Sueße Versuchung
Zumindest war in seinen Augen der Inhalt des Kleides den meisten anderen weit überlegen. »Sie können mir ruhig glauben, Bengelchen. Hm.« Er rieb sich das Kinn. »Es scheint so, als müssten wir uns etwas einfallen lassen.«
»Sie wollen mir helfen?« Ihr Blick wurde hoffnungsvoll.
»Ja, lassen Sie mich nachdenken.« Viele Möglichkeiten, Sophie heil aus dieser Situation zu bekommen, ohne die Gastgeberin zu blamieren, gab es vermutlich nicht.
Sophie begann zu zappeln, dabei ängstlich zu Augusta hinüberschielend, die von einer der älteren Damen in ein Gespräch über Notenschriften gezogen worden war.
»So denken Sie doch schneller. Sie wird jeden Moment anfangen zu spielen.«
»Drängen Sie mich nicht so«, wies er sie zurecht. »Außerdem …«, sie tat ihm leid, aber er konnte es sich nicht verkneifen, sie nicht doch zu necken. Sie war so reizend in ihrer Empörung. Sein Blick glitt von ihrem leicht geöffneten Mund über ihren Hals und zu ihrem verhüllten Dekolleté und wieder zurück, blieb an den Lippen hängen.
»Außerdem hat das natürlich seinen Preis.«
»Preis?!«
Er tat, als würde er überlegen. »Vielleicht einen Kuss. Ja, das ist angemessen: einen Kuss für meine Hilfe.«
Der köstliche Busen hob sich. »Das … das kommt ja nicht in Frage! Sie sind ein …«
»Ein Gentleman, ich weiß. Mein Angebot ist sehr großzügig – ich hätte auch zwei verlangen können. Also, entscheiden Sie sich. Aber tun Sie es leise, die Leute sehen schon her.«
Sophie blickte halb zornig, halb ängstlich um sich. Ihr Mienenspiel entzückte Edward. »Gut«, stieß sie endlich hervor. »Bringen wir es hinter uns.« Sie holte tief Luft und hob ihm das Gesicht entgegen, Augen und Lippen fest zusammengekniffen.
Edward hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Dieses Mädchen erstaunte ihn immer wieder. Er hätte seinen besten Portwein darauf verwettet, dass sie entrüstet ablehnte. Dass sie zustimmte, löste eine unerwartete Reaktion in seinem Körper aus, die in seinem Kopf begann und in seinem Schritt endete. Er sah fasziniert auf die zusammengepressten Lippen. Wie gerne wäre er jetzt mit ihr alleine gewesen. Er konnte es kaum erwarten, diese Lippen mit seinen zu erweichen, so lange und zart darüber zu streicheln, bis sie den grimmigen Ausdruck verloren, und sie dann bedächtig und genussvoll mit seiner Zunge zu öffnen, bis sie ihm erlaubte, sie tiefer zu kosten. Der Wunsch stieg in ihm hoch, sie dann noch weiter zu erforschen. Bei ihrem Mund zu beginnen und sich mit den Lippen hinunterzuarbeiten, über diese vom Tuch verdeckten Brüste, bis ganz nach unten. Ihm wurde heiß bei dem Gedanken. Er atmete tief durch und wischte sich über die Stirn. Schweißperlen. Er ließ sich viel zu sehr gehen.
»Nicht hier, Sophie. Das wäre nicht angemessen.« Wahrhaftig nicht. »Den Zeitpunkt werde ich bestimmen.« Und er würde ihn auskosten, da konnte sie sicher sein. Sophie machte die Augen wieder auf. Sie wirkte erleichtert und … enttäuscht?
»Jetzt müssen wir uns um Ihr Problem kümmern«, stellte Edward mit gespielter Nüchternheit fest. »Können Sie tanzen?«
»Das wissen Sie doch.« Sophie wurde langsam ungeduldig. Die Zeit verrann, Augustas Finger hingen drohend über den Klaviertasten, und dieser Mensch hatte immer noch keine Lösung. Es war seltsam, dass sie sich trotzdem sicherer fühlte, seit er neben ihr stand. Ausgerechnet bei einem Mann, der nichts anderes im Kopf hatte, als an ihr herumzutätscheln und sie sogar mit einem Kuss zu erpressen.
»Nein, nicht diese englischen Balltänze«, meinte er ruhig. »Einen schottischen Tanz.«
Sophie blinzelte verwirrt. »Ja, natürlich.«
»Weshalb tanzen Sie dann nicht, anstatt zu singen?«
Sie sah ihn mit offenem Mund an. »Ja … geht das denn?«
»Lady Summers würde ohnehin kaum etwas verstehen, wenn Sie singen. Und Ihrer Cousine Augusta kann es schließlich gleichgültig sein, ob sie Sie zum Tanz oder zum Gesang begleitet.«
»Aber dazu brauche ich zumindest eine zweite Person, die mit mir tanzt.«
»Die Sie hiermit vor sich sehen. Warten Sie, das haben wir gleich.« Er wandte sich um und setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Ladies und Gentlemen, wie mir Miss Sophie soeben gestanden hat, ist sie heute leider stimmlich indisponiert. Deshalb habe ich vorgeschlagen, dass sie stattdessen, um unsere verehrte Mrs. Summers«, er verneigte sich vor der alten Dame, die die Hand hinter das Ohr gelegt hatte und freudig erregt herübersah, »zu
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