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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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dafür, dass es er gewesen war, dass er sie nicht wie eine Hure behandelt hatte, dass er ihr mit solcher Zärtlichkeit so unbeschreibliche Lust verschafft hatte, nur um sie dann rücksichtslos zu verlassen und ihr die unbedachten Worte: »Einmal ist genug« zuzuwerfen. War er die Strafe dafür, dass sie mit so vielen Männern gespielt, dass sie so viele Männer benutzt hatte? Wie verflucht ironisch, dass sie genau dieses eine Mal geglaubt hatte – Es war egal, was sie geglaubt hatte, sie musste vergessen, dass sie ihn angebettelt hatte, sie mitzunehmen, denn ganz gleich, was sie geglaubt hatte, seine und ihre Gedanken hatten sich eindeutig nicht in dieselbe Richtung bewegt.
    Sie nahm die nächste Kurve ein wenig zu schnell, und das Heck des Wagens kam ins Schlingern; plötzlich verwischte die Landschaft, die sich eben noch so klar im heißen Halblicht der untergehenden Sonne abgezeichnet hatte. In ihren Augen brannten Tränen, die sie auf keinen Fall vergießen würde. Sie hatte seinetwegen genug geweint. Sie
hatte gelernt, nie zurückzublicken, dem Schicksal nie Gelegenheit zu geben, ihr noch einmal aufs Maul zu hauen.
    »Fick dich«, sagte sie zu der Gestalt im Rückspiegel, zu dem ausdruckslosen Gesicht hinter der dunklen Sonnenbrille.
    Plötzlich zuckte die Straße in einer so scharfen S-Kurve zur Seite weg, dass sie reagieren musste, ehe sie auch nur begriffen hatte, wie eng die Kurve war. Sie trat auf die Bremse und spürte, wie die Hinterreifen wieder ins Rutschen gerieten und sie nach rechts zogen, dorthin, wo der Asphalt im Nichts endete.
     
    »Langsam«, ermahnte er sie scharf, als er das Heck des Wagens ausbrechen sah, dabei wusste er genau, dass sie ihn nicht hören konnte. Er nahm den Fuß vom Gas und verlangsamte, ehe er hinter ihr in die Serie von Biegungen einfuhr. Vielleicht würde sie nicht so scharf in die Kurven gehen, wenn er sich zurückfallen ließ; außerdem war der Truck nicht so wendig wie ihre Limousine.
    Ihre Hinterräder schlitterten vom Asphalt und jagten eine Schotterfontäne hoch. Er beobachtete es in sinnloser Wut, denn er wusste genau, dass er verdammt noch mal rein gar nichts tun konnte.
     
    Dreas Herz begann wie wild zu schlagen, als der Wagen auf die Hangkante zurutschte; ein lähmendes Gefühl der Hilflosigkeit ergriff sie, weil die Gesetze der Physik sie fest im Griff hatten und sie nichts dagegen unternehmen konnte.
    Sie befand sich genau am Scheitelpunkt der Kurve. Vor und rechts von ihr war nichts als Luft. Die Zeit fror kurz ein und klickte dann weiter zum nächsten Bild, danach zum übernächsten, wie bei einem Diavortrag, bei dem ein
anderer den Projektor bedient. In jedem Ausschnitt wusste sie genau, was als Nächstes passieren würde, weil ihre Gedanken den Bildern schnell und weit vorausflogen.
    Erstes Bild: In diesem Augenblick wusste sie, dass sie nicht auf den Schotter geraten durfte, weil sie dann von der Straße rutschen und in die von Bäumen bestandene Vertiefung stürzen würde, die zwischen den beiden Hälften der S-Kurve lag. Selbst wenn sie den Absturz überleben sollte, würde der Unfall ihren Tod bedeuten, weil er direkt hinter ihr war und sie dann in aller Ruhe erschießen konnte.
    Zweites Bild: In jenem Sekundenbruchteil, in dem die Hinterreifen auf den Schotter zuschlitterten, kam der Wagen hinten in Schräglage, ihr Magen sackte ins Bodenlose, so als säße sie in einer Achterbahn. Im Rückspiegel sah sie den riesigen Pick-up aufragen und den Mann am Steuer, die Panik versetzte ihr einen solchen Schlag, dass ihr ins Holpern gekommener Puls unter diesem Aufprall stecken blieb. Er hatte sie nicht gewollt. Wenn er sie doch nur gewollt hätte. Wenn er ihr nur seine Hand gereicht hätte, als sie ihn angebettelt hatte: »Nimm mich mit.« Aber das hatte er nicht und würde er auch nie tun.
    Drittes Bild: Plötzlich griffen die Hinterräder wieder, sie wühlten sich in die abbröckelnde Hangkante und jagten einen riesigen Bogen an Dreck und Schotter über den Abgrund. Das Lenkrad ruckte zur Seite, begann sich aus eigenem Antrieb zu drehen und riss sich aus ihren verkrampften Fingern. Der Wagen schoss nach vorn und jagte mit ihr über den Abgrund. Vielleicht schrie sie; vielleicht hatte sie von Anfang an geschrien, aber sie nahm nur eine alles umfassende Stille wahr.
    Viertes Bild: Der Wagen schien quälend lang über quälend lange Sekunden hinweg in der Luft zu stehen. Sie
blickte über die Vertiefung, hinter der sich die zweite Hälfte des S wand,

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