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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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ans Leben klammerten. Im grünen Gras blitzten silberne Bäche auf. Sie schienen aus einer Region voll blauem Nebel und gesprenkelten Flächen am Abhang eines großen Berges herabzufließen und sich in den Kreis des kleinen Tales zu ergießen. Es gab raffiniert verwobene Muster von Brombeergestrüpp in diesem Tal. Junge Mädchen mit langen Haaren und geflochtenen Körben sammelten Wolle von dornigen Büschen.
    Und am Hang des Berges erkannte Avalon, obwohl sie es nie zuvor gesehen hatte, das, was von dem bösen Elf der Legende übrig geblieben war. Da saß eine menschlich wirkende Gestalt aus schwarzem Fels inmitten von Grün und Silber.
    Avalon verhielt in ihrem Schritt und blieb stehen. Sie starrte auf das Gestein.
    Auf den ersten Blick wurde ihr klar, warum sich eine Legende um diesen Fels gesponnen hatte. Es musste ein riesiger Elf gewesen sein, dreimal so groß wie ein Mensch, wenn er statt aus Stein aus Fleisch und Blut gewesen wäre. Andererseits wirkte er gleichzeitig wie ein verdrehter, zerschmetterter Mann – allerdings mit den schwarzen Schwingen einer Krähe, die hinten aus ihm herauswuchsen. Die Form des Kopfes zeichnete sich deutlich ab, auch zwei ausgestreckte Arme, zwei Beine. Die Flügel. Das grünsilberne Gras war an keiner Stelle über den schwarzen Steinkörper hinweggewachsen.
    Avalon biss die Zähne zusammen, bemerkte es jedoch erst, als sie wegschaute; Marcus tat das Gleiche. Stille herrschte im Tal. Kein Vogel, kein Insekt war zu hören. Sogar die leichte Brise hatte sich gelegt. Alle Leute, die sie umgaben, verharrten in Schweigen.
    Plötzlich schien ihr alles wahr zu sein. Es hatte ihn gegeben – diesen bösen Elfen. Die Gemahlin des Lairds war kein Mythos, sondern hatte tatsächlich existiert und war auf dieser Wiese entehrt worden. So kam es zur Begegnung zwischen einem rachsüchtigen Laird und einem Teufel. Der Fluch war echt.
    Ihre Welt geriet ins Wanken. Die Umrisse verschwammen. Lärm erfüllte ihre Ohren. Sie hörte einen Mann schluchzen. Ein schrecklicher Gestank erhob sich. Er war so widerlich, dass sie würgen musste. Es wurde unerträglich heiß und schwül.
    Der Mann hörte nicht auf zu schluchzen und jetzt fing er auch zu sprechen an:  Treulieb, mein Leben, verlass mich nicht ...
    Keuchend holte Avalon Luft, und das Tal sah wieder normal aus. Der Mann, seine tieftraurige Stimme waren fort und man roch nur noch die Frische der Berge. Nichts schien sich in diesem kurzen Augenblick verändert zu haben. Alle standen an der gleichen Stelle und schauten entweder den bunten Abhang hinauf oder zum Laird und seiner Braut.
    Sie wunderte sich. Es war so real gewesen! Und doch blickte niemand verdutzt um sich. Nur von Marcus kam ein Hinweis, dass sie sich möglicherweise nicht alles hier eingebildet hatte. Er atmete tief durch und runzelte die Stirn, als ob auch er den widerlichen Gestank von etwas, das nicht hierher gehörte, bemerkt hätte.
    Sein Blick traf den ihren.
    »Schwefel«, meinte er.
    Ihre Ablehnung kam heftig und spontan. Es konnte nicht real gewesen sein.
    »Nein!«
    Er dämpfte seine Stimme, und was er zu sagen hatte, war nur für ihre Ohren bestimmt. »Noch eine Lüge, Avalon?«
    »Es war eine Illusion.« Auch sie sprach leise. »Nicht wirklich.«
    Jetzt warf er ihr sein frostiges Lächeln zu. »Wir haben hier oben überall unsere Geister, Mylady, ob Ihr nun an sie glaubt oder nicht.«
    Die jungen Mädchen im Tal hatten sich näher herangewagt. Aus blassen, hohlwangigen Gesichtern schauten sie sie an, und Avalon spürte ihr Erstaunen, ihre Bewunderung, sah ihre wunden Finger, die Nässe ihrer Füße durch die Löcher in den Galoschen.
    Am liebsten hätte sie mit dem Geist des Lairds, den sie gehört hatte, geweint. Sie wollte um diese Kinder weinen, die keine Nächte ohne die Schmerzen ihres Tagwerks kannten, die noch nie ein Bliaud gesehen hatten, das mit schönen Juwelen besetzt war, geschweige denn davon träumten. Welch ein Unglück, dass es so wenig Lachse gab, dass das Getreide auf den Feldern verdorben war. Lieber Gott, was sollte aus ihnen werden?
    Marcus ließ ihren Arm los und gesellte sich zu den Menschen, die sich hinter ihnen versammelt hatten. Er verschmolz förmlich mit ihnen. Sein Tartan war von den anderen nicht mehr zu unterscheiden, einer unter vielen – ein Meer der Gleichförmigkeit, das ohne zu zweifeln seine Existenz in sich aufnahm.
    Die Wolle sammelnden Mädchen schauten ihm nach und völlige Ergebenheit lag auf jedem einzelnen Gesicht.
    Avalon

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