Sueße Versuchung
hat mir von Schuldscheinen erzählt, die du von Henry besitzen sollst.«
»Ja, die habe ich tatsächlich.« Jonathan zuckte mit den Schultern. »Das hält den Jungen bei der Stange, verstehst du?«
»Du wirst sie mir heute Nachmittag schicken. Und zwar alle.«
Jonathan hob abwehrend die Hand. »Geht nicht. Ich brauche sie noch.«
»Und ich brauche sie ebenfalls.«
Jonathan musterte ihn eingehend. »Na schön. Du kannst sie haben. Unter einer Bedingung: Du hilfst mir bei meinem Job.«
»Versuchst du, mich jetzt auch zu erpressen?«
Jonathan hob unbehaglich die Schultern. »Nein, nur ein kleines Geschäft. Du könntest mir die Polizei vom Leib halten.«
»Das können andere bess …«
»Nein, können sie nicht«, unterbrach ihn Jonathan schroff. »Außerdem hast du einige gute Gründe, mir zu helfen. Deine süße kleine Verlobte, die Schuldscheine ihres dämlichen Henry und dann noch Melinda. Je mehr du mir hilfst, desto schneller ziehe ich die Sache durch, und Melindas Name wird nicht von der Polizei genannt.«
Edwards Augen glühten zornig auf, er machte eine Bewegung, als wollte er Jonathan angreifen, aber dann atmete er durch, ließ die erhobenen Fäuste fallen, und Jonathan entspannte sich.
»Irgendwann einmal, Jonathan Hendricks«, sagte Edward kalt, »werde ich dir den erpresserischen Hals umdrehen.«
»Hey, ich habe dir aber doch deinen gerettet! Schon vergessen?«
»Dafür hast du aber nicht in alle Ewigkeit etwas gut«, lautete die kalte Antwort. »Und wenn ich an Melinda und Sophie denke, dann könnte mir einfallen, gleich hier auf der Stelle zur Tat zu schreiten.«
Jonathans Grinsen verstärkte sich. »Das tust du nicht, Edward, alter Junge. Dafür bist du viel zu vernünftig. Es wäre auch nicht das Mindeste damit gewonnen. Und ich werde versuchen, die kleine McIntosh rauszuhalten.« Jonathan hatte einen Fuß gegen den Tisch gestemmt, den Stuhl zurückgekippt und schaukelte lässig auf zwei Stuhlbeinen.
»An deiner Stelle würde ich es nicht beim Versuch lassen, Jonathan.« Edwards Gesicht war kalt, als er näher trat. Eine plötzliche Bewegung, Jonathan warf fluchend die Hände hoch, griff um sich und dann knallte er samt dem Stuhl zu Boden.
Lord Edward sah mitleidslos auf ihn herab, als er benommen liegen blieb und sich den Hinterkopf rieb. »Pass auf, Jonathan Hendricks, dass du das nächste Mal nicht auf der Schnauze landest.« Damit wandte er sich um und ging. Die Tür schloss sich fast lautlos hinter ihm.
* * *
Wenn Sophie der geplanten Heirat zwiespältig gegenüberstand, und Tante Elisabeth und Augusta wütend waren, so bestand Henrys Reaktion aus purem Entsetzen.
»Das kannst du nicht machen!« Er hatte sie im Stall bei Rosalind aufgespürt und hinaus ins Freie gezogen, wo niemand lauschen konnte. »Hör zu, Sophie. Du kannst Lord Edward nicht heiraten. Er steckt mit den Schmugglern unter einer Decke.«
»So ein Unsinn!«, sagte Sophie abwehrend. Sie glaubte zwar schon seit einiger Zeit, dass Edward in gewisser Weise tatsächlich mit Jonathan Hendricks zu tun hatte – ihn zumindest gut kannte, aber alles in ihr sträubte sich dagegen, in Edward ein Mitglied der Bande zu sehen.
»Nein, gar kein Unsinn. Erinnere dich an Captain Hendricks Fest …«
»… als könnte ich das vergessen«, murrte Sophie.
»… wie er da plötzlich aufgetaucht ist! Hendricks und er kennen einander besser, als sie es zugeben. Und der Captain hat Angst vor Lord Edward!«
»Der hat doch keine Angst.« Henrys Annahme, dass Edward dazugehören könnte, war zwar absurd, aber Edward tauchte tatsächlich immer dann auf, wenn Jonathan Hendricks oder andere Schmuggler in der Nähe waren. Sie hatte allerdings schon überlegt, ob Jonathan Hendricks nicht sogar selbst der geheimnisvolle Kopf der Bande war. Dass er dies Henry gegenüber nicht zugab, konnte ein kluger Schachzug von ihm sein. So hatte er immer eine gefährliche Gestalt im Hintergrund. Eine Art schwarzen Mann, mit denen er Leuten wie Henry drohte.
»Er hat doch Angst!«, widersprach Henry. »Andernfalls hätte er euch nicht so einfach gehen lassen, als Harrington dich mitten aus dieser Orgie rausgeholt hat.«
»Das«, sagte Sophie mit deutlicher Schärfe in der Stimme, »erinnert mich daran, Henry, dich zu fragen, warum
du
das nicht getan hast.«
»Weil …«, Henry war schockiert. »Weil … er hätte mich doch niemals lassen! D …
das ist ja eben der Grund, weshalb ich denke, dass die beiden unter einer Decke stecken. Ich habe doch
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