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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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Trainingslager.
    Einen schönen Urlaub stelle ich mir anders vor. Aber ich habe mich entschieden und meine Komfortzone verlassen, um fit und stark zu werden und über James hinwegzukommen.
    Um jeden Zweifel auszuräumen: Hier geht es weder um flauschige Bademäntel noch um Massagen oder fünf leichte Mahlzeiten am Tag, sondern um schweißtreibende Arbeit. Für die man zahlt, und das nicht zu knapp. Im Preis enthalten sind unter anderem zwölf Stunden Ausdauertraining. Bei den Trainern handelt es sich um zwei gnadenlose Typen, die früher bei einem militärischen Sonderkommando waren. Big Tony und Grant. Das bedeutet, es gibt keine Schonung. Ach ja, und zu essen gibt es auch nichts.
    Unsere Gruppe kam zur Mittagszeit an. Als Erstes wurden wir gewogen. Zehn Minuten später bekamen wir jeder zwei Haferkekse und einen halben Becher Gemüsebrühe, als Übergangsmahlzeit, um unsere Mägen an kleine Portionen zu gewöhnen. Auch unter einer Übergangsmahlzeit stelle ich mir etwas anderes vor.
    Klingt masochistisch, oder? Aber es kommt noch schlimmer. Immerhin sind wir hier in Italien, der Heimat von Cannoli, Cannelloni, Focaccia, Mozzarella, Gelato und Mascarpone, dem Land, in dem Tomaten noch nach Tomaten schmecken. Nur dürfen wir keine Tomaten essen. Angeblich enthalten sie zu viel Zucker. Tomaten sind »böse«.
    Ebenso böse sind Kohlehydrate (finde ich nicht), Koffein (seit wann das denn?), Milchprodukte (wie ärgerlich) und Alkohol (na ja).
    Einmal am Tag dürfen wir naschen, sprich, ein winziges Stückchen Bitterschokolade essen.
    Auch unser Tag wird sorgsam in kleine Stücke eingeteilt. Eine Stunde Fitnesstraining, zwanzig Minuten Liegestütze, zwei Minuten, um unsere Wasserflaschen wieder aufzufüllen. Nie erfährt man, was als Nächstes kommt, oder wenn, dann erst am Ende einer Übung. Schließlich sollen wir uns auf das, was wir gerade tun, konzentrieren und den Augenblick genießen. Ergibt ja auch Sinn. Würde man mir sagen, was mir als Nächstes bevorsteht, fände ich wahrscheinlich fünfzig Ausreden, um mich davor zu drücken.
    Ich habe vier Leidensgenossinnen. Jojo (nennt sich Go-Go), Triathletin, möchte aber noch mehr aus sich herausholen; Sephonie, Fulhams Version von Paris Hilton; Mary, übergewichtig, nett, achtundvierzig Jahre alt; und Hildegunn, die Naturfreundin.
    Nach dem ersten Tag liege ich im Bett. Das Zimmer teile ich mir mit Mary, wir beide haben den Aufenthalt als Letzte gebucht. Zwei Dinge haben mich bewegt, hierher zu kommen. Zum einen war es Toms Rat, ich solle meinen Arsch in Gang setzen, zum anderen meine schwarze Cordhose Größe zweiundvierzig, die mir gesagt hat, sie sei eine Nummer zu klein. Als ich Laura von meinem Plan erzählte, fragte sie, warum ich andere Leute dafür bezahlen wolle, dass sie mich drangsalieren, und ob mir das Gratis-Jahr mit James in dem Punkt nicht gereicht habe.
    Nach dem Mittagessen, also genau fünf Minuten danach, mussten wir heute einen sehr steilen Hang hochsteigen, sogar zweimal, und das bei der Hitze. Ab und zu blaffte Big Tony oder Grant, wir sollen »Wasser fassen«. Mary hat nur wenig Wasser getrunken, sie wirkt ziemlich schlaff.
    Als Nächstes mussten wir zwanzig Minuten schwimmen. Mit Tempo. Widerlich.
    »Am letzten Tag machen wir einen Schwimmtest«, sagte Big Tony. »Dabei muss jede schneller als heute sein.«
    Go-Go klatschte vor Freude in die Hände.
    Beim Abendessen (zwei Bissen Auflauf mit Huhn, sieben grüne Bohnen) hatte ich meinen ersten Tobsuchtsanfall und verlangte von Big Tony mehr Gemüse. Er erklärte, das Konzept beinhalte exakt abgemessene Kalorien. Ich erwiderte, über Ernährung wisse ich mehr als er, das sei mein Beruf, und dass es schädlich sei, wenn jemand nichts zu essen bekommt, obwohl er ständig Kalorien verbraucht. Er sagte, ich solle aufhören zu meckern, aber ein Glas Wasser sei noch genehmigt, seinetwegen auch mit einer Zitronenscheibe darin.
    Nachher war ich froh, dass ich so wenig bekommen hatte, denn fünf Minuten nach dem Essen mussten wir eine Stunde lang über das Korbballfeld wetzen.
    Jetzt liegen Mary und ich in unserem Doppelbett. Ich bin wütend, denn der nahrungsarme Stress hier kostet mich am Tag zweihundert Pfund. Mary ist übel.
    Mary übergibt sich, nein, sie kotzt, und ich laufe wie eine Irre umher und suche nach dem Abfalleimer. Als ich ihn entdeckt habe, hat sie schon auf unser Bett gereihert, auf den Boden, meine Turnschuhe und in ihre Haare.
    »Woher kommt das alles?«, frage ich. »Wir haben doch

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