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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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Stuhls dicht neben der alten Dame kniete Avalon nieder und sprach sie freundlich an.
    »Ich bin Lady Avalon, Mistress. Gwynth war der Name meiner Mutter.«
    »Avalon?« Verwirrung machte sich auf ihrem Gesicht breit und das Lächeln verblasste. »Avalon? Aber die kleine Avalon ist doch tot.«
    »Nein.« Sanft legte Avalon eine ihrer Hände auf die der Greisin. Sie spürte das leichte Zittern, das nie wieder aufhören würde.
    »Aber ja doch«, beharrte die Frau. »Sie starb bei dem Überfall. Und Gwynth, meine liebe Herrin, lebt auch nicht mehr. Und wer seid dann Ihr, die Ihr genau wie sie ausseht?«
    »Großmutter, das ist Lady Avalon.« Der Mann löste sich von Elfrieda und trat neben sie beide. Er war jung und nicht besonders schön; aber er hatte einen ernsthaften Blick und wirkte sehr beherrscht. »Großmutter, erinnerst du dich nicht, was ich dir von Lady Avalon gesagt hab’? Dass sie heute Nacht kommen würde, um dich zu besuchen?«
    »Oh, hast du das?« Mistress Herndon lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und warf einen kurzen Blick auf Avalon.
    Elfrieda stellte sich hinter ihren Geliebten. »Lady Avalon möchte etwas über deine Freundin herausfinden. Erinnerst du dich an Lady Luedella? Weißt du noch, wie es dazu kam, dass sie mit dir zusammenlebte? Lady Avalon würde gern etwas darüber hören.«
    »Oh, Luedella!« Mistress Herndon schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Sie hat mich auch verlassen.«
    »Ja, Großmutter«, sagte der junge Mann, der nicht mehr weiterwusste. Er schaute zu Avalon und zuckte die Achseln.
    Avalon wandte sich wieder an die alte Dame. »Könnt Ihr mir sagen, was Ihr noch von Luedella wisst?« Ärger stieg in ihr über sich selbst auf, weil sie nicht wusste, wonach sie überhaupt suchte. Mühsam fasste sie eine unfertige Idee in Worte. »Erzählt mir doch zum Beispiel, warum sie die Burg verließ.«
    Mistress Herndon sah erst weg und blickte dann in ihren Schoß. »Oh ja«, begann sie mit Wehmut. »Ich erinnere mich daran, wie meine liebe Luedella die Burg verließ. Und auch mein Herr, der liebe Geoffrey ...«
    Das Feuer flackerte und zischte. Ein dünner Rauchfaden zog in den Raum. Die alte Frau setzte ihren Bericht fort.
    »Sie hatte alles verloren, wie so viele andere auch. Aber sie töteten sie nicht. Ich weiß nicht, warum. Ich glaube, sie wusste es auch nicht. Sie lebte. Und er hasste sie, glaube ich. Er pflegte sie ganz offen zu verhöhnen. Er schlug sie auch. Ich habe es gesehen.«
    »Wer?«, fragte Avalon.
    »Der Herr. Der Baron. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht erinnerte sie ihn einfach daran, was er getan hatte.«
    Avalon zuckte zusammen. »Ihr meint, Geoffrey schlug sie? Mein Vater?«
    Mistress Herndon warf ihr einen verwirrten Blick zu und machte dann ein finsteres Gesicht. »Natürlich nicht. Der Baron hätte so etwas nie getan.«
    »Dann war es Bryce.« Als Avalon dies sagte, merkte sie, dass sie als Reaktion auf die Bestätigung, die sie vom Gesicht der Frau ablas, nickte.
    »Ja, Bryce.«
    Elfrieda gab einen leisen Laut, fast ein Wimmern von sich und lief schnell zur Tür. Der Mann folgte ihr und zog sie wieder in seine Arme.
    »Und ...«, Avalon hielt inne und gab sich einen Ruck. »Was hatte er angestellt? Woran erinnerte Luedella ihn?«
    Mistress Herndon schluckte, hob dann den Kopf und starrte auf Avalon hinab.
    »Nun ja, Mädchen, er bezahlte die Pikten.«
    Der Boden unter ihr war hart und kalt. Avalon wurde sich gewahr, dass sie die Arme um sich geschlungen hatte. Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, das sie von einem Augenblick zum anderen verlassen hatte. Dann war auch schon Elfrieda da und legte ihren Arm um Avalons Schultern.
    Wieder senkte sich Stille über den Raum. Nur die gedämpften Schreie aus dem Schankraum drangen von unten durch die Dielen.
    Avalon fand ihre Stimme wieder.
    »Seid Ihr sicher?«
    »Ja.« Mistress Herndon bewegte sich in ihrem Stuhl. »Und Luedella wusste es auch. Ich glaube, es lief darauf hinaus, dass er sie nach dem Überfall nicht so ohne weiteres töten konnte. Andere hätten möglicherweise seine Schandtat durchschaut. Sie war schließlich die Enkeltochter eines Barons, von hoher Geburt, jawohl, das war meine Herrin. Deshalb vertrieb Bryce sie. Ich war ihre Zofe«, erklärte die Frau voller Stolz. »Und deshalb kam sie zusammen mit mir hierher.«
    Es gab keinen Beweis. Das hatte Avalon begriffen, ohne fragen zu müssen. Sie hatte es bereits Elfriedas Nervosität und der ernsten Miene des jungen Mannes entnommen, die ihr

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