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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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darauf, rückte davon weg, wusste jedoch nicht, wohin. Der Gang endete hier, und der einzige Weg hinaus führte vorbei an diesem Licht.
    Ein Schmuggler würde sie schon angesprochen haben. Aber was war, wenn einer von ihnen zurückkam, um sich vorzeitig an ihr zu vergehen? Sophie atmete hastig, während sie wie verrückt an den Fesseln zerrte.
    Die Schritte wurden schneller. Wer immer diese Lampe trug, begann zu laufen. Und dann war er hier, bei ihr. Sophie blinzelte in das Licht. Die Lampe wurde zur Seite gestellt und jemand griff nach ihr, riss sie an sich. Ihr Kopf wurde an eine wohlbekannte Brust gedrückt. Ein vertrauter Atem strich über ihr Haar, der Geruch nach verschwitztem Mann, Pferd, Leder erfüllte ihre Nase.
    Die Stimme klang rau, gepresst und atemlos. »Verflixter, unmöglicher Bengel. Wenn du mir noch einmal solche Angst einjagst, kannst du etwas erleben.«
    Sophie vergrub ihr Gesicht in Edwards Anzugjacke und schluchzte erleichtert auf.
    Edward brauchte gerade nur zwei Schnitte mit seinem Messer, um Sophie von den Fesseln zu erlösen. Als er sah, welche Schürfwunden sie sich bei ihrem Befreiungsversuch zugezogen hatte, zog er sein blütenweißes Taschentuch hervor, riss es in zwei Hälften und band es Sophie so gut wie möglich um die Handgelenke. Er hob sie sachte auf und hielt sie, bis er sicher war, dass sie von selbst stehen konnte. Sie machte, von seinem Arm umschlungen, einige unsichere Schritte und verbiss sich ein Jammern, als das Blut in ihren tauben Füßen zu fließen begann.
    Edward führte sie den muffigen Gang entlang. Die Laterne war so abgedeckt, dass jemand, der ihnen entgegenkam, sie nicht schon von Weitem sehen konnte. Links und rechts zweigten weitere Gänge ab, bis der Tunnel sich zu mehreren kleinen Höhlungen erweiterte, in denen Fässer gestapelt waren. Dort sah Sophie eine Gestalt am Boden liegen. Sie spürte, wie sich ihre Körperhärchen zu einer Gänsehaut aufstellten. Edward führte sie um die dunkle Form herum.
    »Was ist das?«, hauchte sie.
    »Einer der Schmuggler. Er hatte etwas dagegen, dass ich mich auf die Suche nach dir mache.« Er schob Sophie an die Wand, drückte ihr die Laterne in die Hand und packte den Mann an den Beinen und zerrte ihn in eine kleine Höhle hinein, damit die nächsten nicht gleich über ihn stolperten. Die Gestalt wirkte schwer, unförmig und tot.
    »Ist er …«
    »Das hoffe ich.« Edwards Stimme war kalt.
    Sophie erschauerte, musterte jedoch ihren Mann mit neu erwachtem Respekt. »War er es, den ich wimmern gehört habe?«
    »Vermutlich. Vielleicht war aber auch ich es. Er hat mich verletzt, bevor ich sein Messer an ihm selbst ausprobieren konnte.« Er klang grimmig, aber als Sophie erschrocken ihn abzutasten begann, schob er sie weg. »Schon gut, ist nicht schlimm.
    Komm jetzt.« Sie hasteten weiter. Edward ging immer einen Schritt voran, Sophie folgte in seinem Schatten. Er hatte ihr das Messer gegeben, mit dem er ihre Fesseln durchschnitten hatte, und sie argwöhnte, dass die dunkle Farbe darauf vom Blut dieses Schmugglers – oder noch schlimmer von Edward – stammte. Sie hielt den Griff fest umkrampft, bereit, ihrer beider Freiheit und Leben damit zu verteidigen. Jetzt, wo Edward hier war, schien alles viel einfacher zu sein. Ihre Angst vor der Dunkelheit und diesen geheimnisvollen Gängen war völlig verflogen und sie merkte, dass ihre Hauptsorge jetzt viel mehr Edward galt. Sie wünschte sich selbst und ihn viele Meilen weit fort. Sie wünschte, sie wäre nie auf die Idee gekommen, den Schmugglern nachzuspionieren, sondern hätte Henry einfach seinen Problemen überlassen. Sie wünschte … nein, sie wünschte nicht, sie wäre nicht mit Patrick in das Bergwerk gegangen und von Vater hierher geschickt worden. Dass sie Edward getroffen und ihn lieben gelernt hatte, wog die Verbannung bei Weitem auf. Aber sie wünschte – wohl schon zum x-ten Mal, sie hätte Edward niemals verlassen.
    Sie konnten nicht mehr weit vom Eingang der Höhlen entfernt sein, als Edward plötzlich stehen blieb. Sich nähernde Stimmen waren zu hören. Sophie sah sich um, ergriff ihren Mann am Ärmel und zog ihn hinter einige Fässer. Edward schob rasch die Laternenblende zu. Sie kauerten sich zu Boden und beobachteten, wie etliche Schmuggler mit Fackeln in der Hand hintereinander hereinkamen und in einem der Gänge verschwanden. Sophie wollte weiterhuschen, aber Edward hielt sie zurück. Und tatsächlich kehrten fünf der Männer mit kleinen Fässchen beladen

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