Sueße Versuchung
überreden?«
Sophie wich bis an die Höhlenwand zurück.
Winston überlegte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Smiley, noch nicht. Zuerst lassen wir sie ein bisschen nachdenken. Aber fessle ihr die Beine.«
Der Mann beugte sich nieder, und der andere hielt Sophie, als sie zu strampeln begann. Er verdrehte ihr das Handgelenk, und sie gab nach, als die Stricke um ihre Fußknöchel geschlungen wurden. Jetzt konnte sie nicht einmal mehr aufstehen und hinausschleichen, sobald Winston fort war.
Dieser hob die Lampe und wies um sich. »Du befindest dich im tiefsten Bereich dieser Höhlen. Diesen Ort nennt man die Kapelle. Weshalb, wirst du schon noch rausfinden. Man sagt, dass sich die Geister der ehemaligen Hawkhurst Gang hier aufhalten. Vielleicht schaffen sie es ja, dich zu überreden.« Er nahm grinsend die Lampe und winkte den anderen, ihm zu folgen. »Die Kerze dort lasse ich dir. Damit du die Gespenster besser sehen kannst. Hahaha …«
Sophie starrte ihnen nach, bis ihre vom Licht der Laternen beleuchteten Gestalten im Dunkel des Ganges verschwunden waren. Dann sah sie zu der Kerze. Sie war schon halb heruntergebrannt. Wie lange würde sie noch Licht spenden? Eine Stunde? Eine halbe? Und wenn sie dann erlosch, bevor Winston zurückkam, saß Sophie in völliger Dunkelheit.
Scheu blickte sie sich um. Die zuckende Kerzenflamme warf unruhige Lichter auf die Wände. Fast war es, als würden sich tatsächlich Schatten bewegen und auf Sophie zukriechen. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Nicht der Angst
nachgeben
.
Denk um Himmels willen nach! Lenk dich ab!
Tante Elisabeth würde der Schlag treffen, wenn sie erfuhr, wer Henry bedrohte.
Soviel sie wusste, hatte sie, nachdem sich Edward als so unzuverlässig herausgestellt und Sophie geheiratet hatte, Sir Winston sogar in die engere Auswahl für Augusta gezogen. Sophie versuchte die humorige Seite zu sehen, aber das verzweifelte Lächeln gefror, als die kleine Flamme stärker zuckte, und die Schatten sich wild bewegten. Sie wünschte fast, Winston hätte keine Kerze hiergelassen. In völliger Dunkelheit hätte Sophie wenigstens nicht ängstlich auf jeden Schemen starren müssen.
Es gibt keine Gespenster, Sophie. Hör auf damit.
Sie konzentrierte sich auf die Gefahr, in der sich Edward befand. Welch teuflischen Plan hatte sich Winston nur erdacht! Er wollte Edward hierher locken und dann erschießen lassen. Sophie biss sich auf die Lippen. Wäre sie nicht davongelaufen, hätten die Männer sie nicht gefangen nehmen und Edward keine Falle stellen können.
Aber würde Edward denn nach ihr suchen? Hendricks folgen? War er denn, wenn er ihren Brief fand, nicht viel zu zornig auf sie? Zornig ja, musste sie sich sagen. Aber er würde sie niemals im Stich lassen, wenn er herausfand, was geschehen war. Und wenn er sie suchte, würde er getötet werden.
Nein! Keine McIntosh würde so etwas zulassen! Und eine McIntosh zitterte auch nicht vor einigen Schatten. Sie zuckte nicht zurück. Sie verkroch sich nicht in sich selbst und … Sophie biss sich auf die Lippen und kroch in sich selbst zusammen.
Lieber Himmel hilf mir und gib mir Mut.
* * *
Edward war auf dem halben Weg nach Lewes, als er von einem Reiter auf einem dampfenden Pferd eingeholt wurde. Er zügelte seinen Rappen, als er Jonathan erkannte.
»Was willst denn du? Dich an der Suche beteiligen? Dazu hast du auch allen Grund.«
Jonathan pfiff bei seinem Anblick durch die Zähne. »Donnerwetter aber auch.« Er deutete auf Edwards Auge. »Das hattest du vor Kurzem noch nicht.«
Edward warf ihm einen wütenden Blick zu und trieb sein Pferd schon wieder an.
»He! Ed!«, schrie Jonathan ihm nach. »Ich glaube nicht, dass wir sie in dieser Richtung suchen müssen.«
Edward wandte sich scharf um. »Wie meinst du das?«
»Sie ist Winston in die Hände gefallen.«
Edwards Gesicht wurde hart. »Winston? Wieso ist sie bei …?« Er verstummte und biss die Zähne zusammen, als er die Zusammenhänge begriff. »Ver …«
Jonathan nickte grimmig. »Unser geheimer Schmugglerkönig ist niemand anderer als der ehrenwerte Sir Winston, seines Zeichens auch noch Friedensrichter. Smiley war dabei, als sie Sophie geschnappt haben«, fuhr Jonathan fort, »konnte aber nichts tun.
Da die Sache nicht so verlaufen ist, wie Winston sich das vorstellte, haben sie sich offenbar zu einer anderen Strategie entschlossen. Sie haben einen der Männer zu mir geschickt, damit ich dich hinlocken soll. Sie hatten nur Pech,
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