Suesse Versuchung
heiraten oder hierher zu gehen.
Und dass ich letzteres gewählt habe, kann man mir wohl nicht verübeln, wenn man
dich so reden hört!
Wärst du meine Frau, würde ich dich für diese Worte übers Knie legen, sagte
Phaelas streng.
Sophie trat dicht vor ihm hin und richtete sich kerzengerade auf. Phaelas war ein
wenig kleiner als Edward, und wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, dann waren
ihre Augen fast auf gleicher Höhe. Ach, ja? Und du meinst, du wärst der Richtige
dazu?! Mich übers Knie zu legen! Ha! Das würde dir so passen! So etwas steht nur
Edward zu!
Was steht nur mir zu? Edward stand in der offenen Tür und sah verwundert von
einem zum anderen.
Sophie wirbelte herum. Mich übers Knie zu legen! Sie zeigte entrüstet auf Phaelas.
Er hat mir Prügel angedroht!
Edward fuhr sich nachdenklich mit dem Finger über das Auge. Die Geschwulst war
schon zurückgegangen, aber der farbige Schimmer war noch deutlich zu sehen. Hat
er? Tatsächlich? Ein mutiger Mann.
Ein finster dreinblickender junger Mann mit wilder Mähne humpelte auf Edward zu
und baute sich vor ihm auf. So, Sie sind also der Sassenach, der Sophie geheiratet
hat.
Edward besah sich den Sprecher amüsiert. Und wer sind Sie? Nein, sagen Sie nichts,
ich weiß es vermutlich schon. Dem Humpeln nach zu urteilen müssen Sie der junge
McGregor sein, der mit Sophie im Bergwerk verschüttet wurde. Er musterte den
Burschen. Genauso hatte ich Sie mir vorgestellt. Der richtige Spießgeselle für
Sophie.
Was fällt
!
Schweig, Patrick. Das ist eine Sache unter Männern.
Patrick fuhr herum, sank auf dem heilenden Bein zusammen, stöhnte unterdrückt auf
und schoss Phaelas einen wütenden Blick zu. Ich bin ein Mann! Und ich bin Sophies
bester Freund! Und, schnauzte er Edward an, ich bin derjenige, der Sie fordern
wird!
Fordern? Edwards Mundwinkel zuckten.
Und ich war ihr zukünftiger Ehemann, kam es in gesetztem Tonfall von Phaelas. Er
trat vor und maß Edward mit einem Ausdruck größten Selbstbewusstseins. Sie
werden mir einiges zu erklären haben, Lord Edward.
Dann sind Sie wohl der ältere McGregor, meinte Edward im Plauderton.
Derjenige, vor dem Sophie Reißaus genommen hat.
Da hast dus! Sophies Lachen war boshaft und gesättigt von Genugtuung.
Eine leichte Röte trat in das derbe, aber sympathisch geschnittene Gesicht. Sophie,
dein loses Mundwerk hat hier offenbar nicht gelitten. Es ist aber nicht angebracht, die
Unterhaltung zwischen mir und deinem Verführer zu unterbrechen.
Er sah Edward an, aber der hatte sich schon dem dritten Besucher zugewandt. Es war
ein Mann in typisch schottischer Alltagskleidung; breitschultrig, grauhaarig, mit
grimmigem Gesichtsausdruck. Er war gut zwanzig Jahre älter als Edward.
Edward musste ein Grinsen unterdrücken. Die Situation machte ihm Spaß. Da waren
tatsächlich drei der McGregors angereist, um Sophies englischen Ehemann zu
begutachten. Edward vergönnte dem ältesten eine noch intensivere Musterung als den
beiden anderen.
Dann sind Sie vermutlich
?
Ich bin der alte McIntosh, klärte ihn der Schotte in gutem Englisch, aber mit
starkem Akzent auf, während er auf Edward zutrat und ihn von oben bis unten maß.
Ganz langsam, mit kalter Ruhe und sogar so etwas wie Neugier. Der gute, alte
McIntosh. Und ich gebe Ihnen genau eine Minute Zeit, mir zu erklären, wie Sie dazu
kommen, einfach meine Tochter zu heiraten, ohne zuvor bei mir um ihre Hand
anzuhalten, bevor ich Ihnen meinen Hirschfänger hineinramme und Sie danach
ausweide wie ein Wildschwein.
Aber Vater!
Still, Sophie! Du hast schon Verwirrung genug angerichtet! Robert McIntosh sah
seine Tochter missbilligend an. Wir haben dich hierher geschickt, damit du
wenigstens ein wenig Erziehung bekommst! Und was machst du? Machst deine
Drohung war! Du bist eigensinnig!
Drohung? Edwards inquisitorischer Blick traf Sophie.
Sie zuckte mit den Schultern. Ich habe nur gesagt, dass ihnen recht geschehen
würde, wenn ich hier bleibe und heirate. Mehr nicht. Aber das hatte ich nicht so
gemeint!
Edward begegnete dem durchbohrenden Blick seines Schwiegervaters mit
Standhaftigkeit. Sophie hatte ihm, seit sie den Schmugglern entkommen waren, von
ihrer Familie, ihrer Heimat und ihren Freunden erzählt. Und jener Name, der am
häufigsten gefallen war, war jener von Robert McIntosh gewesen. Und es
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