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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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ihm! Du weißt ja, wie dieses Gedicht ausgeht…«
    Seit vier Tagen ist James in Portugal und hat nicht einmal eine SMS geschickt. Wahrscheinlich hat er viel zu tun. Außerdem ist er fünfundvierzig. Männer in diesem Alter schicken keine SMS, sie sind schließlich keine Teenager mehr. Ich kann darauf auch verzichten, ich würde lieber reden. Morgen kommt er wieder. Und dann ruft er sicher an.

Drei Tage später ruft er vom Lissaboner Flughafen aus an.
    »Ich dachte schon, ich hätte dich mir nur eingebildet«, sage ich. Allmählich glaube ich, Laura hat recht, und es gibt eine andere Frau.
    »War das eine Spitze?«, fragt er gut gelaunt.
    »Hattest du viel zu tun?«
    »Hielt sich in Grenzen. Ein bisschen Arbeit, ein bisschen Vergnügen.«
    »Ach, gehörst du zu diesen Leuten, die allem, was sie tun, ein Etikett aufkleben?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Also bist du nur ein paar Tage länger als geplant in Portugal geblieben?«
    »Ja, die Bonders haben hier ein Haus an der Küste und hatten mich zum Golf eingeladen.«
    »Wer sind die Bonders?«
    »Die Typen mit dem Beteiligungskapital.«
    »Portugiesen?«
    »Nein, Schweizer, die überall Häuser haben.«
    Die sechste Frage wage ich nicht zu stellen, obwohl sie mir auf der Zunge brennt. Warum hast du dich nicht gemeldet? Schließlich hat er sich ja gerade gemeldet. Und ich will nicht klingen, als würde ich klammern. Außerdem ist er fünfundvierzig. Und auf Geschäftsreise. Wir stehen noch am Anfang, hatten erst drei Dates. Drei tolle Dates allerdings und guten Sex. Trotzdem darf man zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu viel verlangen, das weiß ich von Pete. Ich bin einfach zu paranoid, doch damit ist jetzt Schluss.
    »Wann hättest du denn Zeit, dich mit mir zu treffen?«, fragt er.
    Ich schweige. In dieser Woche habe ich alle Hände voll zu tun, abgesehen davon möchte ich mehr als nur einen Abend und den darauffolgenden Morgen mit ihm verbringen. »Am Wochenende.«
    »Und was machst du bis dahin?«
    »Ich stecke bis zum Hals in Arbeit.«
    »Wie wär’s mit Freitagabend?«
    »Da habe ich schon andere Pläne, ich wusste ja nicht, wann du zurückkommst.« Und wenn du früher angerufen hättest, hätte ich diese Pläne nicht gemacht.
    »Du bist sehr gefragt, aber das ist ja auch kein Wunder. Okay, dann Sonntagnachmittag. Lass uns ins Kino gehen. Wenn wir uns immer zum Essen treffen, werde ich zu dick.« Hallo? Den Bauch hatte er doch vorher schon.
    »Samstagabend könnte ich mich vielleicht freimachen.«
    »Da treffe ich mich schon mit Rob und ein paar Kumpels«, sagt er schnell.
    »Okay, dann Sonntag.«
    »Gut. Ich suche uns einen Film aus und hole dich um drei Uhr ab.«
    Ich mag Männer, die die Führung übernehmen.
    »Komm runter, ich parke unten vor dem Haus«, sagt er Sonntag Punkt drei Uhr in die Gegensprechanlage.
    »Wie sieht dein Auto denn aus?«
    »Es ist das kleine Blaue, das so lustige Geräusche von sich gibt.«
    Hätte man mich nach seinem Wagen gefragt, hätte ich gesagt, dass er wahrscheinlich einen BMW oder einen Golf GTI fährt, also etwas Gängiges, Schnelles, Solides mit ein bisschen Pfiff.
    Aber nein, stattdessen sitzt er am Steuer eines blitzenden, todschicken Sportwagens.
    Ich habe keine Ahnung, um welche Marke es sich handelt. Auf dem Kühler ist eine kleine Krone, aber das sagt mir nichts. Es ist weder ein Porsche noch ein Ferrari noch ein Lamborghini, die kenne ich nämlich, und so was braucht James auch nicht, er muss nichts kompensieren, er hat keinen kleinen Penis.
    Es könnte ein Jaguar sein oder ein Aston Martin oder sogar der Ford von dem altmodischen Werbefoto, auf dem Steve McQueen abgebildet ist – die sehen für mich alle gleich aus.
    James lässt das Fenster herunter. »Hör dir das an«, sagt er und startet den Motor. »So schnurrt kein anderer Wagen, und sieht er nicht aus wie der Körper einer Frau?«
    »Manchmal könnte man denken, du wärst in den Achtzigerjahren stehen geblieben«, antworte ich lächelnd. Er beugt sich herüber und öffnet die Beifahrertür.
    Als ich einsteige, sehe ich auf dem Bodenbelag im Fußraum ein riesengroßes Logo, auf dem »Maserati« steht. Wie praktisch, falls einer mal vergisst, welchen von seinen vielen Wagen er gerade fährt.
    In James’ Wagen herrscht das gleiche Chaos wie in meinem Honda Accord, was mich angenehm überrascht. Überall liegt Plunder: Stiefel, eine Vliesjacke, leere Verpackungen von Süßigkeiten, auf dem Boden sind Lehmspuren und in der Getränkehalterung steckt ein

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