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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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sie nicht einmal zu schätzen weiß und nur Wutanfälle bekommt, weil er sein Eigentum und seinen Ruf gefährdet sieht. Und ich muss zurückstehen und zusehen, wie er sie mir wieder wegnimmt! Dabei würde ich ihm lieber in einem Duell den Schädel mit einer Kugel durchbohren. So sieht es aus! Und jetzt sage mir, ob du mir vertraust oder nicht.«
    Es war einige Atemzüge lang still, dann trieb Edward sein Pferd an. »Erkläre mir deinen Plan, Jonathan. Ich bin schon gespannt darauf.«

20. KAPITEL
    Die Kerze war noch um ein weiteres Viertel heruntergebrannt, und Sophie hatte lange Zeit versucht sich selbst Mut zuzusprechen. Das wäre fast gut gegangen, hätte sie nicht eine Gestalt entdeckt, die in einer Nische saß, sich im Kerzenlicht bewegte und Sophie eine Todesangst einjagte. Erst als sie längere Zeit wie ein hypnotisiertes Kaninchen hinstarrte, erkannte sie, dass es sich lediglich um ein in den Fels gehauenes Bildnis handelte. Die Figur stand oder saß, die Hände waren vor dem Körper verschränkt und in den weiten Ärmeln verborgen. Sophie versuchte sich einzureden, dass sie eine Heiligenfigur darstellte, auch wenn das Gesicht eher an einen kahlen Totenkopf erinnerte, der im flackernden Licht das fleischlose Gesicht verzerrte, zu ihr herübernickte und sich schüttelte.
    Sophie schloss die Augen, um nicht ständig hinüberstarren zu müssen, riss sie aber beim leisesten Geräusch wieder auf. Die Kälte in der Höhle kroch von allen Seiten in ihre Glieder und ließ sie zittern. Sie hatte mehrmals versucht auf die Beine zu kommen, aber die Stricke um ihre Knöchel waren zu eng, und sie war, schon halb im Stehen, wieder umgefallen und hatte sich schmerzhaft die Schulter gestoßen. Nun arbeitete sie daran, die Stricke um die Handgelenke zu lösen. Sie zerrte daran herum, verbog sich die Finger, um sie zu erreichen, aber jede Mühe war vergeblich. Diese Gauner verstanden ihr Handwerk.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, in der sie ebenso sinnlos wie verzweifelt versucht hatte, sich loszumachen. Der Einfall, einfach auf der Seite liegend und wie eine Schlange den Gang entlangzurobben, war ihr ebenfalls gekommen. Auch auf dem Hintern loszurutschen, wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber sie wusste nicht, welcher der Gänge dann tatsächlich ins Freie führte, und bis sie vielleicht den richtigen gefunden hätte, wäre nicht nur der Rock in Fetzen, sondern auch die Baumwollhose, die Sophie beim Reiten darunter trug. Und am Ende wäre sie wieder von den Gaunern geschnappt worden.
    Erschöpft von unzähligen Versuchen blieb sie eine Zeit lang liegen und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Ihre Finger waren kalt, ihre Füße eisig, die Nasenspitze halb abgefroren. Zum Glück hatte sie ihren festen, schottischen Reitrock an, dessen Wollstoff ein wenig schützte. Ein Schnupfen war jetzt allerdings ohnehin das Geringste ihrer Probleme.
    Die Kerze wäre bei der Suche nach einem Ausgang dienlich gewesen, aber die stand so weit oben, dass sie nur mit der ausgestreckten Hand erreichbar gewesen wäre, und daran hinderten sie die Fesseln.
    Die Idee aufzustehen, nach der Kerze zu springen und zu probieren, sie mit den Zähnen zu fassen, verwarf Sophie so schnell sie ihr gekommen war. Das Ergebnis wären wahrscheinlich lichterloh brennende Haare gewesen. Und auf so eine Fackel konnte sie wahrlich verzichten. Also blieb nur die Möglichkeit, weiter tapfer an den Handfesseln zu arbeiten. Links von ihr war ein scharfer Stein, an dem sie nun schon etliche Minuten und somit fast einen Kerzenzentimeter lang rieb. Der Stein schnitt zwar tiefer in die Hände als in die Stricke, aber mit der Zeit bemerkte Sophie doch einen gewissen Fortschritt.
    Sie machte eifriger weiter, als plötzlich ein schwacher Luftzug aus dem Gang zu ihr herüberwehte, dem ein seltsam hohles Geräusch folgte. Ein Schleifen, Rascheln, Schritte. Sofort blieb sie stocksteif sitzen. Kamen die Schmuggler zurück, um nach ihr zu sehen und Winstons Drohung wahr zu machen? Was sollte sie dann tun?
    Nachgeben und als Sklavin in den Kolonien enden? Aber Winston würde sie nicht wirklich laufen lassen, sondern sie töten. Und sie vorher vermutlich trotzdem den Männern überlassen. Sophie starrte den Gang entlang. Die Kerze reichte gerade aus, um wenige Meter schwach zu beleuchten.
    Waren es Ratten gewesen? Sie schüttelte sich unwillkürlich. Sie hasste diese Nager, aber sie waren die geringste Gefahr in diesen Höhlen und Gängen. Als sich nichts mehr rührte,

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