulangen.
    Elfrieda war nervös – ja mehr als das. Sie dachte, dass Avalon keine Ahnung von Bryce’ Plan hatte, und wusste jetzt nicht, wo sie anfangen sollte. Avalon wartete, bis die Tränen des Mädchens versiegten, dann griff sie nach dem Becher mit Ale und ließ die Magd einen Schluck davon trinken.
    »Mylady«, stieß sie mit einem Schluchzer hervor, »ich muss Euch etwas sagen.«
    »Ich weiß es bereits«, sagte Avalon, während sie noch ein Stück Brot abbrach. »Trink noch mal.«
    Elfrieda gehorchte und blickte sie über den Rand des Bechers hinweg an.
    »Du bist gut, nett und tapfer«, erklärte ihr Avalon zwischen den einzelnen Bissen. »Ich habe da etwas für dich, damit du mich in Erinnerung behältst.«
    Sobald sie den Porridge aufgegessen hatte, stellte sie das Tablett beiseite und ging zu einer der Truhen. Darin befand sich ihr bester Umhang aus dunkelgrüner Wolle, der mit Satin gefüttert war. Er hatte ein ziemliches Gewicht.
    »Schau mal, ob du vor der Feier heute Abend verschwinden kannst. Wenn ja, trage dies unter deinem eigenen Umhang.«
    Elfrieda starrte sie nur an, sodass Avalon den Stoff schließlich über den Schoß des Mädchens breitete, bis er ihre Beine ganz bedeckte.
    »Ich kann nicht«, rief das Mädchen völlig entgeistert.
    »Doch, du kannst. Du wirst. Ich bin beleidigt, wenn du ihn nicht annimmst.«
    »Nein, Mylady ...« Sie bewegte sich, um aufzustehen, und der Umhang rutschte zu Boden. Avalon drückte sie mit einer Hand wieder auf den Platz, wo sie gesessen hatte, und setzte sich dann neben sie.
    »Schau«, sagte sie und hob den schweren Saum an.
    Elfrieda warf einen Blick darauf, entdeckte jedoch nichts.
    Ungeduldig griff Avalon nach der Hand des Mädchens und legte sie auf den Stoff, sodass sie die harten, kreisförmigen Umrisse der Münzen spüren konnte, die darin eingenäht waren.
    »Gütiger Himmel«, keuchte Elfrieda und starrte Avalon an.
    »Das ist mein Hochzeitsgeschenk für dich. Kaufe davon eine Kuh«, sagte Avalon. »Kaufe viele Kühe. Kaufe dir deinen Weg frei von diesem Ort!«
    Ihr Trachten und Streben lief nun nur noch auf den wesentlichen Punkt hinaus: Flucht.
    Jahrelang hatte sie Pläne geschmiedet, hatte Vorbereitungen für ihre Zukunft getroffen, während sie nach außen hin allen Erlassen und Erklärungen, die sie betrafen und zwischen Schottland und England hin und her gingen, zustimmte. Sie hatte sich so verhalten, wie jeder es von ihr erwartete. Nie hatte sie irgendetwas zu ihrer Entführung, ihrer Verlobung oder ihrer Rückkehr nach England geäußert.
    Hanoch hatte sie jedoch nicht völlig hinters Licht führen können. Vielleicht war er ihr überhaupt nicht auf den Leim gegangen, weshalb er sich auch geweigert hatte, sie gehen zu lassen, sie versteckt und zu etwas geformt hatte, das er für seine Familie erstrebte.
    Avalon erinnerte sich, dass sie am Anfang viel weinte. Sie hatte um Ona, um Trayleigh und sogar um ihren Vater geweint. Sie weinte, wenn man ihr sagte, sie solle ruhig sein, sie weinte, wenn sie in den Besenschrank gesperrt wurde, in den böse Mädchen kamen.
    Doch als sie sie das erste Mal schlugen, waren die Tränen versiegt.
    Natürlich gehörte es zur Erziehung. Das war bei Hanoch so. Er versuchte, ihr etwas in seiner eigenen verqueren Art beizubringen

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