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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Hendricks aus der Bibliothek trat. Er blieb stehen.
    »Was war das?«
    Edward warf einen Blick die Treppe hinauf, dann wandte er sich seinem Besucher mit einem Achselzucken zu. »Nichts. Der Butler wahrscheinlich. Und jetzt: Gute Nacht.« Das letzte war mit einigem Nachdruck gesagt.
    Jonathan grinste. »Ich verschwinde ja schon.«
    Edward sah ihm nach, dann blickte er nach oben zu den Zimmern. Ein unwilliges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Sophie hatte also gelauscht. Er hätte es sich denken können. Aber er war auch überzeugt davon, dass sie durch die schwere Eichentür nichts gehört hatte. Herauszufinden, dass Jonathan Hendricks für die Navy arbeitete, wäre nur noch Wasser auf die Mühlen ihrer Neugier und Abenteuerlust gewesen.
    * * *
    Sophie lauschte mit angehaltenem Atem. Sie hatte die Tür nicht völlig geschlossen, ein ganz kleiner Spalt stand offen und durch den hörte und sah sie, wie der Butler Jonathan Hendricks zur Tür brachte und Edward die Treppe hinaufstieg. Sie machte sich bereit – sobald er oben in seinem Zimmer war, musste sie raufrennen und in ihr eigenes Zimmer huschen. Er würde sie bestimmt aufsuchen und dann feststellen, dass sie fort war. Sie wusste nicht, was sie mehr erschütterte: Wenn Edward dahinter kam, dass sie gelauscht hatte, oder dass ihre Hochzeitsnacht vor ihr lag.
    Letzteres, musste sie zugeben. Nicht mehr lange, und es war so weit. Sie würde in Edwards Armen liegen. Die Papiere, die Hendricks Edward übergeben hatte, waren zweifellos die Schuldscheine gewesen, sie hatte jetzt also keinen Grund mehr, die Sache hinauszuzögern. Absolut keinen, wenn man bedachte, dass sie es grundsätzlich ja ebenfalls wollte.
    Sie wusste genau, was jetzt passierte. Wären die Szenen bei Captain Hendricks Exzessen nicht schon aufschlussreich genug gewesen, so hatte sie vor einigen Jahren eine Magd und einen Knecht dabei beobachtet. Es war rein zufällig geschehen. Sophie hatte sich im Stall aufgehalten, oben auf dem Heuboden, um nach den Kätzchen zu sehen, und die beiden waren hereingekommen. Sie hatten sich sofort umarmt und geküsst und Sophie hatte bald eingesehen, dass sie den Stall nicht so bald wieder verlassen würden. Die beiden beschränkten sich nämlich nicht lange auf Küsse, sondern begannen einander auszukleiden, und dann hatte Sophie durch eine Spalte zwischen den Balken zugesehen, wie sie ins Stroh sanken. Ja, es war wirklich aufschlussreich gewesen. Sie zitterte bei dem Gedanken, dass Edward bald dasselbe mit ihr tun würde. Der Champagner, der ihr noch vor Kurzem so angenehm das Denken vernebelt hatte, war verflogen und zurück blieb eine zaghafte Jungfrau, die in Kürze nackt und mit einem fast Fremden im Bett liegen würde.
    Sophie ächzte. Sie brauchte etwas, das ihr wieder Mut machte. Sie sah sich um und entdeckte auf einem Tischchen mehrere schön geschliffene Glasflaschen. Das war die Rettung. Sie sauste auf Zehenspitzen hin und betrachtete die Karaffen zuerst eingehend, bevor sie eine davon entkorkte. Der volle Geruch von Whiskey stieg ihr in die Nase, als sie daran schnupperte. Sie nahm die Flasche in beide Hände, hob sie an den Mund und nahm einen tiefen Schluck, der sie zum Husten und Würgen brachte.
    Sie atmete durch, dann tat sie einen neuerlichen Schluck. Sie steckte den Glaskorken wieder hinein, stellte die Flasche fort und lief zur Tür, um durch den Spalt hinauszusehen. Niemand war hier.
    Sie wollte soeben hinaushuschen, als ihr eine Idee kam. Sie eilte zum Tisch zurück, packte die Flasche und rannte los. Draußen schlich sie durch die Halle, die Treppe hinauf und kam atemlos in ihrem Zimmer an. Sie schloss die Tür fast lautlos hinter sich und blieb in der Mitte des Zimmers stehen, um sich umzusehen. Edward hatte ihr vor zwei Tagen versichert, dass sie diesen Raum – und auch jeden anderen im Haus – ganz nach ihren Vorstellungen verändern konnte, aber Sophie hegte, was Einrichtungen betraf, keinen besonderen Ehrgeiz. Und dieses Zimmer sah tatsächlich so heimelig und einladend aus, dass sie sich sofort wohl fühlte.
    Ihre von Edward neu engagierte Zofe hatte ihr Bett aufgedeckt und ihr Nachthemd darüber gebreitet. Sophie ging hin und nahm es hoch. Cremefarbene Seide. Spitzen.
    Hauchdünn. Ein Ausschnitt bis zum Nabel. Du lieber Himmel! Wer hatte das denn ausgesucht? Sie bestimmt nicht! Sie konnte sich gut erinnern, dass sie für ihre Ausstattung zwei andere Nachthemden hatte anfertigen lassen. Züchtig hochgeschlossenes Leinen. Und gewiss

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