Suesser Als Blut
gegeben hatte.
Eine namenlose Angst stieg in mir auf und verscheuchte jede Erregung.
32. K apitel
E in heißer Wind strich durchs Fenster herein und weckte mich. Die Sonne schien von einem makellos blauen Himmel, und ich fragte mich unwillkürlich, wo die Wolken waren, die ich im Traum gesehen hatte. Schwarze Wolken, angefüllt mit dem Echo von Maliks Worten. Wolken, die mir die Kehle hinabrannen, die mich zu einem Eisblock erstarren ließen, der langsam zerschmolz, Ströme von Blut, in denen ich zu ertrinken drohte. Ich schwang die Beine aus dem Bett und setzte mich auf, die Hand auf den Bauch gepresst, in dem die Angst saß.
Träume sind Schäume, sagte ich mir, ein Versuch meines Unterbewusstseins, das Geschehene zu verarbeiten.
Mein Blick fiel auf meinen Stuhl. Darauf lagen, fein säuberlich zusammengefaltet, mein bronzefarbener Kurzmantel, der schwarze Rock und sogar mein zerrissener Slip. Ich runzelte die Stirn. Unter dem Stuhl standen die Schuhe. Frisch geputzt.
Malik hatte meine Sachen zusammengefaltet und meine Schuhe geputzt. Irgendwie passte das nicht ins Bild. Ich ging zum Schrank und räumte die Sachen weg. Dabei fiel mein Blick zufällig in den Spiegel.
Ich riss verblüfft die Augen auf.
Ich sah wundervoll aus, ich musste es selbst zugeben: Meine honigfarbene Haut hatte einen warmen Schimmer, meine Augen leuchteten wie polierter Bernstein, mein Gesicht wirkte weicher, weniger kantig.
Ich hätte Reklame für Vitaminpräparate machen können.
Und geheilt war ich auch.
Na, wenn das Trinken von Vampirblut so eine Wirkung hat, dann wunderte es mich nicht, dass die Blutsauger es als ultimatives Schönheitselixier und Jungbrunnen anpriesen. Das einzig Unschöne an mir waren meine Brüste. Nun, nicht die Brüste selbst, die wirkten voller und straffer, sondern die hässlichen Bisse, die mir die Wiedergänger zugefügt hatten.
Ich berührte einen besonders scheußlichen Biss dicht über meiner rechten Brustwarze. Warum waren die überhaupt noch zu sehen? Ich bewegte prüfend die verletzte linke Schulter. Dabei fiel mein Blick auf mein Handgelenk: die von Malik verursachten Blutergüsse waren auch noch sichtbar, heller zwar, aber dennoch. Mir wurde schwindlig. Der Biss auf meinem Daumenballen war dagegen vollkommen verheilt.
Mir wurde speiübel. Die Hand auf dem Mund, sprintete ich ins Bad, fiel vor der Toilette auf die Knie und erbrach mich.
Was, hatte Malik gesagt, solle ich Rosa ausrichten? Er hatte in einer fremden Sprache gesprochen, und ich konnte nur Englisch. Dennoch hatte ich seine Worte klar und deutlich verstanden. Wie und warum das möglich war, wollte ich gar nicht erst wissen.
Sag ihr, weil ich sie einst liebte, werde ich ihr den Kopf abschlagen, das Herz aus dem Leib reißen und ihr Fleisch zu Asche verbrennen.
Ich musste erneut würgen, aber mein Magen hatte nichts mehr herzugeben.
Ich trat unter die Dusche, drehte den Hahn voll auf und stellte mich unter den dampfend heißen Strahl. Die Hände gegen die Kacheln gestützt, ließ ich das heiße Wasser über meinen Rücken laufen. Malik war nicht der Einzige, der mich töten wollte. Da war der gestrige Hinterhalt. Ich bezweifelte, dass Alan Hinkley dahintersteckte – er war wahrscheinlich nicht mehr als eine Marionette in der Hand dessen, der seine Fäden zog. Dennoch: Er hatte mir eine ganze Menge Fragen zu beantworten – sobald ich mein Handy geholt hatte.
Ich nahm ein Handtuch und rubbelte mich energisch ab, dann fuhr ich mit einem Kamm durch meine Haare; bei der Hitze würden sie rasch von selbst trocknen. Stirnrunzelnd musterte ich die Bisse auf meinen Brüsten. Die Krusten waren abgefallen, und man sah eine Reihe von winzigen rosa Löchern.
Wer hatte mir diese Wiedergänger an den Hals gehetzt? Ein Vampir natürlich; aber der Schockzauber ließ darauf schließen, dass eine Hexe im Spiel gewesen war. Und Malik hatte behauptet, er sei von einem Fae attackiert worden. Nun, diese Kombi kam nicht alle Tage vor – tatsächlich war die einzige Vamp/Hexe/Fae-Combo, die ich kannte, im Bloody Shamrock zu finden. Aber wieso sollte Declan mich töten wollen, mich, eine Sidhe? Es gab keinen Grund, zumindest keinen, der ins Bild gepasst hätte.
Nun, ich war sicher, dass ein gewisser Cluricaun namens Mick mir mit den fehlenden Details würde aushelfen können. Ich musste sowieso Declan die Ergebnisse meiner Ermittlungen in Sachen Melissa mitteilen – und es war weit ungefährlicher für mich, tagsüber vorbeizuschauen und Mick zum
Weitere Kostenlose Bücher