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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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neuen Party-Trick vorführen.
    Sobald ich mir vorstelle, dass James Noushka küsst, wird mir schlecht. Echt wahr. Ich kann an meinem Schreibtisch sitzen und Noushkas Twitter-Meldungen lesen, und sechzig Sekunden später bin ich auf der Damentoilette und übergebe mich.
    So. Ich bin wieder zurück an meinem Schreibtisch. Das Lämpchen an meinem Telefon blinkt. Ich habe eine Nachricht und erfahre, dass meine Puddingprobe mit zwei Prozent Fett unten auf mich wartet.
    »Devron, die erste Probe von Appletree ist gekommen. Möchten Sie die kosten?«
    »Ich bitte darum.«
    Ich laufe zur Poststelle hinunter. Der Junge, der dort arbeitet, kann den Pudding nirgends entdecken. »Vielleicht versuchen Sie es mal am Empfang.«
    Die Dame am Empfang weiß nicht, wovon ich rede. Ich laufe wieder zur Poststelle. Nichts. Ich nehme den Aufzug und gehe zu Devron. »Tut mir leid, aber ich finde die Probe nirgends.« Devron schüttelt den Kopf. »Aber keine Sorge, ich treibe sie schon noch auf.«
    Janelle nimmt mich beiseite. »Das hätte nicht passieren dürfen. Devron ist sauer.«
    Du meine Güte, es geht doch nur um einen dummen Pudding.
    Eine Stunde später erscheint der Junge aus der Poststelle und stellt den Pudding auf meinen Schreibtisch. Ich lächle matt und teile Devron per E-Mail mit, dass der Pudding aufgetaucht ist. Er antwortet nicht.
    Drei Stunden später kommt Janelle und bittet mich, zu Devron zu gehen und ihn auf den neuesten Stand zu bringen.
    »Geht es um den Pudding?«
    Sie zuckt mit den Schultern. Obwohl sie die Antwort mit Sicherheit kennt. Devron ist so diskret wie ein Waschweib. Und nicht nur er. Sobald man hier jemandem den Rücken zukehrt, wird das Messer gewetzt.
    »Dein Pudding war übrigens von Anfang an da«, ruft Janelle mir nach. »Der Typ hat ihn im Postwagen gehabt.«
    Devron führt mich zu einer stillen Ecke in der Kantine.
    Dann setzt er eine mitfühlende Miene auf und legt den Kopf schräg. Ich sehe, dass er sich dringend die Nasenhaare stutzen muss. »Na, wie kommen Sie zurecht?«
    »Danke, mir geht es schon wieder viel besser. Ich war bei einer Therapeutin und nehme Tabletten.« Mir schnürt sich die Kehle zu. Um nicht zu weinen, atme ich tief durch und balle die Hände zu Fäusten, so fest, dass meine Fingernägel sich in die Handballen graben.
    »Wenn es für Sie besser wäre, nicht zu arbeiten, brauchen Sie nicht zu kommen.«
    »Daran würde ich nicht mal im Traum denken. Ich muss etwas Sinnvolles tun, die Arbeit lenkt mich ab und gibt mir abends das Gefühl, etwas getan zu haben.«
    »Gut. Aber wenn Sie hier nicht sein möchten, nimmt Ihnen das keiner übel.«
    »Danke, das ist sehr rücksichtsvoll, aber ich möchte unbedingt hier sein.«
    »Es ist nur so, dass wir die Ergebnisse Ihres 360-Grad-Feedbacks haben.«
    Na toll. Das heißt, jeder Befragte durfte ausgiebig über mich lästern.
    »Offenbar sind Sie bei unseren Meetings nicht so recht bei der Sache.«
    »O doch.«
    »Wenn ich rede, schauen Sie aus dem Fenster. Das habe ich selbst bemerkt.«
    Sieh mich nicht so an, Devron. Vor ein paar Wochen habe ich dir erklärt, dass ich eine schwierige Trennung hinter mir habe. Damals war ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich habe sogar geweint, Devron, und du hast mir aus deiner Jackentasche einen Keks mit Schokolade und Minze angeboten, an dem Flusen hingen. Das war dein Trost für mein ruiniertes Leben. Und dann verlangst du, dass ich wie gebannt deinen Worten lausche?
    »Auch in unseren Marketing-Meetings wirken Sie nicht glücklich.«
    »Nanu?« Was glaubst du, wie glücklich ich erst zu Hause wirke? Da liege ich wie ein Fötus auf dem Fußboden meines Badezimmers und heule wie ein Schlosshund. Sei froh, dass die Fußböden auf unseren Damentoiletten so dreckig sind, denn sonst würde ich hier das Gleiche tun. Außerdem habe ich in unseren Marketing-Meetings noch nie glücklich gewirkt.
    »Schauen Sie, ich weiß ja, wie Sie sich fühlen. Als ich mich von meiner Frau getrennt habe, war ich auch fix und fertig.« Du hast diese Frau und eure beiden Kinder wegen einer Siebzehnjährigen mit Zungenpiercing verlassen. Aber wie rührend, dass du deinen schweren Verlust mit meinem vergleichst, mir kommen gleich die Tränen.
    »Aber ich bin nicht mit langem Gesicht herumgelaufen, ich habe mich in die Arbeit gestürzt und alles aus mir rausgeholt. Ich habe nicht nur hundert Prozent gegeben, sondern hundertzehn. Sie dagegen lassen hier um Punkt sechs den Griffel fallen.«
    Du solltest froh sein, dass

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