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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Sophie unterbrach sie staunend. »Warum denn das?«
    »Ein Mann, der öfter als zweimal mit derselben Partnerin tanzt, bekundet damit sein Interesse«, erwiderte Lady Elisabeth. Ihre Stimme klang kühl, aber Sophie hörte die Befriedigung heraus. »Und, meine Liebe«, fuhr ihre Tante an Augusta gewendet fort, »er hat meine Einladung zum Whistspiel angenommen. Sicherlich, um dabei unauffällig mit dir zusammen sein zu können. Ich werde dafür sorgen, dass du immer mit ihm zusammenspielst. Das sollte sich regeln lassen.«
    Sophie, die an solchen Whistabenden hatte zusehen müssen, fand es ein zweifelhaftes Vergnügen, mit Augusta zu spielen. Das Spiel war vielleicht nicht ganz einfach, vor allem das Zählen und die vielen Begriffe, die verwendet wurden, aber selbst Sophie, die nur zuguckte, hatte langsam begriffen, worum es dabei ging – und befand sich damit offensichtlich im krassen Gegensatz zu Augusta.
    Sie versank wieder in brütendes Schweigen, aus dem sie bis zu dem Moment, an dem die Kutsche vor dem Haus hielt und sie ausstiegen, nicht mehr auftauchte. Der Gedanke, dass Lord Edward ausgerechnet Augusta ernsthaft den Hof machen sollte, war unglaubwürdig, aber auch beunruhigend. Nein, nicht beunruhigend, sogar ein wenig … schmerzhaft? Darüber musste sie nachdenken.
    Sie verabschiedete sich mit einem kaum hörbaren Murmeln, stieg dann langsam die Treppe hinauf und betrat ihr Zimmer, die ganze Zeit über mit Lord Edward beschäftigt. Bevor Augusta von ihm gesprochen und Tante Elisabeth ihr recht gegeben hatte, war Sophie glücklich gewesen. Und das lag – ob sie es zugeben wollte oder nicht – an Lord Edward. Der so schrecklich begonnene Abend hatte von dem Moment an, an dem er vor ihr stand, eine erfreuliche Wendung genommen.
    Er hatte sie geneckt, sie geärgert, mit ihr getanzt, mit ihr gelacht, sie bevormundet und sie gerettet und sogar um einen Kuss erpresst. Er war nach dem Tanz nicht mehr zu ihr gekommen, sondern hatte nur andere Frauen aufgefordert und eben diese ominösen drei Male mit Augusta getanzt, aber sie hatte immer das Gefühl gehabt, von ihm beobachtet zu werden. Und kurz bevor sie gegangen war, hatte er ihr – unbemerkt von den anderen – noch etwas zugeraunt. Er hatte sie an den Kuss erinnert und daran, dass er auch gedachte, ihn einzufordern. Ein Hitzeschauer war bei diesen geflüsterten Worten durch Sophies Körper gegangen. Ein Zittern, das sie selbst jetzt noch erfasste, wenn sie an Lord Edward dachte, und das ihr selbst sagte, wie bereit sie war, seine Hilfe auch zu bezahlen.
    Kein Gentleman hätte eine Dame auch noch erinnert. Aber was diesen Charakterzug betraf, machte sich Sophie keine Illusionen über Lord Edward. Und dennoch hatte sie das Gefühl, in ihm den einzigen Freund gefunden zu haben, den sie hier in Eastbourne besaß. Wenn man natürlich von der liebenswürdigen Mrs. Summers, die sie nach dem Tanz kaum noch von ihrer Seite gelassen hatte, absah.
    Und ausgerechnet der Einzige, zu dem Sophie – trotz seines schlechten Benehmens – Vertrauen empfand, sollte an Augustas Kleiderzipfel hängen und ihr den Hof machen?
    Am liebsten wäre sie Augusta gegenüber mit der Mitteilung herausgeplatzt, was zwischen ihr und Lord Edward vorgefallen war. Dass er einen Kuss von ihr verlangt hatte! Von ihr und nicht von Augusta! Ha! Das hätte die beiden zum Schweigen gebracht!
    Als sie längst ihr Kleid abgelegt hatte, ihr kunstvoll frisiertes Haar löste, bürstete und ins Bett kroch, gab sich Sophie noch hämischen Fantasien darüber hin, wie Augusta und Tante Elisabeth auf eine solche Offenbarung reagieren würden. Und als sie schon unter der Decke lag, die Kerze gelöscht hatte und ins Dunkel starrte, trieb sie ihre Fantasien noch weiter: Sie stellte sich vor, wie Lord Edward sie vor Tante Elisabeth und Augusta in die Arme nahm, küsste, und den beiden dann hohnlachend verkündete, dass er sich nie etwas aus Augusta gemacht hätte, sondern Sophie seine große und einzige Liebe wäre, mit der er nach Schottland ziehen und im Kilt alt werden wollte!
    Sophie kicherte sich mit dieser Vorstellung in den Schlaf, aber ganz hinten in ihrem Kopf und ihrem Herzen fand sie diese Möglichkeit gar nicht so abwegig – und schon gar nicht unangenehm.

6. KAPITEL
    Sophie hatte nun schon einige Übung darin, sich im Morgengrauen aus dem Haus zu stehlen, um auszureiten, atmete aber trotzdem erleichtert auf, als sie hinter dem Stall der Bursche mit dem gesattelten Pferd erwartete. Es war nicht

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