Süße Teilchen: Roman (German Edition)

müssen glücklich machen, Sophie, und wenn dich jemand liebt, wird er dich stärken.«
    »Vielleicht hätte er das ja getan, wenn ich einen strafferen Körper hätte.«
    »Mach ihn nicht besser und dich nicht schlechter.«
    »Bestimmt ist er nach unserer Trennung sofort mit Noushka ins Bett gesprungen. Nein, wahrscheinlich schon vorher. Er wird nicht eine Sekunde lang unglücklich gewesen sein.«
    »Das wird er verdrängt haben. Du weißt doch, dass Männer ihre Gefühle unterdrücken. Ich finde das sehr ungesund.«
    »Aber jetzt ist er glücklich und das ertrage ich nicht.«
    »Ach wo, ist er nicht. Wie kann denn jemand glücklich sein, der keine Nähe zulässt und sich nie gestattet, verletzlich zu sein?«
    »Wer will denn schon verletzlich sein. Und er ist ganz bestimmt glücklich, schließlich hat er einen Sub-Zero und seine Freundin ist ein russisches Model.«
    »Der Sub-Zero war reine Geldverschwendung. Und seit wann ist ein russisches Model besser als eine Frau, die sich Desserts ausdenkt?«
    »In seiner Welt ist das Model besser.«
    »Dann lass ihn in seiner Welt leben. Sie ist doch nicht die Wirklichkeit. Außerdem geht es nicht darum, ob er glücklich ist, sondern ob du es bist.«
    »Aber ich bin nicht glücklich. Darf ich den Rest deines Karamellpuddings essen?«
    Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Bus zur Arbeit. Da ich vergessen habe, meinen iPod aufzuladen, schaue ich aus dem Fenster. Mein Blick fällt auf ein Plakat. Darauf ist Noushka abgebildet, sie wirbt für L’Estime . Außer einer Strumpfhose und High Heels trägt sie nichts. Mir wird schwindelig.
    Ich schaue auf die andere Straßenseite. Da ist eine Baustelle. Ein zweiter Bus überholt uns und blockiert die Kreuzung.
    Vor mir entdecken zwei Jungen, die schätzungsweise zwölf Jahre alt sind, das Plakat.
    »Mann«, sagt der eine. »Was für ein Arsch. Spitzenmäßig.«
    »Die würde ich nur von hinten nehmen«, prahlt sein Kumpel.
    »Mir soll sie einen blasen. Die ist bestimmt besser als deine Schwester.«
    »Und besser als deine Mum.« Die beiden lachen um die Wette.
    »Wir könnten sie uns zu zweit vornehmen.«
    Ich glaube, meinen Ohren nicht zu trauen.
    Am liebsten hätte ich ihnen einen Vortrag darüber gehalten, dass Frauen keine Objekte sind. Wenn ich ihnen doch wenigstens einen Milch-Shake ins Gesicht kippen könnte. Vielleicht sollte ich ihre Köpfe aneinanderschlagen? Am besten, ich stehe auf und verlasse den Bus.
    Das wird kein guter Tag, so viel steht jetzt schon fest.
    Ich hatte recht. Es wird sogar ein sehr schlechter Tag.
    Noushka ist in Moskau, zweifellos zusammen mit Ja-mes.
    Vielen Dank, Internet. Danke, dass du es einem Verfolger so leicht machst, selbst wenn er sich nicht von der Stelle bewegt. Danke, dass ich kein Fernrohr kaufen muss und auf einen falschen Bart verzichten kann. Ich muss nicht einmal im Wagen vor dem Haus meines Ex-Verlobten hocken, um ihn und seine neue Freundin heimlich zu beobachten.
    Ich muss mich nur in Noushkas Twitter-Account einklinken und schon werde ich über alles informiert.
    »Noushka ist in Moskau und verbringt dort ein langes Wochenende. Ciao. Küsschen an alle.«
    »Noushka findet es toll, in London zu wohnen.«
    »Noushka liebt ihre neue Kette von Lara Bohinc.«
    »Noushka betet Dior an.«
    Ich denke an das viele Geld, das James besitzt. Hätte er keine zwölf Millionen, würde Noushka ihn links liegen lassen. Doch das Geld gehört zu James, ebenso wie seine Nase oder die Narbe an seiner rechten Braue. Er mag den Wettbewerb, möchte erobern und siegen. So ist er gepolt.
    »Noushka verbringt die Nacht im Sanderson. J«
    »Noushka liebt das Frühstück im Bett im Georges V. JJ Küsschen.«
    All diese Details sind für mich wie verdorbene Austern, eine schädlicher als die andere.
    Vor zwei Wochen bin ich auf »Noushka ist sehr, sehr glücklich« gestoßen. Daraufhin habe ich sofort ihren Blog und ihre Fanseite gecheckt, um herauszufinden, ob sie sich womöglich verlobt hat. Gott sei Dank nicht. Sie hatte lediglich einen Vertrag mit einem Großhandel geschlossen, der ab sofort ihren Fußnagellack vertreibt.
    Heute schreibt sie: »Noushka ist traurig, buuhuuu L.« Mein Herz macht einen Luftsprung.
    Haben sie und James sich getrennt? Leider nein. Aber Mona-Coco hat sich in Genf das Pfötchen verletzt. Dazu gibt es ein Foto von der Töle. Sie trägt die Pfote in einer Samtschlinge, die mit Swarovski-Steinen besetzt ist.
    In Genf? Wohnt da nicht James’ Vater?
    Inzwischen könnte ich einen