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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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förmlich, während sie ehrerbietig mit ihr sprachen. Sie leuchtete im Raum nach, wenn sie ihn verließen. Sogar Tarroth hatte sich voller Achtung vor ihr verbeugt und empfand keine Rachsucht gegenüber der Frau, die ihn mit solch scheinbarer Leichtigkeit überwältigt hatte. Tatsächlich war er sogar stolz, dass ausgerechnet ihm es zufiel, als Beweis für ihre Kampffähigkeiten herzuhalten.
    Avalon erkannte, dass alle an die Geschichte mit dem Laird, seiner Frau und dem Teufel glaubten. Sie hingen mit jeder Faser ihres Seins, genauso wie Hanoch es getan hatte, an diesem dummen Aberglauben, dieser unmöglichen Legende.
    Die Frauen wurden im Laufe des Tages mutiger. Sie setzten sich neben sie und fragten sie nach ihrer Meinung zu hundert verschiedenen Dingen. Warum ein Ehemann das täte, wie man ein Kind bei jenem am besten bestrafte. Meint Mylady, dass die Schweine dieses Jahr noch einmal werfen sollten? Es gäbe eine Sau, die ein so komisches Glitzern in den Augen habe ...
    Der Ehemann von einer hatte sich den Rücken vor der Ernte gezerrt. Er war nicht in der Lage gewesen, seinen Anteil der Arbeit zu leisten. Würde die Herrin der Familie ein zusätzliches Maß Weizen aus Mildtätigkeit gewähren?
    Die Hälfte des Getreides auf den nördlichen Feldern sei durch einen merkwürdigen schwarzen Belag am Halm verdorben. Hielt die Herrin dies auch für das Werk des Teufels? Würde die Herrin in der Lage sein, das Getreide für sie wieder in Ordnung zu bringen? Oder würde sie ihnen neues kaufen?
    Der Lachs sei dieses Jahr knapper denn je gewesen. Würde die Herrin ihre Schafe aus England hertreiben lassen, damit sie den Winter überstünden?
    Sie war einigermaßen entsetzt. Was sollte sie ihnen sagen? Avalon erklärte ihnen rundheraus, dass sie nicht geeignet sei, ihnen Antworten zu geben. Doch es schien, als hätten sie mit ihrer unter Bedauern vorgetragenen Zurückweisung gerechnet. Also würden sie sich in Geduld fassen und bei Gelegenheit ihre Geschichten aufs Neue erzählen; dann würden sie hoffentlich Bescheid erhalten.
    Die junge Herrin schwankte zwischen Lachen und Weinen. Sie wusste, was für ein Mensch sie war, und sie konnte das Bild, das offensichtlich diese guten Leute von ihr hatten, nicht damit in Einklang bringen.
    Sie war keine Königin, kein lebendes Symbol, das ihrem Fluch ein Ende bereiten würde. Allein der Gedanke, was sie von ihr erwarteten, ließ sie bereits erstarren. Das Einzige, was sie ihnen bieten konnte, war eine materielle Lösung – ihr Reichtum – und diesen wies Marcus zurück.
    Bei Balthazars Erscheinen befanden sich ungefähr zwanzig Frauen in dem kleinen Gemach. Alle hatten sich um die Lagerstatt versammelt, die sich direkt unter dem Fenster befand. Sie hatten eine eigene Hierarchie entwickelt, vom höchsten bis zum niedrigsten Rang entsprechend der jeweiligen Bedeutung. Nacheinander baten sie um Gehör bei ihrer Herrin, die auf ihren Pelzen saß und die Hände im Schoß gefaltet hielt, in einer Geste, die nicht zufällig einer flehentlichen Gebetshaltung entsprach.
    Als der Maure auf der Schwelle stand, wandte sich ihm jedes Gesicht zu. Sie tauschten miteinander schnelle Blicke; dann rafften die Frauen ihre Röcke, schluckten ihre dringenden Bitten hinunter und verließen knicksend den Raum.
    »Seht nur, wie sehr sie Euch lieben«, verkündete er, während er vortrat und sich vollendet vor ihr verbeugte.
    »Nicht ich bin es, die sie lieben«, erwiderte Avalon, sich vom Bett erhebend. »Es ist eine fixe Idee, die sie haben und die hat eigentlich nichts mit mir zu tun.«
    Hinter Bal erschien ein weiterer Mann, der größer und breitschultriger war. Sie wusste natürlich, wer es war. Mit einem köstlichen Schauder nahm sie seine Anwesenheit wahr. Der heimlichen Freude folgte ein eiliges Leugnen.
    »Geht es ihr gut genug, um aufzustehen?«, fragte Marcus Balthazar.
    Bal hob fragend eine Augenbraue in Richtung Avalon. »Geht es ihr gut genug?«
    Was sollte sie dazu sagen. Es verlangte sie so sehr danach, den Raum zu verlassen, dass das Bedürfnis wie ein schmerzhafter Kloß in ihrer Kehle saß. Aber wenn sie sich zu begierig gab, würden sie dann einen Rückzieher machen? Ziemlich unschlüssig blickte sie den Mauren an.
    Marcus ging zu ihr und betrachtete sie mit Augen, die sie plötzlich an einen eingesperrten Wolf, den sie vor langer Zeit gesehen hatte, erinnerten: voller Intensität, glühend und ungezähmt.
    »Kommt«, sagte er und bot ihr seinen Arm.
    Sie nahm ihn, weil der Kloß

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