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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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ihn sogar wie einen
    Bruder und saß seit dem Unfall treu neben seinem Bett, um ihm gut zuzureden und
    dem ungeduldigen Burschen die Zeit zu verkürzen, bis er wieder aufstehen und
    herumlaufen durfte. Aber ihn heiraten?
    „Patrick? Den beinbrüchigen Tunichtgut?! Ha! Das fehlte noch!“ Robert McIntosh
    holte tief Luft und sagte in moderaterem Ton: „Nein, Phaelas, seinen Bruder.“
    Sophie rang nicht weniger um Fassung als ihr Vater, wenn auch aus anderen
    Gründen. „Phaelas ?! Das ist ja der älteste der Sippe! Und Witwer! Der hat doch zwei
    fast erwachsene Kinder und ist zwanzig Jahre älter und ein absolut humorloser,
    langweiliger …“
    „Ein ruhiger, verlässlicher Mann, der dir mit der entsprechenden Strenge begegnen
    wird!“
    „Niemals!“ Das Glimmen in Sophies Augen hatte sich gefährlich verstärkt.
    „Na schön.“ Vater McIntosh atmete tief durch. „Na schön. Wie du willst. Du hast die
    Wahl. Entweder du heiratest, oder du gehst für ein Jahr zur Cousine deiner Mutter
    nach England.“
    „Nach England?!“
    „Dort, bei den Sassenachs, kannst du Benehmen und Anstand lernen. Und wenn
    nicht, haben die wenigstens den Ärger und nicht wir!“
    „Das ist nicht dein Ernst!“ Sophie wirbelte herum und fixierte ihre Mutter mit einem
    flammenden Blick. „Mutter! Sag doch was! Das kann doch nicht euer Ernst sein? Ihr
    wollt mich entweder fortschicken oder verheiraten? An einen Mann, mit dem ich
    kreuzunglücklich werde?“
    Lady Annabelle McIntoshs Gesicht blieb kühl. „Du hast deinen Vater gehört, Sophie.
    Und komme nicht ausgerechnet mir damit, dass du England nicht magst. Du kränkst
    mich damit. Immerhin wurde ich dort geboren und bin dort aufgewachsen. Außerdem
    kann es nicht schaden, wenn einmal jemand von uns nach Großmutters Haus sieht.
    Wie du vielleicht vergessen hast, bist du schließlich die Erbin.“

    „Aber …“
    „Also?“, ließ sich ihr Vater wieder vernehmen. „Ich warte! Phaelas McGregor oder
    Sasse … äh England.“
    „Ich will Bedenkzeit!“, fauchte Sophie. „Wie kannst du von mir erwarten, dass ich
    eine derart schwerwiegende Entscheidung auf der Stelle treffe!“
    „Keine Bedenkzeit.“ Robert McIntosh hatte sich in der Mitte des Zimmers aufgebaut,
    die Daumen in seine Jackentaschen eingehängt, und blickte seine Tochter gefühlsroh
    an.
    Sophie atmete tief ein. „Na schön! Dann gehe ich eben nach England! Und vielleicht
    heirate ich ja dort! Und komme nie wieder zurück! Das würde euch recht geschehen!“
    Damit war sie aus der Tür, die laut hinter ihr zuschlug.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist“, sagte Lady McIntosh, nachdem die
    stürmischen Schritte ihrer Tochter verklungen waren. „Was hättest du gemacht, wenn
    sie sich für McGregor entschieden hätte?“
    Ihr Mann lächelte sie erschöpft an, während er sich den Schweiß von der Stirn
    wischte. „Ich weiß nicht. Aber es wäre unrecht gewesen, den zweihundertjährigen
    Frieden zwischen dem McGregor Clan und unserem durch eine solche Heirat zu
    gefährden.“
    Außerdem – auch wenn er es seiner Frau gegenüber nicht aussprach – war ihm noch
    kein Mann begegnet, der gut genug für seinen Liebling war. Schon gar nicht der
    ebenso rechtschaffene wie öde Phaelas McGregor. Es war keine völlig leere Drohung
    gewesen. Phaelas hatte tatsächlich um Sophies Hand angehalten und schien es als
    sicher anzunehmen, dass sie ihm auch gewährt wurde. Aber allein schon der Gedanke,
    Sophie könnte an einen solchen Langweiler gefesselt sein, der ihren lebhaften – wenn
    auch manchmal schwierigen – Charakter nicht verstand, drehte ihrem Vater das Herz
    im Leib um.
    Er sah so niedergeschlagen aus, dass seine Gattin aufstand, beide Hände um sein
    Gesicht legte, und sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm einen tröstenden Kuss zu
    geben.
    „Es schadet ihr wirklich nichts, mein Liebster. Und es wird ihr eine sehr gute Lehre
    sein. Und …“, sie küsste ihn abermals, „… es sind ja nur einige Monate.“
    „Ein Jahr“, erwiderte Robert McIntosh gequält. Wie leer die alte Burg ohne seine
    Tochter werden würde!
    Lady Annabelle lachte. „Ich bin sicher, sie wird noch mit dir verhandeln. Und ich
    würde jede Wette eingehen, dass sich das Jahr auf ein halbes reduziert.“
    Und so kam es, dass Miss Sophie McIntosh, Zweitgeborene und älteste Tochter von
    Lord und Lady McIntosh für ein Jahr – bei „guter Führung“ sechs Monate – nach
    England reiste, um dort das Leben eines bislang arglosen Mannes noch gründlicher ins
    Wanken zu

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