Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
Vom Netzwerk:
jetzt auch halfen.
    Bryce hatte die Pikten bezahlt. Bryce, der sehr viel durch den Tod von Geoffrey und seiner Tochter gewann und der diese Tochter nicht nach Hause holte, als sich herausstellte, dass sie noch lebte. Trotz allem hatte Avalon einen großen Teil von Geoffreys Vermögen geerbt. Bryce hatte zwar jetzt den Titel und die Burg, doch Avalon erhielt alle drei Güter, die zur Aussteuer ihrer Mutter gehört hatten, sowie etliche Erträge von Trayleigh.
    Bryce musste ihr, der vierzehnjährigen Erbin, alles zurückerstatten, als sie aus dem Totenreich auftauchte. Und er hatte nie ein Zeichen des Unmuts darüber von sich gegeben.
    Mistress Herndons Geist war wieder in Erinnerungen versunken, und sie schaute nicht auf, als Avalon sich über sie beugte und ihr einen Kuss auf eine ihrer runzligen Wangen hauchte.
    »Danke, dass Ihr Euch um Luedella gekümmert habt«, sagte sie und sah die schimmernde Tränenspur, die über das Gesicht der Alten lief.
    »Sie war eine gute Herrin und Freundin«, hörte Avalon sie flüstern.
    Elfrieda öffnete die Tür und warf einen vorsichtigen Blick nach draußen, dann ließ sie Avalon vorausgehen.
    Avalon wandte den beiden Liebenden den Rücken zu, als diese sich voneinander verabschiedeten. Sie gab vor, sich die geschwärzten Wände im Gang anzuschauen, während die beiden sich küssten und miteinander flüsterten. Endlich waren sie fertig und der Mann ging zurück in den Raum, während Elfrieda an ihre Seite trat. Sie griff nach oben und zog die Kapuze tief in Avalons Stirn.
    Avalon konnte nicht anders – sie starrte auf die geschwollenen Lippen des Mädchens.
    Elfrieda fing den Blick auf, schaute erst weg und dann wieder Avalon an.
    »Wir werden diesen Herbst heiraten«, meinte sie, sich rechtfertigen zu müssen.
    »Ich wünsche dir alles Gute«, erwiderte Avalon ernst.
    Der Lärm war jetzt noch lauter als zuvor, als sie am Treppenabsatz anlangten. Erneut übernahm Elfrieda entschlossen die Führung.
    Das Grölen wurde lauter und lauter, während sie langsam nach unten strebten. Avalon kam es fast ohrenbetäubend vor. Schwindel erfasste sie, und es hämmerte in ihrem Kopf. Es hörte einfach nicht auf, und sie musste eine Hand an die Wand legen, um herauszufinden, wo oben und wo unten war. Und der Lärm nahm immer noch zu, hallte in ihr wider. Der innere Aufruhr ließ sie ständig neu ansetzen und dann doch zögern, bis sie nicht mehr ein noch aus wusste.
    Sie wollte nach Elfrieda rufen, aber konnte sich nicht genug konzentrieren. Wie sollte sie sich aufrecht halten? Wie sollte sie es überhaupt bis nach unten in den Raum selbst, die Quelle ihrer ganzen Verwirrung, schaffen? Sie musste dagegen ankämpfen. Es war die Chimäre, die nun wieder zum Leben erwacht war – durch die ihr innewohnenden Macht entfesselt. Sie ließ ihre Füße gefühllos werden und schränkte ihre Sicht ein, bis sie in etwas Festes rannte.
    In jemanden.
    Ihre Welt kam wieder ins Lot.
    Da stand zwischen ihr und Elfrieda ein Mann. Obwohl er sich zwei Stufen unter ihr befand, überragte er sie. Sein Antlitz lag im Dunkeln des trüben Lichts des Gangs. Elfrieda versuchte, unter seinem Arm hindurch zu ihr zu gelangen. Ihr Gesicht war eine Maske der Angst. Der Mann nahm die Störung hinter ihm ungerührt zur Kenntnis und wandte sich wieder Avalon zu.
    Etwas verspätet ließ sie ihr Kinn fast bis auf die Brust sinken, während sie die Schultern hochzog.
    »Verzeihung, Herr«, murmelte sie und wählte ihre Worte so, wie Elfrieda es wohl sagen würde.
    Der Mann trat nicht zur Seite, sondern behauptete seinen Platz auf der Treppe und versperrte ihr den Weg. Avalon wartete und starrte auf das gewaltige Schwert, das an seiner Hüfte hing. Dann machte sie einen kleinen Ausfallschritt nach rechts, als wolle sie ihm die Möglichkeit geben weiterzugehen. Immer noch rührte er sich nicht von der Stelle.
    Wie gelähmt stand Elfrieda hinter ihm und starrte voller Angst zu den beiden nach oben.
    Avalon bewegte sich wieder, dieses Mal jedoch nach links. Der Mann hielt sie mit seinem Arm zurück und legte dann einen Finger unter ihr Kinn, um ihren Kopf anzuheben. Das Gefühl seiner Haut an ihrer schien sie zu verbrennen und ließ sie zusammenfahren.
    Sie betrachtete sein Gesicht und gewann nur den Eindruck von Stärke, von Macht, ehe sie schnell wieder wegschaute.
    »Wer bist du, Kind?«
    Seine Stimme klang tief und selbstbewusst. Die Reinheit seines Akzents wies ihn als einen von Bryce’ adeligen Gästen aus.
    Sie biss sich auf

Weitere Kostenlose Bücher