Sueße Versuchung
schon wieder zurück.
»Das sind nur Einheimische«, flüsterte Edward in Sophies Ohr, als sie weg waren.
»Sie helfen für einige Shilling pro Nacht die Fässer aus- und einzuladen oder zu anderen Verstecken zu tragen. Die anderen gehören zur Schmugglerbande. Ich habe sie vorhin beobachtet, bevor ich mich hereingeschlichen habe. Wir sollten machen, dass wir wegkommen. Sie gehen in die Richtung, in der ihr toter Genosse liegt.« Er erhob sich, spähte zuerst den Gang entlang, dann zum Ausgang. »Komm. Jetzt!«
Er hielt noch einmal inne, um Sophie kurz, aber heftig zu küssen, fasste sie danach an der Hand und zog sie rasch hinter den Fässern hervor und zum Ausgang. Als sie vorsichtig ins Freie traten, sah Sophie, dass es bereits dunkel geworden war. Etwa hundert Schritte vom Eingang entfernt hatte sich eine Gruppe Schmuggler versammelt, die stritten oder laut diskutierten. Sophie erkannte unter ihnen Winston. Sie stieß Edward an und deutete hinüber.
»Winston ist der Oberschmuggler«, zischte sie.
Edward nickte, schien jedoch nicht überrascht, sondern eher besorgt, als er hinüberblickte. Er zog eine Pistole aus seinem Hosenbund und hastete mit Sophie im Schlepptau im Schatten einiger Bäume Richtung Westen, wo er sein Pferd stehen hatte. Als sie jedoch in Sichtweite kamen, musste er erkennen, dass sein Rappe entdeckt worden war. Drei finster aussehende Gestalten mit Pistolen in der Hand standen beim Pferd, und zwei weitere suchten die nähere Umgebung ab. Edward änderte sofort seinen Plan und zerrte Sophie weiter hinab, an einigen Hütten vorbei, zur See.
Edward und Jonathan hatten sich getrennt, nachdem sie auf halbem Weg zu den Höhlen auf Smiley getroffen waren, der Jonathan entgegen geritten war. Jonathan und Edward hatten sich gemeinsam in die Höhle schleichen wollen. Jonathan war jedoch auf eine Nachricht von Smiley umgedreht, um nach Eastbourne zurückzureiten. Seine Anwesenheit war nötig, um das dortige Schmugglernest auszuheben. An seiner Stelle hatte Smiley Edward weiter begleitet und ihm geholfen, ungesehen in die Höhlen zu kommen.
Als Sophie und Edward sich weit genug von der Höhle entfernt hatten, rannten sie beide los, zuerst etwas geduckt, dann aufrecht. Edward ließ Sophies Hand keinen Augenblick los, aber sie schien sich völlig erholt zu haben und lief selbst in dieser Dunkelheit, die nur von einigen Sternen erhellt wurde, sicher und leichtfüßig.
»Dort unten soll ein Schiff sein, auf das wir uns flüchten können«, keuchte Edward während des Laufens. Das hatte zumindest Jonathan ihm gesagt. Es war ein Schiff der Königlichen Marine und unterstand Jonathans Befehl. Der Captain würde sie an Bord nehmen und, wenn möglich, sogar in Sicherheit bringen.
Nach Luft schnappend und mit schmerzenden Lungen kamen sie am Strand an.
Niemand war zu sehen. Man hörte nur das Schlagen der Wellen am Ufer. Edward blieb stehen, um sich umzusehen und ihnen beiden eine Atempause zu vergönnen.
»Wir müssen uns westlicher halten.« Er zog Sophie weiter, und sie lief hinter ihm her durch Sand und Schotter. Dazwischen waren scharfe Felsen, über die man, wenn man nicht aufpasste, stolpern und sich böse verletzen konnte. Etwa zwanzig Schritte vor ihnen war eine dunkle Masse. Edward deutete darauf. »Das sind Fischerhütten und dahinter ist eine kleine Bucht. Dort sollte ein Boot auf uns warten.«
Sie hatten die Hütten erreicht, als plötzlich wie aus dem Nichts eine Gestalt vor ihnen auftauchte. Sophie keuchte erschrocken auf, und Edward riss die Pistole hoch, senkte den Lauf jedoch, als er die Stimme erkannte. Es war Smiley.
»Dass Sie endlich da sind«, knurrte er. »Hab schon ne Ewigkeit gewartet. Fällt auf, wenn ich so lange wegbleibe.«
»Schneller war es nicht möglich«, sagte Edward gereizt. »Wo ist das Boot?«
Smiley deutete nach hinten. »Dort, hinter den Felsen. Hab schon gesehen, dass die Ihr Pferd geschnappt haben. Die Luft ist rein, Sie können ruhig weitergehen. Der Skipper weiß Bescheid. Er nimmt Sie beide in seiner Sloop mit und bringt Sie nach Eastbourne. Hier wird es in Kürze heiß hergehen.« Zum ersten Mal hörte Edward so etwas wie freudige Lebhaftigkeit in Smileys Stimme.
»Edward?« Sophie zupfte an seiner Jacke und brachte ihren Mund an sein Ohr. Ihr Atem kitzelte seine Haut und unwillkürlich zog er scharf die Luft ein. Gefahr oder nicht, Sophies Nähe blieb niemals ohne Auswirkungen auf ihn und seinen Körper.
»Edward, der Mann gehört doch zu Captain
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