Suesser Als Blut
Oberfläche zu tauchen, aus Angst, was ich dort wohl finden mochte. »Ich. Habe. Keinen. Meister.«
Er lächelte. Und die Angst fiel von mir ab.
Einfach so.
Lächelnd legte ich meine Hände an seine Wangen, schaute in sein schönes Gesicht.
Er setzte sich und streckte die Beine aus. »Ich besitze die Wahre Gabe, Genevieve.« Er warf den Kopf zurück, entblößte seinen Hals und schlitzte sich mit dem Daumennagel die Halsschlagader auf. Dickes, claret-rotes Blut sickerte aus der Wunde, und mein Herz begann heftig zu klopfen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
Mit einem Ausdruck vollkommener Ruhe presste er seinen Daumen auf die Wunde, um mehr Blut herauszudrücken, Blut, das sich in seiner Halsgrube sammelte. »Das Blut ist stärker, hier, nahe am Herzen«, erklärte er. Er streckte den Finger aus und zeichnete eine kühle, feuchte Linie auf meine Wange. Seine Hand schloss sich um meinen Nacken, sein Daumen streichelte meine Halsschlagader.
»Komm. Ich biete dir mein Blut an.«
Ich legte die Hand auf seine Brust. Sein Fleisch war kalt. Mir wurde ein wenig unbehaglich, aber das Gefühl verschwand sofort wieder. Schnuppernd beugte ich mich vor. Er roch nach Kupfer, nach Lakritz und nach türkischem Honig. Und nach seinem eigenen, ganz speziellen Duft: stark, dunkel, würzig, exotisch.
Ich bekam eine Gänsehaut.
Die Hand in meinen Nacken, zog er mich näher zu sich heran.
Ich schaute auf. Seine Augen waren schwarze, unergründlich tiefe Teiche, in denen winzige rote Flämmchen loderten. Meine Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. Mein Magen flatterte.
Komm, mein Blut wird dich heilen , forderte mich seine unhörbare Stimme auf.
Da konnte ich nicht länger an mich halten und presste den Mund auf seinen Hals. Der Geschmack seines Bluts explodierte auf meiner Zunge. Ich begann gierig zu saugen. Herrlicher, herrlicher Nektar! Kühl, eiskalt, rann er mir die Kehle
hinab, sammelte sich in meinem Magen, vertrieb alle Schmerzen.
»Genug«, murmelte er, packte meinen Kopf und versuchte, mich von sich wegzuziehen.
Aber ich wollte nicht Schluss machen. Verzweifelt saugte ich weiter, biss mich in seinem Hals fest, krallte meine Nägel in seine Haut.
»Genug, Genevieve«, befahl er. »Hör sofort auf.«
Nein, nein, nicht genug. Nie genug . Dieser Gedanke zerriss die Fesseln, die er meinem Geist angelegt hatte, und mein Glamour brach golden hervor. Ich schmolz dahin, verschmolz mit ihm, es war mir egal, wo er begann, wo ich aufhörte, ich wollte mehr, mehr, mehr …
Er erschauderte, sein Herz begann zu schlagen, eine Verheißung auf weitere Freuden. Ich hob den Kopf, ertränkte ihn in meiner Magie. Zu lange war es her, seit ich meinem Körper erlaubt hatte, sich das zu nehmen, was er brauchte. Er rollte mich herum, lag nun auf mir, starrte auf mich hinab. Er hatte meine Arme nach oben gezogen, hielt meine Handgelenke umklammert. Die Magie strömte berauschend durch meine Adern, mein Schoß pochte, wurde feucht. Seine Augen glühten auf, er fletschte seine nadelspitzen Fänge. Ich spürte, dass auch er erregt war, seine Lenden, die sich an mein Becken pressten, ließen keinen Zweifel daran.
»Ich bin weder ein Mensch noch ein junger, unerfahrener Vampir, der sich von deiner Magie fesseln lässt, Genevieve.«
»Und ich bin eine Sidhe und lasse mich nicht mit der deinen fesseln, Malik.« Ich wartete, wusste, dass ich ihn nicht aufhalten würde, wollte es gar nicht, obwohl mir nun doch ein wenig flau im Magen wurde. Wer würde Meister, wer Sklave sein? Oder galt das nicht für uns?
Auch er verharrte reglos. Worauf wartete er? Doch ich wusste bereits, was er wollte: Er wartete darauf, dass ich die Initiative ergriff, er wollte, dass ich mich ihm anbot.
Ein seltsam verführerischer Gedanke.
Mit klopfendem Herzen hob ich mein Becken, entblößte meinen Hals. In seinen Augen flackerte es kurz auf, dann senkte sich ein finsterer, bedrohlicher, trostloser Ausdruck über sein Gesicht. Ich erbebte. Sein Griff um meine Handgelenke wurde schmerzhaft fest. Langsam senkte er den Kopf und drückte seine Lippen auf meine Halsschlagader. Wie erstarrt erwartete ich den Biss seiner scharfen Zähne.
Nichts geschah.
Er war verschwunden.
Ich lag wie betäubt da und starrte zu den bernsteinfarbenen Kristallen hinauf, die an meiner Decke hingen. Es war vollkommen still. Alles, was ich hörte, waren meine zittrigen Atemzüge.
Aber ich konnte immer noch seine Stimme in meinem Geist hören, die Botschaft, die er mir für Rosa
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