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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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etwas ans Herz wuchs und sein emotionaler und mentaler Schild rissig wurde.
    Schnell und effizient erledigte er, was erledigt werden musste. Er sah sich suchend um, bis er einige Meter entfernt ihre Handtasche entdeckte. Geschickt nahm er das Handy heraus, zog den Führerschein aus der Geldbörse und ließ beides in seine Tasche gleiten. Kreditkarten oder andere Ausweise trug sie keine bei sich, darum steckte er die Börse in die Handtasche zurück und warf beides in den Fußraum vor dem Beifahrersitz. Der Laptop war noch leichter zu finden, er lag hinter ihr unter dem Rücksitz, dafür kam er schwerer an ihn heran. Schließlich bekam er ihn zu fassen und zog ihn heraus.
    Jetzt fehlte noch die Rechnung für den Autokauf. Er kämpfte sich um den Wagen herum und öffnete mit der Taschenmesserklinge das kaputte Handschuhfach. Nachdem er die Quittung geborgen hatte, hielt er kurz inne und überlegte, ob noch etwas ihre Identität verraten konnte. Nein, er hatte an alles gedacht.
    Zum Schluss schoss er mit dem Handy ein Foto von ihr. Das war gruselig, aber notwendig.
    Den Laptop in der Hand, kletterte er wieder zur Straße hoch. Höchstens fünf Minuten waren seit dem Unfall vergangen, wenn überhaupt. Kein Fahrzeug war vorbeigekommen, aber das hier war auch nicht gerade ein Freeway. Er öffnete die Tür des Pick-ups, dessen Motor immer noch lief, legte den Laptop auf den Beifahrersitz, nahm
Dreas Handy aus der Tasche und sah nach, ob es Empfang hatte. Es hatte Empfang, wenn auch nur schwachen; vielleicht würde man ihn trotzdem verstehen. Er wählte die 911, als die Frau in der Notrufzentrale antwortete, sagte er: »Ich möchte einen schweren Autounfall mit einem Opfer melden, und zwar auf dem Highway …«
    Er gab alle notwendigen Informationen durch und klappte, sobald die Zentrale Fragen zu stellen begann, das Handy zu, um das Gespräch zu beenden.
    Er würde warten, bis er in der Ferne Sirenen hörte. Er würde bei ihrem Leichnam Wache halten, sie beschützen und ihr Gesellschaft leisten, bis er sich überzeugt hatte, dass jemand kam und sich um sie kümmerte.
    Einen Fuß auf die Trittleiste gestellt, einen Arm auf das Dach des Pick-ups gestützt, schaute er zu, wie die Sonne hinter den fernen Bergen unterging und wie das violette Zwielicht in Windeseile das Land eroberte. Schließlich hörte er ein leises Jaulen, das von der klaren, trockenen Luft herangetragen wurde, und sah einige Meilen entfernt rote Lichter blitzen.
    Er stieg ein, blieb kurz sitzen, die Arme über dem Lenkrad verschränkt, und dachte daran, wie sie ihn angesehen hatte, wie weich ihre Miene geworden war, ehe sie dieses eine Wort gehaucht hatte: »Engel.«
    Dann war sie gestorben.
    Fluchend schlug er mit der Faust auf das Lenkrad. Dann legte er den Gang ein und fuhr davon.

17
    Es tat nicht weh. Drea hätte gedacht, dass es wehtat, aber das tat es nicht. Das war okay, sie war kein Fan von Schmerzen.
    Alles kam ihr so fern und unwirklich vor. Sie wusste, eigentlich sollte sie versuchen aufzustehen, es gab einen guten Grund zu fliehen, aber sie hatte keine Lust, sich zu bewegen. Außerdem war, sich zu bewegen, keine Option. Vielleicht würde sie später aufstehen.
    Nein, nein, sie konnte sich nicht selbst belügen, nicht einmal jetzt. Jetzt schon gar nicht. Sie lag im Sterben. Sie wusste es, und es war okay. Falls sie die Wahl gehabt hätte, hätte sie versucht zu entkommen, bestimmt, aber diese Wahl hatte man ihr genommen, und ehrlich gesagt war sie beinahe erleichtert. Sie konnte spüren, dass sie starb, sie spürte, dass jeder Atemzug langsamer kam. Ihr Herzschlag – schlug ihr Herz überhaupt noch? Sie spürte es nicht mehr. Vielleicht hatte es aufgehört. Auch das war okay, denn es hatte, seit ihr Baby gestorben war, ohne jedes Gefühl geschlagen und schon längst keine Lust mehr dazu.
    Ihr Baby … sie hatte ihm nicht einmal einen Namen gegeben. Sie hatte im Schock gelegen und wäre selbst um ein Haar gestorben, weil sie so viel Blut verloren hatte und der Arzt die Blutung nicht stoppen konnte; währenddessen hatte man den winzigen Leichnam weggebracht. Nachdem das Kind keinen Atemzug getan hatte, hatte man ihr nicht einmal eine Geburtsurkunde zum Ausfüllen gebracht. Eine Totgeburt. So sagte man dazu. Er war so still gewesen, als er geboren wurde, dabei hatte er sich
noch eine Stunde zuvor damit vergnügt, Purzelbäume zu schlagen und gegen ihre Rippen zu treten. Dann hatte sie dieser plötzliche, unerträgliche Schmerz durchschnitten,

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