Sueße Verfuehrung im Pazifik
und der Vorteile, die ein komfortables Leben mit sich brachte, hatten die Jahre Rocco stark zugesetzt.
„Emma bleibt über Nacht“, informierte Zarios seinen Vater. „Sie muss abschalten, und außerdem wollen wir dir etwas …“
„Du hättest Bescheid sagen sollen. Ich lasse Roula ein Zimmer für sie herrichten.“
„Das ist nicht nötig. Emma gehört zur Familie.“ Sie bemerkte ein leichtes Zögern, bevor er fortfuhr: „Sie wird bald ein Familienmitglied sein.“
Tiefe Furchen wurden auf Roccos Stirn sichtbar. „Ihr zwei?“
„Ja.“
„Ihr seid zusammen?“ Er schien verwirrt. „Seit wann?“
„Seit Erics Geburtstag.“
„Und Miranda?“
„Aus diesem Grund habe ich mit ihr Schluss gemacht.“
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ Seine Stimme klang ungläubig. „Warum hast du mich glauben lassen, dass der ganze Dreck, der in den Zeitungen stand, wahr ist?“
„Wir wollten zuerst ganz sicher sein, Pa.“ Zarios nahm sie bei der Hand, und Emma stellte fest, dass er ein ebenso geschickter Lügner wie Liebhaber war. „Wir wollten absolut sicher sein. Und die letzten Wochen, so schrecklich sie auch gewesen sein mögen, haben uns geholfen, uns über unsere Gefühle klar zu werden. Ich habe Emma gebeten, mich zu heiraten, und glücklicherweise hat sie eingewilligt.“
Er würde noch am Grab seines eigenen Vaters lügen, dachte sie. Dann wurde ihr mit kaltem Entsetzen klar, dass sie nicht weniger schuldig war. Auch sie war hier, um diesen wunderbaren Mann zu manipulieren, der sie ansah, als würde er ihr mehr trauen als seinem eigenen Sohn.
„Ist es wirklich wahr?“, fragte Rocco. „Ihr zwei seid verlobt?“
Emma spürte, wie sich Zarios’ Hand fester um ihre schloss, als wolle er sie an ihre Abmachung erinnern. Dennoch brachte sie nicht mehr als ein zaghaftes Nicken zustande.
„Wir gehen morgen einen Ring kaufen“, brach er das Schweigen. „Du solltest es wissen, Pa, bevor die Presse davon Wind bekommt.“
„Und seid ihr glücklich?“ Rocco schien noch immer mehr erstaunt als erfreut.
Selbst nachdem Roula herbeigerufen, der Champagner eingeschenkt war und sie sich zugeprostet hatten, blieb die Stimmung gedämpft. Und das liegt nicht nur an mir, dachte Emma.
Rocco wartet mit seinem Urteil noch ab, überlegte sie. Er war zurückhaltend mit seinen Worten und sparsam im Ausdruck seiner Gefühle. Zum ersten Mal verstand sie, was Zarios gemeint hatte, als er sagte, das Verhältnis zwischen seinem Vater und ihm sei eher geschäftsmäßig. Nachdem sein einziger Sohn seine Verlobung bekannt gegeben hatte und sie sich eine ganze Weile durch eine mühsame Unterhaltung gequält hatten, erinnerte er daran, dass Zarios an diesem Abend noch ein Telefongespräch nach Europa führen müsse.
„Es wird nicht lange dauern.“ Zarios sah auf die Uhr, und Emma bemerkte zum ersten Mal eine nervöse Anspannung in seinem Blick. Zweifellos gefiel es ihm nicht, sie mit seinem Vater allein zu lassen.
„Avetti ist ein wichtiger Kunde.“ Rocco schickte seinen Sohn mit einer Handbewegung fort. „Nimm dir genügend Zeit für ihn.“
Als sie allein waren, schenkte er ihr ein nachdenkliches Lächeln. „Du musst gemischte Gefühle haben, nach allem, was du durchgemacht hast.“
„Allerdings.“ Sie nickte und konnte ihm endlich in die Augen schauen, weil sie dieses Mal die Wahrheit sagte.
„Komm!“ Er stand auf und deutete auf eine große Vitrine. „Letzte Woche habe ich dieses Foto von deinem Vater und mir wiedergefunden. Du wirst es nicht kennen. Ich konnte mich selbst nicht mehr daran erinnern.“
Sie lächelte, als sie das Bild mit den beiden schmuddeligen Jungen sah, die mit aufgeschürften Knien auf einer Mauer saßen. Es schmerzte zu sehr, ihren Vater anzusehen, daher betrachtete sie Rocco. Dunkelhaarig wie Zarios, allerdings mit einem frechen Grinsen und einer Unbekümmertheit, die sie sich bei seinem Sohn nicht vorstellen konnte.
Wie um ihr recht zu geben, zeigte er ihr nun ein Foto von Zarios im Alter von acht oder neun Jahren. Ein Schulfoto, auf dem kein Lächeln die Züge des Jungen erhellte, der ebenso ernst und anklagend dreinblickte wie heute.
„Er hasste das Internat“, unterbrach Rocco ihre Grübelei. „Es war schlimm für mich, ihn fortzuschicken. Ich dachte damals, es sei das Beste. Heute bereue ich diese Entscheidung.“
Der nachdenkliche Ton in seiner Stimme, die warmherzigen, traurigen Augen, das alles erinnerte Emma so sehr an ihren Vater, dass sie plötzlich
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