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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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aufmerksam zu machen.
    »Jetzt nicht, Genny«, mahnte er mit tiefer, ruhiger Stimme. »Geh wieder rein. Du hast hier nichts zu suchen.«
    Vielleicht hatte er Recht.
    Aber es war bereits zu spät.
     
    Die Tür flog krachend auf. Ein eisiger Windstoß brachte die Lampen an ihren Ketten zum Schwingen, rüttelte an den Fensterscheiben.
    Dann war alles still.
    Nur das Klatschen von Jeremiahs Keule klang nun so laut wie das Schnappen der Kiefern eines Feuerdrachen.

9. K apitel
    D rei Vampire betraten das Polizeirevier . Das klingt wie ein Witz, aber ich bezweifelte, dass noch jemand lachen würde, wenn wir zur Pointe kämen.
    Der erste, der eintrat, entsprach ganz dem romantischen Klischee, das man sich von Vampiren macht. Er trug eine knielange schwarze Samtjacke, wie sie im achtzehnten Jahrhundert in Mode gewesen war. Er strich schwungvoll die Aufschläge zurück und stemmte posierend eine Hand in die Hüfte. Elfenbeinfarbene Spitze ergoss sich über Kragen und Handgelenke, das lange, dunkelblonde Haar war mit einem schwarzen Samtband zu einem Mozartzopf zusammengefasst. Seine feinen aristokratischen Nüstern bebten, während er sich mit einem arroganten Blick umsah, der Alan Hinkley und Neil Banner streifte, den zähnefletschenden Kobold – alle zu meiner Rechten – und schließlich an mir haften blieb.
    Ein Schauder überlief mich, als ich ihm in die Augen schaute. Kamen denn heute Nacht nur alte Vampire zum Vorschein? Auch diesen kannte ich nicht, hatte ihn, ebenso wie den Armani-Vampir, nie gesehen.
    Aus Hughs Brust stieg ein warnendes Grollen auf.
    Der Kopf des Vampirs fuhr herum, sein Blick glitt verächtlich über Hugh und richtete sich dann auf DI Crane. Seine Miene bekam einen intensiven, nachdenklichen Ausdruck. Die Augen durchdringend auf sie gerichtet, streckte er die rechte Schuhspitze vor und machte eine formvollendete Verbeugung. » Très belle , Madame, Sie sind sehr schön«, sagte er mit ausgeprägtem französischem Akzent.

    Sie hatte die Augen weit aufgerissen, und die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Ihre Finger, mit denen sie ihren Anhänger umkrallte, waren fast blutleer.
    Shit. Der neue DI hatte Angst vor den Vamps – nicht nur eine gesunde »Sie-könnten-gefährlich-sein-Angst«, sondern so was wie eine ausgewachsene Paranoia. Wie, zum Teufel, hatte sie Leiterin der Magie-Mordkommission werden können?
    Ich warf Hugh einen Blick zu, doch dieser funkelte noch immer den mozartzöpfigen Vampir an.
    »Guten Abend.« Vampir Nummer zwei trat vor und stellte sich mit müheloser Grazie vor Mozartzopf. Ein Lächeln umspielte seine Züge, das seine Fangzähne verbarg. Dieses Lächeln war fleischgewordener Charme, keinerlei Mesmer , sondern jahrelange Übung. Jahrhundertelange, acht Jahrhunderte, um genau zu sein, wenn man der Presse glauben konnte. Auch wenn er aussah wie Anfang dreißig. Ein oxfordblaues Hemd unterstrich das Blau seiner Augen und sein Blondhaar, wogegen sein marineblaues Jackett und die graue Flanellhose ihm das Aussehen eines Mitglieds des Ruderclubs Cambridge verliehen.
    Weit gefehlt. Dies war das Oberhaupt, der »Pate«, der vier Londoner Blutclans.
    Dies war der Earl , Fürst der Untoten.
    »Ich muss mich für unseren dramatischen Auftritt entschuldigen.« Der Earl wies mit einer Geste auf Mozartzopf. »Louis, mein Begleiter, ist ein wenig besorgt um seinen Freund, Roberto Oktober. Ich fürchte, seine Gefühle sind mit ihm durchgegangen.«
    Ich schaute Mozartzopf-Louis stirnrunzelnd an. War das derselbe Louis, der seine Fänge in die kleine Holly geschlagen hatte? Den Bobby, wie sie erzählt hatte, gewaltsam von ihr wegzerren musste?
    Louis’ Blick war noch immer brütend auf Inspector Crane gerichtet. » Je regrette , Madame, entschuldigen … meine schlechte Benehmen.«

    Da kam auch der dritte Vampir hereingeschlurft, auf Gummisohlen, die wie eine ängstliche Maus quietschten. Auf halbem Weg zwischen dem Earl und Alans kleiner Gruppe blieb er stehen. Sein zerknitterter Anzug sah ungefähr so bequem aus wie ein härenes Büßerhemd, und er schleifte seine Schnürsenkel hinter sich her. Ein scharfer Fangzahn hatte sich in seine Unterlippe gebohrt, und kleine, dicke Blutstropfen quollen träge hervor und tropften auf sein Hemd, dessen Kragen bereits mit getrockneten, rostroten Blutflecken bedeckt war. Er schaute sich mit einem ängstlichen, leicht dümmlichen Ausdruck um wie ein Kind oder ein Zurückgebliebener.
    Die anderen Vampire ignorierten ihn. Ich konnte

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