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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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– und brachte ihr bei, wie man zurückschlug.
    Sie hasste ihn. Schreckliche Dinge sollten ihm zustoßen, die Kobolde zurückkehren und ihm das Gleiche antun, was auch Ona erlitten hatte, sein Haus bis auf die Grundfesten niederbrennen ...
    Jetzt hasste sie Hanoch nicht mehr. Er war gemein und brutal, aber trotz allem hatte er dafür gesorgt, dass sie am Leben blieb. Auch wenn er seinem eigenen heidnischen Glauben zum Opfer fiel. Hanoch war genau wie ihr Vater, Bryce und Marcus Kincardine nur ein Faden im komplizierten Netz, das ihr Leben bildete. Avalon stand nahe davor, all diese Fäden in Brand zu setzen und zuzuschauen, wie sie sich in einer Rauchwolke auflösten.
    Das schien ihr nur gerecht. Bryce hatte dafür gesorgt, dass all die Jahre des Planens nur noch wertlose Erinnerungen waren. Seine eigenen wollte sie nun auch zerstören.
    Die Feier stand kurz bevor. Avalon hatte den größten Teil des Nachmittags in Luedellas Raum verbracht, um ihren Cousins aus dem Weg zu gehen und zusammenzustellen, was sie in ihren letzten Stunden hier benötigte. Die kleinen Schmuckstücke ließen sich ohne weiteres im Saum ihrer Bliauds verstecken. Sie besaß drei Gewänder mit wertvollen Steinen – einige gefasst, einige lose –, die im Futter der Ärmel und im Saum eingenäht waren. Sie gehörten zum Erbe ihrer Mutter, das Bryce ihr nicht hatte vorenthalten können, sobald sie in Gatting anlangte. Und sie besaß noch einen weiteren Umhang mit Münzen.
    Sie würde die Feier heute Abend über sich ergehen lassen. Wieder einmal würde sie ihre wahren Gefühle verbergen und den Anweisungen von Bryce und Warner folgen. Es käme die Verlobung mit Warner, sie würden darauf trinken, all die vornehmen Gäste wären Zeugen, wie sie einwilligte. Und am Morgen würde sie fort sein.
    Höchstwahrscheinlich schaffte sie es nicht sehr weit, aber das schien keine Bedeutung mehr zu haben. Sie würde ihre Rechtschaffenheit bewahren, bis sie sie töten mussten. Vielleicht gewährte ihr das Schicksal ja auch ein wenig Glück. Alles, was sie brauchte, war ein Kloster, nur ein einziges. Sie würde all ihren Schmuck und ihr Geld übergeben und dann in religiöse Ekstase verfallen, wenn das erforderlich war, und vortäuschen, dass göttliche Erleuchtung bestimmt hätte, ihr Leben Gott zu weihen. Eine Braut der Kirche konnte Warner nicht heiraten.
    Und dann irgendeines fernen Tages würde sie das Kloster verlassen und nach Trayleigh zurückkehren, um den Tod ihres Vaters und den von Ona und Luedella zu rächen.
    Sie schickte Elfrieda fort, als diese kam, um ihr beim Ankleiden behilflich zu sein, und zwang sie endgültig, den grünen Umhang zu nehmen. Dann befahl sie ihr, die Burg sofort zu verlassen. Es schien ihr wichtig, dass sie nicht Zeuge dessen wurde, was Avalon im Sinn hatte – die blanke Lüge vernahm, die sie von sich geben würde.
    »Gott sei mit dir«, sprach sie zu dem Mädchen, und Elfrieda starrte sie stumm an. Dann nahm sie den Umhang und ging.
    Avalon wählte das schönste Bliaud, das sie für die heutige Scharade besaß. Es war aus prächtigem dunkelblauen, grünen und violetten Brokat und Samt gefertigt. Das Oberteil wies einen tiefen Ausschnitt auf, und an den Schultern war es mit Amethysten besetzt, die in wellenförmigen Verzierungen bis zu ihren Röcken reichten.
    Warner würde es bestimmt gefallen. Als sie über die Haupttreppe in die große Halle kam, drängte er sich durch die versammelte Menge, um sie zu begrüßen. Er verbeugte sich gerade so tief, dass seine Augen nahe ihrer Brüste waren. Sie konnte jedoch nicht sagen, was er mehr bewunderte – ihren Busen oder ihren Schmuck.
    »Herrlich«, strahlte Bryce und griff nach ihrer Hand. »Sieht sie nicht herrlich aus, meine Liebe?«, fragte er Claudia.
    »Oh, ja«, bestätigte die Lady und zeigte ihr übliches Lächeln, bei dem sich nur ihre Lippen kräuselten.
    Alle Leute in der Halle starrten sie an, begutachteten die Erbin, taxierten das Gewand, die Edelsteine, ihren Auftritt. Gott sei Dank hatte London sie auf so etwas vorbereitet.
    Irgendjemand reichte ihr einen goldenen Kelch mit gewürztem Wein, der stark nach Nelken roch. Bryce war von der Menge verschluckt worden. Immer wieder hörte man ihn laut lachen, während er mit fast rasender Geschwindigkeit von Person zu Person eilte mit seinem Gefolge im Schlepptau. Warner schien fast an ihrer Schulter angewachsen zu sein. Sie konnte keinen Schritt tun ohne ihn. Er stellte sie gierigen Scharen von Leuten vor; sie spürte

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