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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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ehren, einen echten schottischen Tanz darbietet. Und ich habe das Vergnügen, sie dabei begleiten zu dürfen.«
    Er verneigte sich leicht vor Sophie. »Darf ich bitten?«
    Die anderen Gäste hatten die Tanzfläche geräumt, und Sophies Lippen zuckten, als er sie weiter in die Mitte des Raumes führte. »Indisponiert? Sagt man hierzulande so dazu, wenn jemand schreit wie ein heiserer Esel?«
    Edward konnte nicht anders. Er warf den Kopf zurück und lachte. Dieser Abend machte ihm wahrhaftig Spaß. Er fühlte sich wieder jung und übermütig, als wären die vergangenen Jahre, James Tod und die Umstände, die dazu geführt hatten, ausgelöscht. Er wischte sich noch die Lachtränen aus dem Augenwinkel, als Augusta schon in die Tasten griff. Der Vehemenz nach zu urteilen war sie wütend. Aber das war ihm im Moment gleichgültig. Er würde sich später opfern, mit Augusta tanzen und sie beschwichtigen. Die Aussicht auf einen Kuss von Sophies Lippen war sogar das wert.
    Edward selbst beherrschte diese Tänze nur sehr vage. Aber auf ihn sah ab dem Moment, in dem die Musik einsetzte und Sophie zu tanzen begann, ohnehin niemand mehr. Er selbst vergaß fast die Tanzschritte, so groß war der Gegensatz zwischen jener Sophie, die zuvor noch wie ein verschrecktes und gerupftes Huhn am Rand gesessen hatte, und derjenigen, die tänzelte und sprang, sich drehte, sich wendete, mit roten Wangen lachte, die Haare und die Röcke fliegen ließ und dabei stets eine Anmut und fast königliche Haltung wahrte. Ein Blick in die Runde ließ ihn feststellen, dass zwar ihre Tante und einige der verknöcherten Damen missbilligend dreinsahen, der Großteil aber hingerissen war. Vor allem jener Teil, der aus den männlichen Gästen bestand.
    Der letzte Takt verklang, Sophie blieb vor Edward stehen und sank in einen Knicks.
    Dabei lachten ihre Augen zu ihm empor, dass seine Kehle eng wurde.
    Sekundenlang war es still im Saal, aber dann hörte man die alte Mrs. Summers, die sich erhoben hatte und auf den Stock gestützt auf Sophie zukam. Das Mädchen lief ihr mit glühenden Wangen entgegen und fand sich in einer herzlichen Umarmung wieder.
    »Sehr schön, Kindchen. Sehr schön getanzt.« In Mrs. Summers Stimme schwangen Tränen mit. »Ach ja, meine Jugend. Wie wäre mein verstorbener Gatte in diesem Moment mit mir glücklich gewesen.« Sie wandte sich an die anderen. »Sie müssen wissen, Mr. Summers war einer der besten Reeltänzer von ganz Schottland und England zusammen. Was man«, sagte sie in Edwards Richtung, »von Ihnen leider nicht behaupten kann, Edward. Aber Sie haben sich große Mühe gegeben, und ich danke Ihnen für diesen Einfall. Sie haben ein sehr hübsches Paar abgegeben. Schade, dass Sie keinen Kilt tragen, mein Junge.« Edward lachte, und Lady Summers legte die Hand auf Sophies Arm. »So, und jetzt kommen Sie, Kindchen, erzählen Sie mir mehr von Ihren Eltern und Ihrer Heimat. Und stören Sie sich nicht daran, dass ich nur die Hälfte davon verstehe. Ihr Gesichtchen anzusehen macht alleine schon Freude.«
    Sophie begleitete die alte Dame zu ihrem Platz. Einmal wandte sie den Kopf, und als ihr Blick den von Edward traf, strahlte sie so sehr, dass dieser unwillkürlich nach seinem Kragen griff. Was hatte dieses Mädchen nur für Augen und für ein Lachen.
    * * *
    »Und warum glaubst du, dass Lord Edward dich heiraten will?«, fragte Sophie ihre Cousine nachdenklich, als sie in der Kutsche saßen und heimfuhren. Augusta hatte auf dem ganzen Weg von nichts anderem als von Lord Edward gesprochen, davon, wie er mit ihr getanzt, ihr den Hof gemacht hatte, ihr verzehrende Blicke zugeworfen hatte, und in seiner Ergebenheit ihr gegenüber sogar so weit gegangen war, die Ehre der Familie zu retten, indem er verhinderte, dass Sophie mit ihrer schrecklichen Stimme die Leute zum Weinen brachte.
    Sophie hatte empört entgegnet, dass es Augusta selbst gewesen war, die sie dazu gezwungen hätte, aber Tante Elisabeth hatte ihr strikt den Mund verboten, und Sophie war bis zu diesem Moment in düstere Stille verfallen, die sie dazu nutzte, die Tage zu zählen, die sie ihre Tante und deren Tochter noch ertragen musste. Es waren noch genau einhundertzweiundfünfzig Tage. Den Rest der einhundertdreiundachtzig Tage hatte sie schon hinter sich gebracht.
    »Das ist doch wohl keine Frage«, erwiderte Augusta von oben herab. »Schon die Art, wie er mit mir getanzt hat. Dreimal sogar, obwohl eigentlich nur zweimal schicklich gewesen wären.«
    »Wirklich?«,

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