Sueße Versuchung
Armen zu halten. Nicht mehr lange, und er hätte sie einfach auf die Arme genommen, in ihr Zimmer getragen und dort weitergemacht.
Und dann platzte dieser Pirat herein. Es war nicht abzusehen, wie lange Edward danach wieder brauchte, um Sophie auch nur in eine annähernd leidenschaftliche Stimmung zu bringen. Er musste die Angelegenheit kurz machen, sonst lag seine Frau, bis er oben ankam, im Bett und schlief.
Er schloss die Tür hinter sich und trat auf Jonathan zu. »Die Schuldscheine.«
»Ach ja.« Jonathan kramte sie aus seiner Jackeninnentasche hervor und legte sie auf den Schreibtisch. »Du hast es also tatsächlich getan und die kleine McIntosh geheiratet. Und«, er grinste, »nicht gerade aus besonderer Zurückhaltung.
Donnerwetter. Ich wette, wenn ich euch beide vorhin nicht gestört hätte, dann hätte die Hochzeitsnacht wohl gleich dort …« Edwards Blick ließ ihn verstummen. Er räusperte sich.
»Du hast dir verdammt viel Zeit mit den Schuldscheinen gelassen«, sagte Edward kalt. »Ich hatte dich schon viel früher erwartet. Genau genommen vor einigen Tagen.«
»Das ging nicht. Und deshalb bin ich auch hier.« Er schien einen Anlauf zu brauchen, bevor er weitersprach. »Der Anführer der Bande hat Kontakt mit Melinda aufgenommen und erpresst sie.«
Edward zuckte zusammen. »Wie das?«
»Er ist dahintergekommen, dass sie und ich …«
Mit zwei Schritten war Edward bei ihm und packte ihn an der Jacke. »Du verfluchter Kerl, ich habe dir gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen!«
Jonathan wehrte sich nur halbherzig gegen den harten Griff. »Du hast recht. Du hast verdammt recht, Ed, aber es ist nun einmal passiert! Alles! Und zwar in dem Moment, in dem ich sie das erste Mal gesehen habe!« Er taumelte etwas zurück, als Edward ihn losließ. Sein Gesicht hatte den üblichen spöttischen Ausdruck verloren – wie immer, wenn es um Melinda ging. Diese Frau spukte von dem Moment an in seinem Kopf herum, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Ja, er hatte sie umgarnt und verführt, und es war nicht einfach gewesen, da sie sich lange Zeit geweigert hatte, ihren Mann zu betrügen. Aber dann hatte sie eines Tages nachgegeben. Zu diesem Zeitpunkt war Jonathan allerdings schon Mitglied dieser Schmugglerbande gewesen und hatte Melinda in seine Angelegenheiten hineingezogen. Er hatte es bereut, aber trotzdem nicht die Finger von ihr lassen können.
Edward wusste das alles. Er hatte sogar einen Funken Verständnis für Jonathan. Und hätte es sich nicht ausgerechnet um seine Schwester gehandelt, so hätte er ihm keinen Vorwurf gemacht. Aber jetzt war nicht die Zeit, Jonathan deshalb niederzuschlagen. Er atmete durch, um sich zu fassen.
»Was ist geschehen?«
»Melinda hat einen Brief erhalten, in dem ihr nahegelegt wird, ihre Beziehungen zur Admiralität zu nutzen.«
»Sie soll also für die Bande spionieren«, stellte Edward mit kalter Stimme fest. Ihr Mann war zwar fort, aber Melinda hatte immer noch genügend Kontakte zu den anderen Mitgliedern der Königlichen Marine. Sie wurde laufend zu Veranstaltungen, Theateraufführungen, Bällen, Damenkränzchen und Picknicks eingeladen. Man sollte glauben, dass dieses Programm für eine einzelne Frau reichte, aber nein, seine Schwester hatte zur Abwechslung auch noch etwas mit Jonathan Hendricks anfangen müssen. »Weshalb ging der Brief direkt an sie? Wäre es nicht einfacher gewesen, wenn sie dich benützt hätten, um sie auszuhorchen?«
»Es geht ihnen nicht um Informationen«, sagte Jonathan langsam. »Der Besuch dieses Polizeibeamten hat sich herumgesprochen. Sie wollen, dass Melinda auf die Admiralität einwirkt, damit diese Nachforschungen unterbunden werden. Andernfalls sollen gewisse Leute von unserem Verhältnis erfahren. Angeblich hat Parson sogar schon Sir Winston, den Friedensrichter, angesprochen. Dieser Parson ist ein ehrgeiziger Kerl, der keine Ruhe geben wird, wenn er nicht von oben den Befehl dazu erhält, heimzufahren.«
Edward lachte kurz und spöttisch auf. »Wie soll sie das machen? Hingehen und den Ersten Seelord bitten, dass er der Polizei verbietet, hier herumzuschnüffeln? Das ist ja …«, er unterbrach sich und fuhr sich über das Gesicht. »Ich verstehe. Sie wissen genau, dass sie damit zu mir kommen wird.«
»Darum geht es vermutlich. Entweder wollen sie mit dem Druck auf Melinda sicher gehen, dass du dich raushältst, oder dass du die Büttel fernhältst.«
»Bist du in der Zwischenzeit schon dahintergekommen, wer der
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