Sueße Versuchung
wollte!
Aber der Skandal hätte mich nicht gestört.«
»Wie überaus aufmerksam von dir«, murmelte er. »Womit habe ich nur eine so rücksichtsvolle Frau verdient?« Er richtete sich auf. »Gut. Ich kann dir also versichern, dass ich nicht zu den Schmugglern oder zu Jonathans Bande gehöre. Dann kommen wir jetzt zum Geschäft.« Er wollte sie, war aber zugleich wütend und verletzt durch ihren Verdacht. Er hatte vorgehabt, ihr die Schuldscheine hinzulegen und sie dann liebevoll zu verführen, aber nun kam ihm eine andere Idee. Er griff nach den Papieren und hielt sie hoch. »Hier ist also mein Teil der Abmachung. Jetzt kommt deiner.«
Sophie nickte. »Ja. Ich weiß.« Sie war froh über den Whiskey, auch wenn ihr davon flau im Magen war. Sie war auch erleichtert, dass sie dies alles geklärt hatte. Sie erwartete, dass Edward zu ihr kommen würde, aber stattdessen streifte er seine Schuhe ab, legte sich ins Bett und verschränkte die Hände über dem Bauch.
Als sie sich nicht rührte, sondern nur verblüfft hinstarrte, wandte er den Kopf.
»Nun? Ich warte.«
»W … worauf denn?«
»Auf deinen Teil der Abmachung.« Er klopfte auf die Schuldscheine neben sich.
»Hier sind die Schuldscheine. Und jetzt will ich eine Ehefrau.«
Sophies Mund zeigte alle Anzeichen, offen stehen zu bleiben. Dann erhob sie sich.
Wahrscheinlich sollte sie sich neben ihn legen. Sie war verwirrt, enttäuscht, erleichtert, unglücklich. Jetzt wäre ein weiterer Schluck Whiskey angebracht gewesen, aber die Flasche stand ja leider hinter dem Paravent, und sie hatte keinen Grund, mal schnell dahinter zu verschwinden.
Sie erhob sich, ging zur anderen Seite des Bettes, an der Edward die Schuldscheine hingelegt hatte. Sie schob sie zur Seite, hob die Decke an und kroch darunter. Sie legte sich so neben Edward, dass noch gut ein halber Meter Abstand zwischen ihnen war, und sah so wie er zur Decke des Himmelbettes hinauf. Das war es? Das war alles?
»Ist das alles?«, fragte Edward in diesem Moment.
Sie wandte den Kopf. »Was meinst du?«
»Hast du nicht vor, deine Pflicht zu erfüllen?«
»Meine … meine Pflicht?!«
Er klopfte abermals provokant auf die Schuldscheine, die zwischen ihnen lagen. »Ich erwarte, dass du mich verführst, Sophie.« Seine Stimme klang scharf.
»Was?!« Langsam wurde Sophie zornig. Sie machte Anstalten, aus dem Bett zu steigen, um ein wenig mehr Abstand zu haben, als seine Hand vorzuckte und ihren Arm packte. »Du bist ja völlig …«, Sophie riss sich los, rutschte aus dem Bett, landete auf dem Boden und sprang dann auf. »… völlig von allen guten Geistern verlassen!
Das fällt mir ja im Traum nicht ein!«
Edwards Gesichtsausdruck war undurchdringlich. »Du hältst das Geschäft also nicht ein.«
»Das …«
»Du bist wortbrüchig, Sophie.« Die Stimme klang kühl. Etwas abfällig.
»Du …«
»Und du bist feige. Ich habe eine feige Schottin geheiratet.«
»Ich bin nicht feige!« Sophie war um das Bett herumgerannt und stand mit geballten Fäusten vor ihm.
»Dann beweise es mir. Verführe mich.« Er musterte sie herausfordernd. »Verführe mich, um mir zu zeigen, dass meine schottische Frau weder wortbrüchig ist, noch ein Feigling.«
Sophie starrte ihn wütend an. Sekundenlang brannten sich ihre Blicke ineinander, dann warf Sophie den Kopf zurück. Dem würde sie es zeigen. »Na schön!«
Wenn Sophie später darüber nachdachte, dann fand sie drei logische Erklärungen für ihr unglaubliches nachfolgendes Handeln.
Erstens: Der Whiskey war schuld.
Zweitens: Edwards große Anziehungskraft und ihre übergroße Verliebtheit waren schuld.
Drittens: Edward war an
allem
schuld.
* * *
Edwards Gefühle waren tatsächlich nicht völlig rein von Schuldbewusstsein, nachdem sein erster Zorn verraucht war, aber es war zu spät. Er hatte Sophie herausgefordert, und sie war darauf eingegangen. Von einer Frau, die alte Bergwerke durchstöberte und Schmugglern hinterherschlich hatte er es erhofft, aber nicht wirklich erwartet.
Und jetzt lag er hier, hatte die Hände über der Brust verschränkt und sah seiner Frau zu, wie sie versuchte, Zorn, Schüchternheit und Scheu gleichermaßen zu überwinden.
Aber der Reiz war zu groß und seine Neugier darauf, was sie tun würde. Wie weit würde sie gehen? Dass Sophie nicht mit normalen Maßstäben zu messen war, wusste er seit dem Tag, an dem sie als Junge verkleidet Jonathan vor die Füße gespuckt hatte.
Und es konnte auch nur einem Mann wie ihm einfallen,
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