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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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keine üble Figur machte. Dabei wurde sie sich wieder seines Blickes bewusst, der sie als Ganzes zu umfassen schien und wie ein Prickeln durch den Stoff ihrer Jacke und Hosen ging. Sie entzog sich weiterer Musterung, indem sie etwas auf Schottisch knurrte und sich umdrehte. Sie hielt sich mit beiden Händen am Sattelknauf fest, stellte die linke Stiefelspitze in den Steigbügel und wollte sich hochziehen, als zwei kräftige Hände sie erfassten und sie so mühelos hochhoben, als wäre sie leicht wie eine Feder. Sophie schwang das rechte Bein über den Sattel, setzte sich zurecht und blickte zu Lord Edward hinab.
    Er stand dicht neben Rosalind, streichelte über den weichen Hals und sah mit seinem halb amüsierten, halb anzüglichen Lächeln zu Sophie empor. Sie wollte sich abwenden und Rosalind antreiben, aber dann tat sie stattdessen etwas äußerst Unkluges: Sie sah Lord Edward in die Augen. Und zwar richtig und nicht, wie man jemandem bloß in die Augen blickte, wenn man sich mit ihm unterhielt.
    Und gleich darauf starrte sie mit angehaltenem Atem mitten hinein. Blau. Nein, nicht blau. Der Mann hatte violette Augen. Violett mit grauen Wolkenschleiern darüber.
    Genauso hatte der Himmel über der Burg ihres Vaters ausgesehen, als Sophie abgereist war. Wolken verschiedenster Farbschattierungen hatten sich über der Burg zusammengezogen, und dahinter war der Himmel dunkelblau und violett gewesen. Sie hatte, während die Kutsche sie fortführte, den Kopf aus dem Fenster gesteckt und kaum den Blick von diesem Farbenspiel lösen können. Eine Mischung aus Heimweh, Faszination und Unruhe erfasste sie. Und zugleich eine Sehnsucht nach Schutz und Geborgenheit.
    »Übrigens muss ich Sie korrigieren, Bengelchen«, sagte er mit einer samtweichen Stimme, die über Sophies Haut glitt wie eine Liebkosung. »Sie täuschen sich:
Sie
hätte ich bestimmt nicht halbnackt davonlaufen lassen.«
    Sophie fiel vor Schreck aus allen schottischen Himmeln in die Gegenwart und beinahe auch von Rosalind. Der Kuss, den sie ihm versprochen hatte, fiel ihr mit einem Mal ein, und sie hatte plötzlich Angst, Lord Edward könnte ihn hier und jetzt einfordern wollen. Sie richtete sich im Sattel auf, holte tief Luft, aber da trat er auch schon zurück.
    Sein Lächeln war sinnlich und unverschämt. »Guten Heimritt, Miss McIntosh. Und passen Sie gut auf Ihre Hosen auf.«
    Sophie verkniff sich eine Antwort. Ihr stand mehr der Sinn nach Flucht. Sie zog Rosalind herum und presste ihr die Fersen in die Weichen.
    Rosalind machte einen Satz vorwärts und flog dann in einem leichtfüßigen, übermütigen Galopp davon.
    * * *
    Edward ritt Sophie ein Stück nach, bis er sich davon überzeugt hatte, dass sie auch tatsächlich den Weg nach Hause einschlug. Als er jedoch selbst heimreiten wollte, wurde ihm der Weg von zwei Reitern abgeschnitten, die es offenbar darauf anlegten, ihn zu treffen.
    Der eine war ein großer, kräftiger Mensch, der aussah, als hätte er sein Lebtag lang noch kein Lächeln hervorgebracht, der andere ein vierschrötiger Bursche. Beide waren wie die Landarbeiter dieser Gegend gekleidet. Edward wusste es jedoch besser. Er merkte, wie Ärger in ihm hochstieg, als der Trübsinnige in die Richtung deutete, in der Sophie verschwunden war, und sagte: »Irre ich mich oder ist das nich' der Junge, den wir schon mal rumschnüffeln gesehen haben? Das war nich' das erste Mal, dass er mir hier auffällt. Er treibt sich viel herum.«
    »Der Junge schnüffelt nicht herum«, erwiderte Edward kalt. »Er ist harmlos. Er langweilt sich bloß und reitet ein bisschen umher.«
    »Ich hoffe, dass er sich nicht zu sehr langweilt und seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen.«
    »Und wenn es so wäre, ginge es wiederum Sie nichts an, Smiley.« Edwards Stimme war noch einige Grade kälter geworden, und eine unverkennbare Drohung schwang darin mit.
    Der andere sah ihn unbeeindruckt an. »Warum die Aufregung? Wenn der Bursche nichts gesehen hat, dann müssen Sie ihn auch nicht in Schutz nehmen.«
    »Ich werde mich darum kümmern.« Das war der Vierschrötige. »Ihn mir vorknöpfen und ihm ein bisschen Angst einjagen, damit er nächstens bei seiner Mami daheim bleibt und nicht herumreitet.« Er grinste und zeigte dabei eine bemerkenswerte Zahnlücke.
    »Sie werden nichts dergleichen tun!« Edwards Augen wurden schmal. »Ich werde mich selbst darum kümmern. Ich weiß, wo er wohnt, und werde seine Eltern aufsuchen. Das ist auch unauffälliger, als wenn Sie

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