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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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blamieren.
    Sie war soeben dabei, ihr neues Kleid glatt zu streifen und sich zum hundertsten Mal vor dem Spiegel zu drehen, als sich die Tür öffnete, und Augusta darin stand. Sophie sah, wie sich deren Augen weiteten und dann schmäler wurden, als sie um Sophie herumging und sie betrachtete.
    »Das Kleid steht dir ja recht gut«, bemerkte ihre Cousine, »auch wenn die Farbe äußerst ungünstig ist. Man hätte dir von Blau abraten sollen. Creme wäre eher passend gewesen.«
    Sophie schwieg, fühlte aber, wie ihre Freude über das Kleid schwand, obwohl sie wusste, dass reine Bosheit aus Augusta sprach. Ihr hatte das Blau gefallen, und auch die Schneiderin hatte ihr zugeraten, weil es ihre Augen unterstrich.
    Augusta zuckte, als sie keine Reaktion erhielt, nur die rundlichen Schultern und rauschte aus dem Zimmer. »Wir fahren in zehn Minuten. Sieh zu, dass du pünktlich bist.«
    Sophie war pünktlich. Dies war die erste Veranstaltung in Eastbourne, auf die sie sich ein wenig freute. Sie kannte Mrs. Summers bereits. Die alte Dame war mit einem Schotten verheiratet gewesen und hatte Sophie gleich beim ersten Treffen zur Seite gezogen und in ein Gespräch verwickelt. Dieses hatte sich als schwierig herausgestellt, da Mrs. Summers fast taub war, aber sie hatte Sophies Hand getätschelt und ihr ihrerseits über Schottland erzählt. Ihr verstorbener Gatte war der jüngste Sohn eines Lairds gewesen, und hatte sich bei einem Besuch in Brighton in Mrs. Summers verliebt. Sophie fand darin eine Parallele zur Ehe ihrer Mutter. Allerdings endete die Ähnlichkeit damit dann auch schon, denn im Gegensatz zu Robert McIntosh hatte der junge Mr. Summers korrekt um die Hand seiner Zukünftigen angehalten.
    Sophie war schon an der Tür, als Tante Elisabeth in die Halle kam und nach einem kurzen Blick, einem zustimmenden Kopfnicken, von Augusta begleitet an ihr vorbeischritt. Sophie folgte den beiden aufgeregt und wartete neben der Kutsche, um die Frauen einsteigen zu lassen.
    Augusta blieb plötzlich stehen. »Steig du zuerst ein.«
    Sophie war verwundert, dass Augusta ihr den Vortritt ließ, aber sie kletterte vorsichtig hinein, zog den Rock nach, spürte jedoch, wie sie hinten etwas zurückhielt.
    Sie wollte schauen was passiert war, aber da machte der Stoff ein hässliches Geräusch und riss. Sophie starrte mit großen, entsetzten Augen auf ihr Kleid. Der Rock hatte sich im Trittbrett verfangen, Augusta war daraufgestiegen, und der hübsche Tüll war heruntergerissen.
    »Was ist denn?« Lady Elisabeth hatte es sich schon auf ihrem angestammten Platz bequem gemacht und die Röcke ausgebreitet, damit sie nicht verdrückt wurden.
    »Das ungeschickte Ding ist mit dem Kleid hängen geblieben und hat es aufgerissen!«
    »Das stimmt ja gar nicht! Du bist draufgetreten!«, rief Sophie aus.
    »Was fällt dir ein? Ich kann froh sein, dass ich mich nicht in dem dummen Stoff verfangen habe und gefallen bin!«
    »Aufgerissen?« Lady Elisabeth beugte sich vor. »Das kann man nähen. Die Schneiderin wird es sicher so flicken können, dass man kaum etwas sieht. Jane soll dir beim Umkleiden behilflich sein. Und beeile dich!«
    »Aber ich habe doch gar kein Kleid mehr, das ich tragen könnte.« Sophies Stimme schwankte etwas, und nur ihr Stolz bewahrte sie davor, auf der Stelle in Tränen auszubrechen.
    »Du ziehst einfach das blaue an. Das geht schon. Und so genau achtet ohnehin niemand auf dich.«
    »Ich bleibe lieber daheim!« Sophie wollte nur auf ihr Zimmer, sich dort verkriechen und um ihr hinreißendes Kleid und die zerstörte Freude weinen. Noch nie hatte sie ein so schönes Kleid besessen, und nun war es kaputt.
    »Das kommt nicht in Frage. Du gehst jetzt auf dein Zimmer und ziehst dich um. Wir warten hier auf dich.«
    Sophie stieg an Augusta vorbei aus der Kutsche. Als sie ihrer Cousine ins Gesicht sah, bemerkte sie darin den Ausdruck von Genugtuung. Natürlich! Sie hatte es absichtlich gemacht! Deshalb hatte sie ihr den Vortritt gelassen! Sophie blieb stehen, unfähig, dieses Maß an Gemeinheit zu begreifen, aber die ungeduldige Stimme ihrer Tante trieb sie weiter. »Sophie! Beeile dich!«
    Sophie spürte ein Würgen in ihrer Kehle. Sie rannte zum Haus, durch die Halle und dann die Treppe zu ihrem Zimmer hoch. Dort warf sie die Tür zu, schloss ab, und schon kamen die ersten Tränen.
    Es klopfte an der Tür. Sophie antwortete nicht. Sie hockte sich mit ihrem zerrissenen Kleid auf das Bett und weinte.
    »Miss Sophie?« Es war die Stimme der

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