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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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meinten das ohne jede Bosheit. Sie glaubten nur, dass sie nicht hierher gehörte. Trotzdem hegte sie keinen Groll ihnen gegenüber, denn hier oben gab es keinen Raum dafür, auch wenn es offenkundig Raum für Meinungsverschiedenheiten gab.
    Die Frau schien kurz zu versteinern, das Gesicht halb dem Himmel zugewandt, die Augen halb geschlossen, als lausche sie einem Lied, das nur sie allein hören konnte. Dann sah sie Drea lächelnd an. »Deine Mutterliebe, die reinste Form der Liebe, hat alles überwogen«, sagte sie. Sie berührte Dreas Hand, jene Hand, die immer noch Albans Hand hielt. »Du hast dir eine zweite Chance verdient«, sagte sie. »Jetzt kehr zurück, und vergib sie nicht.«
     
    Der Sanitäter packte seine Sachen zusammen. Hier gab es nichts mehr für ihn zu tun, es hätte auch nichts für ihn zu tun gegeben, wenn er schon hier gewesen wäre, als sich der Unfall ereignete. Blaue, rote, gelbe Blinklichter zuckten über den Highway weiter oben, während hier unten grelle Scheinwerfer aufgestellt worden waren, um das Wrack auszuleuchten. Menschen unterhielten sich, Funkgeräte knisterten, und alles wurde vom Brummen des Bergungskranes
untermalt. Trotzdem hörte er etwas Merkwürdiges, das ihn stutzen und den Kopf schief legen ließ, um zu lauschen.
    »Was?«, fragte sein Partner, der ebenfalls stehen geblieben war und sich jetzt umsah.
    »Ich dachte, ich hätte was gehört.«
    »Was denn?«
    »Weiß nicht. Wie … ungefähr so was.« Er holte schnell und flach Luft durch den Mund.
    »Du kannst in all dem Lärm so was hören?«
    »Ja. Warte, da war es schon wieder. Hast du es jetzt gehört?«
    »Nein, ich höre rein gar nichts.«
    Frustriert sah sich der Sanitäter um. Er wusste, dass er etwas gehört hatte, und das gleich zweimal, aber was? Es kam von links, aus der Richtung des Autowracks. Vielleicht war ein Ast unter der Anspannung gebrochen.
    Sie hatten eine Decke über den Leichnam der Frau gelegt und sie so gut wie möglich zugedeckt, wobei man berücksichtigen musste, dass sie von einem verfluchten Baumstamm an ihren Sitz genagelt wurde. Gott, dieser Unfall war wirklich übel. Er hatte versucht, den Anblick nicht an sich heranzulassen, aber er wusste, dass er ihn nicht vergessen würde. Er wollte sich das Elend bestimmt nicht länger ansehen, aber verflucht noch mal, jetzt hörte er das Geräusch schon zum dritten Mal, es kam ganz eindeutig aus dieser Richtung.
    Er blieb stehen, beugte sich zu dem Wrack hin, lauschte angestrengt. Ja, da war es wieder. Er hörte es – und sah, wie sich die Decke bewegte, als würde der Stoff erst angesogen und dann weggeblasen.
    Er war so fassungslos, dass er zwei unendlich lange Sekunden erstarrte, ohne auch nur einen Finger zu rühren.
»Scheiße!«, fluchte er laut, als er sich wieder bewegen konnte, als er wieder sprechen konnte, und schlug ihr die Decke vom Gesicht.
    »Was?«, fragte sein Partner wieder und sprang aufgeschreckt auf.
    Das war unmöglich. Das war verflucht noch mal unmöglich. Trotzdem presste er die Finger auf ihren Hals und tastete nach einem Puls. Er spürte ihn, obwohl er bei seinem Leben geschworen hätte, dass er vorhin rein gar nichts gespürt hatte, fühlte er jetzt das Leben unter seinen Fingern, flach und hektisch, aber trotzdem pulsierend.
    »Sie lebt!«, brüllte er. »Gott! Wir brauchen einen Helikopter! Sie lebt noch!«

18
    Immer wieder verlor sie das Bewusstsein, und jedes Mal kehrte es nach einer Weile zurück. Sie bevorzugte die Bewusstlosigkeit, weil sie dann die Schmerzen nicht spürte. Die Schmerzen waren bestialisch. Sie waren wirklich eine Bestie, meistens schlug die Bestie ihr die Zähne ins Genick. Zeitweise, wenn die Drogen entweder so weit nachgelassen hatten, dass sie wieder denken konnte, und die Schmerzen noch nicht voll eingesetzt hatten, oder wenn andererseits die Drogen wieder zu wirken begannen und das Ergebnis genau dasselbe war, war ihr klar, dass dies der Preis war, den sie für ihre zweite Chance entrichten musste. Es gab keine magische Heilung, keine Gratisrückfahrkarte ins Reich der Lebenden. Sie musste das hier lächelnd
ertragen, wenngleich es wenig zu lächeln, sondern eine Menge zu ertragen gab.
    Jede Entscheidung, die sie in ihrem Leben gefällt hatte, jeder einzelne Schritt hatte sie direkt auf diese verlassene Straße und an die Unfallstelle geführt. Genau an diesem Punkt war sie aus dem Spiel geflogen, und nun musste sie von vorn beginnen. Es gab keine Umleitungen und keine Abkürzungen zwischen

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