Sueße Rache & suendige Kuesse
als gäbe es den Rest der Welt nicht.
Doch das war nur eine Illusion. Da draußen gab es Chefs, denen man Rede und Antwort stehen musste; Artikel, die veröffentlicht werden mussten. Trotzdem wäre es vielleicht klüger, wenn sie die Sache mit Malcolm auf sich beruhen ließ.
Sie ging zu Steven und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Tut mir leid, Steven.“
„Was?“, fragte er und schaute sie verärgert an.
„Dass mir nicht bewusst war, dass Malcolm nur ein Samenspender, aber kein Vater für dich war.“
Steven drehte sich zu ihr um, und eine Sekunde lang fragte Ainsley sich, ob sie die Situation falsch eingeschätzt und etwas Falsches gesagt hatte.
„Samenspender? Das ist gut. So hat ihn noch nie jemand bezeichnet, aber es trifft den Kern der Sache.“
„Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass ich ziemlich gut darin bin, Menschen zu beobachten und herauszufinden, was sie bewegt.“ Sie lächelte, auch aus Erleichterung.
„Ja, ich bin genauso, deshalb bin ich ja auch ein guter Chef“, erklärte er nicht gerade unbescheiden.
„Du bist auch ein guter Mensch“, sagte sie.
„Da könntest du die Einzige sein, die so denkt.“
Das bezweifelte sie. Steven ließ zwar niemanden an sich heran, aber sie war sich nicht sicher, ob sie die Einzige war, die Sympathien für ihn hegte. Während sie ihn dabei betrachtete, wie er über sein Land schaute und so tat, als wäre ihm seine Herkunft egal, erkannte sie auf einmal, dass sie ihn liebte.
Steven war verärgert. Es war ein Fehler gewesen, Ainsley mit hierher zu nehmen. So viel Nähe war ihm unangenehm. Am liebsten hätte er sie sofort wieder in die Stadt gebracht. Irgendwohin, wo er wieder Abstand zwischen ihnen schaffen konnte. Es war in Ordnung, wenn sie eine Beziehung führten, damit konnte er umgehen. Aber wenn sie weiterhin so neugierige Fragen über Malcolm stellte, die nichts mit dem Artikel zu tun hatten … Ja, dann musste sie gehen.
Er dachte fast nie darüber nach, was es für ihn bedeutete, ohne Vater aufgewachsen zu sein. Mag sein, überlegte er, dass ich deshalb Einzelgänger geworden bin. Warum auch immer, er war einfach ein Mensch, der lieber allein war, und daher war in seinem Leben kein Platz für eine Frau mit großen blauen Augen und einem mitfühlenden Lächeln.
Er brauchte eine Frau nur fürs Bett. Zwischen ihm und Ainsley sprühten die Funken beim Sex, aber das bedeutete nicht, dass er vor ihr sein Innerstes ausbreiten würde. In dem Artikel ging es um den Geschäftsmann Steven Devonshire, das Private ging niemanden etwas an – nicht einmal Ainsley.
„Du hast seit einer halben Stunde keinen Ton mehr gesagt“, beklagte Ainsley sich.
„Du auch nicht“, konterte er. Sie saßen auf der Terrasse und aßen eine Kleinigkeit, nachdem er ihr sein Grundstück gezeigt hatte. Doch der Tag entwickelte sich nicht so wie erhofft. Sie waren beide auf der Hut, und Steven fand, es wurde Zeit, dass sie wieder in die Stadt zur Arbeit fuhren.
„Ich hatte Angst, wieder etwas Falsches zu sagen.“
„Wirst du schon nicht“, erwiderte er, weil er glaubte, seine Emotionen wieder im Griff zu haben. Noch einmal würde er nicht so reagieren wie vorhin. Er war einfach auf so persönliche Fragen nicht gefasst gewesen.
Er kontrollierte seine E-Mails auf dem iPhone und sah, dass Dinah aus den Staaten zurück war. Im Anhang hatte sie eine lange Liste von Empfehlungen mitgeschickt, die ihm die perfekte Ausrede boten, sich wieder in die Arbeit zu stürzen.
Einerseits bedauerte er es ein wenig, dass er Ainsley nicht wie geplant gefragt hatte, ob sie mit ihm zusammenleben wollte. Andererseits hatte ihm die unangenehme Diskussion vorhin gezeigt, was bei zu viel Nähe passierte.
Wenn man mit einer Frau ausging und mit ihr schlief, brauchte man nicht jede Einzelheit seines Lebens mit ihr zu teilen, aber zog man zusammen, gab es zwangsläufig irgendwann Verbitterung und Ärger, und das konnte er nicht gebrauchen.
„Ich muss zurück ins Büro. Eine dringende Angelegenheit …“
Ainsley nickte. „Ich hole nur schnell mein Gepäck, und dann können wir los.“
Sie ging ins Haus, und Steven sah ihr hinterher, wohl wissend, dass sie nie wieder hierherkommen würde. Ein Teil von ihm würde sie wirklich vermissen. Er mochte Ainsley mehr als die meisten Frauen, mit denen er in letzter Zeit geschlafen hatte. Nein, mehr als alle anderen Frauen, die er kannte, denn noch keine hatte sein Herz so berührt wie sie.
Aber das würde sie niemals erfahren. Das
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