Suesser Als Blut
auf.
»Siehst du, wie dein Körper auf mich reagiert?« Es klang bekümmert, wie er das sagte.
Abermals berührte er meine Handfläche, und die Schmerzen waren wieder da, nur dass ich diesmal nicht schreien konnte. Er ließ mich nicht. Alles, was ich tun konnte, war, ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarren, das Herz im Hals.
Dann waren die Schmerzen wieder fort. Ich sackte erleichtert zusammen.
»Du wirst dich nicht wehren«, befahl er. »Oder du zwingst mich, dir wieder Schmerzen zuzufügen. Hast du verstanden?«
»Ich hab verstanden, dass du ein verdammter Folterknecht bist!«, fauchte ich.
»Nein, bin ich nicht.« Er seufzte resigniert. »Aber ich bin nicht zimperlich.«
»Fuck you.«
»Vielleicht später.« Er schmunzelte. »Aber zuerst müssen wir diese Sache zwischen uns klären, ja?«
Als ob ich eine Wahl hätte. »Hm«, brummte ich ungnädig.
»Gestern Abend, vor dem Polizeirevier«, begann Malik und streichelte meine Handfläche. »Es hat mich sehr überrascht, wie leicht es für mich war, in deine Gedanken einzudringen und sie zu beeinflussen. Wieso?, fragte ich mich.« Er schaute auf meine
Hand. »Du hast mir sogar dein Blut angeboten, fast ohne jeden Widerstand. Das war erstaunlich, besonders angesichts der Tatsache, dass du eine Sidhe bist.«
Blut sickerte in vier identischen kleinen Halbmonden aus meiner Handfläche hervor.
Ein Anblick, der mich genauso erschreckte wie beim ersten Mal.
Aber noch schrecklicher war, dass ich diesmal vollkommen klar denken konnte. Malik übte keinerlei Druck, keinerlei Einfluss auf meinen Geist aus.
Nein, er manipulierte stattdessen meinen Körper.
Erst jetzt erkannte ich, wie stark sein Einfluss auf mich war.
Er zog meine Hand an seinen Mund. Das hätte eigentlich wehtun müssen – ich glaubte förmlich die gebrochenen Knochen knirschen zu hören -, aber ich fühlte nichts. Nur seinen kühlen Atem, der über meine Handfläche strich, seine Zunge, die das Blut ableckte.
Ich war wie erstarrt, wehrlos, Schmetterlinge im Bauch. Ich verwünschte mich dafür, dass ich nicht aufhören konnte, ihn zu begehren.
»Aber dein Blut hatte mir bereits verraten, wer dein Meister ist.« Er biss erschaudernd in meinen Daumenballen.
Auf mich hatte der Biss, der Stich seiner spitzen Fangzähne, eine erregende Wirkung.
» Du hast nach ihr geschmeckt« , erklang es in meinem Geist. » Aber ich wollte es nicht glauben.«
»Ich habe keinen Meister«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Er hob seufzend den Kopf. Dieser Seufzer hatte etwas Bedrohliches. »Sie ist nicht stark genug, um mit jemandem wie dir den Bund einzugehen. Also nahm ich an, dass ich mich geirrt hatte.« Es glimmte rot in seinen Augen auf. »Aber dann fand ich sie. Und den Dämon, der ihren Körper beherrscht und ihre Seele verkauft hat.« Die Augen unverwandt auf mich gerichtet,
presste er seinen Mund auf den Biss in meinem Daumenballen. » Sie hat nach dir geschmeckt.«
Ich wurde von einer so starken Erregung gepackt, dass ich die Zähne zusammenbeißen musste und den Kopf auf die Knie sinken ließ. Das leise Geräusch, das er beim Saugen machte, trug nicht dazu bei, mein Feuer zu kühlen. Er fuhr mir mit der Hand ins Haar, hob meinen willenlosen Kopf. »Und als sie mir ihr Messer in den Leib stieß« – er packte meine andere Hand und presste sie auf die sternförmige Narbe auf seiner Brust – »da wusste ich Bescheid.«
Ich musste an die gestrige Nacht denken, wie hartnäckig er darauf bestanden hatte, dass ich diese Rosa war. An das herrliche Gefühl, als er mich biss, an mir saugte. An die schreckliche Angst, dass er mich töten würde. Und schließlich an den Silberdolch, mit dem ich ihn in der Gestalt von Rosa erstochen hatte.
Und an seinen Ruf . Den Ruf seines Bluts.
»Nein«, flüsterte ich mit trockenem Mund, »ich habe keinen Meister.«
Ein trostloser Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Mit dir den Bund einzugehen, sich mit dir zu verschmelzen, ist eine wahrhaft würdige Rache.« Er küsste mich auf die Lippen, und ich schmeckte mein eigenes Blut, honigsüß. »Sie wusste, wie sehr ich dich begehrte«, flüsterte er, »aber einem Dämon zu erlauben, sich ihrer Seele zu bedienen, das kann ich nicht zulassen.« Er strich mit den Lippen über mein Ohr. »Du wirst ihr etwas von mir ausrichten. Das ist der einzige Grund, warum ich dich noch am Leben lasse.«
Ich begann zu zittern.
Ich sah mich in seinen Obsidian-Augen, weigerte mich jedoch, unter deren glatte
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