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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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dort auftauchen.«
    Edward warf den beiden noch einen drohenden Blick zu, dann wendete er sein Pferd und ritt grußlos davon.
    »Arroganter Schnösel«, sagte der Vierschrötige zu seinem Begleiter. »Aber so sind die alle. Schauen auf einen herab, nur weil …«
    »Unterschätz ihn nur nicht«, unterbrach ihn sein trübsinniger Partner ruhig. »Für eine Landratte ist der ziemlich gewitzt. Und jetzt komm, wir haben noch einen Job zu erledigen. Der Captain wartet nich' gerne.«
    * * *
    In der Zwischenzeit zog Jonathan Hendricks seine widerstrebende Begleiterin die Stufen zu Marian Manor hinauf bis in die Halle, und schob hinter ihnen den schweren Riegel vor die Eingangstür.
    Melinda hatte sich fest in ihren rosa Morgenmantel gehüllt und sah Jonathan, immer noch gezeichnet vom Schrecken der vergangenen halben Stunde, mit großen Augen an.
    Er schüttelte den Kopf. »Weshalb bist du nur davongelaufen? Hattest du gedacht, Edward würde das Haus stürmen und dich suchen?«
    »Das hätte er sicherlich getan.« Sie schauderte.
    »Und da bist du lieber, halbnackt wie du warst«, ein langsames Lächeln begleitete diese Worte, »durch die Hintertür entwischt und ihm erst recht in die Arme gelaufen.«
    »Ich dachte, ich könnte mich verbergen, aber er ist um das Haus herumgegangen und hat mich gesehen.«
    »So ein hinterhältiger Teufel aber auch.« Jonathans ironisches Blinzeln blieb nicht ohne Folgen, denn Melinda musste jetzt ebenfalls schmunzeln.
    »Ach, ich weiß selbst nicht, was mir eingefallen ist, Jonathan. Vielleicht wollte ich mir eine Strafpredigt ersparen. Und es wäre nicht die erste gewesen. Ich bin sogar völlig sicher, dass er nur meinetwegen hierhergekommen ist.«
    »Darin ist er nicht schlecht, hm? Im Strafpredigt halten, meine ich.«
    Jetzt lachte sie, aber als er sie an sich ziehen und zur Treppe drängen wollte, wehrte sie ihn ab. »Nein. Er kommt sicherlich wieder her.«
    »Der ist viel zu sehr damit beschäftigt, diesen Burschen zu vertreiben.«
    »Ein reizender Junge. Sehr besorgt.«
    »Etwas seltsam ist er mir vorgekommen.«
    »Noch sehr jung und unschuldig.« Melinda lächelte.
    »Na, ich weiß nicht. Da war etwas anderes.« Jonathan grübelte, zuckte aber dann mit den Schultern. »Sehr komisch war, dass Edward so besorgt um ihn schien. Er hat ihn immer wieder hinter sich geschubst.«
    »Vermutlich, damit der Junge mich nicht wiedererkennt. Edward wird wohl nicht wollen, dass darüber geredet wird, dass seine Schwester nackt aus fremden Häusern und über die Klippen läuft.«
    Edward hatte sie aufgeweckt, als er an die Tür gehämmert hatte. Sie hatte ihn gesehen und den Hinterausgang benutzt, um ihm zu entkommen. Er hatte gewusst oder geahnt, dass sie hier war, und hatte Jonathan Vorhaltungen gemacht. Und als sie schon dachte, ihm entkommen zu sein, war er ihr nachgeritten. Sie war in Panik verfallen. In völlig lächerliche Panik. Vor dem eigenen Bruder davonzulaufen, noch dazu vor einem, der nicht einmal den kleinen Finger gegen sie erheben würde, war schlichtweg dumm.
    Aber, was sie Jonathan gegenüber niemals zugeben würde, als sie davongerannt war – geradewegs auf die Klippen zu – da war sie entschlossen gewesen, zu springen. Sie wusste nicht, was sie getrieben hatte. Aber mit einem Mal hatte sie ein Ende machen wollen. William hinter sich lassen, der sich in Ostindien eine Geliebte hielt, dessen andere Geliebte sogar einmal in Melindas Londoner Haus aufgetaucht war. Der sie daheim sitzen ließ wie einen Einrichtungsgegenstand, und der, wenn die Nachrichten stimmten, in einigen Wochen wieder in London sein würde.
    Sobald er aber wieder hier war, verlor sie Jonathan. Seine Berührungen, sein Lachen, sein sinnliches Lächeln, seine Zärtlichkeit, seinen Körper, die Lust, die er ihr schenkte.
    Und sie verlor sich selbst. Sie musste sich wieder in das Korsett der Gesellschaft zwängen, ihr eigenes Wesen hinter Haltung und Kleidern verbergen. Und einen Mann an ihrer Seite und in ihrem Bett dulden, der sie doch wieder verließ und betrog.
    Zuerst hatte sie Edward entkommen wollen. Aber dann war sie nur noch gerannt. Der Wind war so heftig durch ihr Haar gebraust, dass sie nichts mehr gehört hatte, ihre Ohren waren nur von Rauschen erfüllt gewesen. Und da waren die Klippen vor ihr gewesen. Die Wiese stieg ein wenig an, und bis zu dem Moment, wo sie senkrecht abbrach, wusste man nicht, wohin man lief. Melinda hätte nur bis zum Abgrund rennen müssen. Immer auf der Wiese, und dann weiter

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