Sueße Prophezeiung
einer Heirat zu tun.«
Bewegungslos und misstrauisch beobachtete sie ihn.
»Aber ich nehme an, dass sogar Ihr mir zustimmen werdet, dass ein Ehevertrag wie der, der zwischen unseren Vätern geschlossen wurde, sehr wohl eine Heirat beinhaltet.«
Avalon schaute weg.
»Legal«, verkündete Marcus, der am Tisch lehnte. »Akzeptiert. Bindend. Anerkannt nicht nur von einem König, sondern sogar von zweien.«
Dazu gab es nichts zu sagen außer der Tatsache, dass ihr das gleichgültig war. Doch das wusste er bereits.
»Unter diesen Umständen werde ich Euer Jawort nicht benötigen, Lady Avalon. Euer Schicksal ist bereits besiegelt. Unserer Verlobung wurde königliche Zustimmung zuteil. Ich hätte zweifellos keine Schwierigkeiten, einen Mann der Kirche zu finden, der entgegen aller Eurer Einwände bereit ist, uns zu trauen.«
Die Röte schwand aus ihrem Gesicht. »So weit würdet Ihr nicht gehen.«
»Ich sehe keinen Hinderungsgrund.« Er zuckte lässig mit den Achseln. »Wenn Ihr nicht vernünftig werdet, bleibt mir keine andere Wahl. Ihr habt Euch selbst in diese Situation gebracht. Denkt noch einmal über Eure Sturheit nach, Avalon!«
O nein, er hatte keine Lust, sie zu einer Heirat zu zwingen. Tatsächlich war er sich sogar sicher, dass es keine Möglichkeit gab, sie gegen ihren Willen zu ehelichen. Er brauchte ihre Kooperation, damit es eine legale Zeremonie gab. Davon abgesehen, wenn die Herausforderung durch Warner käme – was sicherlich bevorstand –, würde sein eigener Anspruch mit einer einverstandenen Braut viel stärker sein.
»Ich gebe Euch jetzt Zeit, Euch meine Worte durch den Kopf gehen zu lassen, Mylady. Ihr müsst Euch ausruhen. Eine rasche Genesung wünsche ich.«
Er stieß sich vom Tisch ab und ging zur Tür, gegen die er zweimal klopfte, damit der Wächter den Riegel öffnete. Zum Abschied verbeugte er sich. Sie hatte sich nicht von ihrem Platz vor dem Feuer wegbewegt. Aber er wusste, dass in ihren Augen Flammen züngelten.
»Ich hätte Euch dem Pferd überlassen sollen«, hörte er sie zischen, als er die Tür schloss.
Er war zu ihr gegangen, um ihr eine Gunst zu gewähren, und als er sie verließ, setzte er ihr ein Ultimatum. Marcus schüttelte den Kopf über sein hitziges Gemüt. Bal hatte Recht mit dem dräuenden Sturm.
6
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Zwei weitere volle Tage blieb sie in dem Zimmer. Sie musste nicht durch den kleinen Raum tigern und wurde auch nicht von Langeweile in den Wahnsinn getrieben – denn sie hatte viele Besucher.
Da waren die warmherzigen Jungfern, als die Avalon sie mittlerweile betrachtete, die guten Sechs, die sie bemutterten, umsäuselten und verhätschelten. Aber nach ihnen kamen Legionen von Interessenten unter diesem oder jenem Vorwand in ihr Zimmer. Andere schauten einfach nur so vorbei, um sie zu betrachten, sich ein Bild von ihr zu machen, als handele es sich bei ihr um ein Märchen aus alten Zeiten.
Sie hatte keinen von ihnen gekannt, als sie im Cottage des entlegenen Dorfes gelebt hatte. Ihr Kontakt zu anderen war streng kontrolliert worden. Aber anscheinend hatten alle von ihr gewusst und jeder Einzelne sorgte dafür, ihr auf eigene Art und Weise zu beteuern, wie froh sie seien über ihre jetzige Ankunft.
Tegan, die Köchin der Burg, wollte wissen, was die Braut gern bei den Mahlzeiten zu sich nähme.
Hew, Sean, Nathan und David – alle gehörten zu Marcus’ Wache – lungerten vor der Tür herum, bis sie genug Mut gefasst hatten, um sie zu fragen, wie sie den Riesen Tarroth in der schrecklichen Sturmnacht neulich hatte abschütteln können. Die nächste Stunde verbrachten sie damit, die grundlegenden Griffe und Ausweichmanöver vor ihr zu üben, bis sie bei jedem saßen.
Tarroth selbst kam, um ihr die gleiche Frage zu stellen. Mit gerunzelter Stirn blickte er auf sie hinab und bettelte so lange, bis sie endlich nachgab und ihm zeigte, wie man bestimmte Hiebe parierte.
Ilka, die Haushälterin von Sauveur und ihre drei Töchter – die in einer Reihe standen und Avalon mit identischen stiefmütterchenfarbenen Augen anstarrten – schaute nach, ob sie genug Pelze auf ihrem Bett hatte, der Kamin gut gekehrt und das schwarze Kleid, das sie unter ihrem Tartan trug, nicht unbequem war.
Mehr oder weniger behandelten sie alle so respektvoll wie eine Königin und nicht wie die verletzte Gefangene ihres Lairds. Das eine überwältigende Gefühl, das Avalon in ihnen wahrnahm, die Hauptgemeinsamkeit, die sie verband, war Aufregung, die an Freude grenzte. Sie umwallte sie
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