Sueße Versuchung
nach ihrem Kinn. »Oh Gott?«
»Ich freue mich so, dass du hier bist. Und auch Patrick und«, fügte sie weniger enthusiastisch hinzu, »natürlich auch Phaelas.«
»Es schien mir angebracht, ebenfalls zu kommen«, erwiderte Phaelas in seiner gesammelten Art. »In Anbetracht der Nachrichten, die uns erreicht …«
»Vielleicht sollten wir hineingehen«, sagte Robert McIntosh.
»Ja. Natürlich.« Sophie nahm ihren Vater bei der Hand, zog ihn in die Halle, und begrüßte dann den breit grinsenden Patrick und sogar Phaelas mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange. Danach führte sie die ganze Gruppe an dem gefassten Butler vorbei in die Bibliothek und bestellte Erfrischungen. Sie war stolz darauf, sich vor ihrem Vater und den anderen so damenhaft zu geben und zu zeigen, dass sie als Hausherrin wusste, was sich gehörte.
Robert McIntosh sah sich nur kurz in der Bibliothek um, dann fasste er Sophie an beiden Händen. »So, und nun raus mit der Sprache. Was ist hier eigentlich los? Sophie, Sophie, kaum lässt man dich auch nur ein wenig aus den Augen, schon geht alles drunter und drüber.«
Sophie lächelte. »Da würde dir Edward recht geben.«
»Edward, das ist dein Mann.« McIntosh sprach dies mit einem Stirnrunzeln aus.
Sophie nickte lebhaft. »Wir haben vor Kurzem geheiratet.« Und so vieles war seitdem geschehen!
»Diese Heirat war sehr überstürzt«, sprach McIntosh weiter. »Und der Brief deiner Tante Elisabeth nicht gerade dazu angetan, mich zu beruhigen. Ich wäre schon früher gekommen, aber ich war unterwegs, als der Brief daheim ankam. Daher habe ich ihn erst einige Tage später von deiner schockierten Mutter vorgelegt bekommen.«
»Ich weiß nicht, was darin steht«, sagte Sophie vorsichtig, »aber Tante Elisabeth war zornig, weil Edward nicht Augusta geheiratet hat. Was immer sie über ihn oder mich oder diese Heirat geschrieben hat, ist ganz bestimmt eine Lüge!«
»Sie hat geschrieben, dass du dich unmöglich aufgeführt, dich in den Vordergrund gespielt hast, und sie keinen Einfluss auf dein entsetzliches Benehmen hatte. Und das alles hat sie, als ich sie bei meiner Ankunft hier aufsuchte, noch bestätigt.«
»Das stimmt ja gar nicht!«
»Aber zumindest bei der Tatsache, dass du geheiratet hast, hat sie die Wahrheit gesagt«, brummte ihr Vater.
»Ja.« Sophie errötete etwas.
»Ich habe Ihnen immer schon gesagt, dass Sophie eine feste Hand braucht«, sagte Phaelas ernsthaft zu McIntosh. »Sie haben sie verwöhnt. Und nun kommt so etwas heraus. Sie hätten sie niemals alleine hierher schicken dürfen, wo sie den Versuchungen durch diese Sassenachs ausgesetzt war. Ich bin sicher, dieser Kerl hatte leichtes Spiel, ein unschuldiges und weltfremdes Mädchen wie Sophie zur Ehe zu verführen. Ein alternder Wüstling vermutlich, der …«
»Erstens«, schnaubte Sophie, ehe ihr Vater etwas antworten konnte, »ist mein Mann zwar ein Wüstling, aber kein alternder! Und zweitens geht dich das absolut nichts an!
Vater hat mich vor die Wahl gestellt entweder dich zu heiraten oder hierher zu gehen.
Und dass ich letzteres gewählt habe, kann man mir wohl nicht verübeln, wenn man dich so reden hört!«
»Wärst du meine Frau, würde ich dich für diese Worte übers Knie legen«, sagte Phaelas streng.
Sophie trat dicht vor ihm hin und richtete sich kerzengerade auf. Phaelas war ein wenig kleiner als Edward, und wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, dann waren ihre Augen fast auf gleicher Höhe. »Ach, ja? Und du meinst, du wärst der Richtige dazu?! Mich übers Knie zu legen! Ha! Das würde dir so passen! So etwas steht nur Edward zu!«
»Was steht nur mir zu?« Edward stand in der offenen Tür und sah verwundert von einem zum anderen.
Sophie wirbelte herum. »Mich über's Knie zu legen!« Sie zeigte entrüstet auf Phaelas.
»Er hat mir Prügel angedroht!«
Edward fuhr sich nachdenklich mit dem Finger über das Auge. Die Geschwulst war schon zurückgegangen, aber der farbige Schimmer war noch deutlich zu sehen. »Hat er? Tatsächlich? Ein mutiger Mann.«
Ein finster dreinblickender junger Mann mit wilder Mähne humpelte auf Edward zu und baute sich vor ihm auf. »So, Sie sind also der Sassenach, der Sophie geheiratet hat.«
Edward besah sich den Sprecher amüsiert. »Und wer sind Sie? Nein, sagen Sie nichts, ich weiß es vermutlich schon. Dem Humpeln nach zu urteilen müssen Sie der junge McGregor sein, der mit Sophie im Bergwerk verschüttet wurde.« Er musterte den Burschen.
Weitere Kostenlose Bücher