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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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dem Handel rauszuwinden; ich hatte keine Zeit gehabt, an alle Fußangeln zu denken. Aber wenn sie es auf falsche Weise machte – die Magie konnte ganz schön kapriziös sein -, würde sich die Magie an ihr rächen. Mir konnte nichts passieren, solange ich mich an meine Seite des Pakts hielt.
    Ich stieß ein bitteres Lachen aus und ließ sie los.
    Sie warf mir einen bösen Blick zu und massierte ihr Handgelenk. »Sie sind ganz schön stark für so’ne dünne Bohnenstange«, sagte sie rachsüchtig. Dann nahm sie einen Umschlag von einem Schreibtisch, streifte ihr Armband ab und ließ es hineinfallen. »Ich darf das Armband also wirklich behalten, und Sie werden nichts verraten?«
    »Ja«, wiederholte ich, »solange Sie es schön brav im Umschlag aufbewahren. In demselben Umschlag.«
    Ein durchtriebenes Lächeln huschte über ihre Züge, verschwand wieder. Sie wusste ebenso gut wie ich, dass das Armband am besten funktionierte, wenn man es an der nackten Haut trug, aber selbst in dem Umschlag war es nicht ganz wirkungslos … Aber sie war keine Hexe, nur die Tochter einer Hexe – natürlich hatte sie eine gewisse ererbte Begabung, aber nicht mehr als jeder andere Mensch. Und wenn man sie sich so ansah, dann musste sie wohl eine ganze Menge Zucker konsumieren, um das bisschen, was sie sehen konnte, überhaupt zu sehen. Sie würde nicht feststellen können – jedenfalls nicht, solange es sich in dem Umschlag befand -, ob das Armband noch
alle Zauber enthielt oder nicht. Und bis sie das herausgefunden hatte, war Hugh sicher.
    Wie auf Kommando ging die Tür auf, und Hughs Bassstimme drang vom Flur zu uns herein. Eine große, schlanke Frau Anfang, Mitte dreißig tauchte neben ihm auf, blieb kurz im Türrahmen stehen, sah sich im Büro um und kam dann forschen Schritts auf uns zu. Ihre Haltung war kerzengerade, ihr Gesichtsausdruck streng. Hugh folgte ihr.
    Constable Wischmopp leckte rasch den Umschlag ab und verschloss ihn. Nachdem sie das kostbare Päckchen sicher in ihrer Tasche verstaut hatte, sagte sie munter: »Wollte mir gerade einen Kaffee holen. Für Sie auch, Ma’am?«
    Ich ließ mich auf meinen Stuhl zurückplumpsen. Für das, was jetzt kam, musste ich sitzen. Ich konzentrierte mich auf den rosa Schimmer an Janets Hüfte und rief den Zauber.
    Die Magie traf mich wie ein Faustschlag. Mir blieb die Luft weg, und ich klappte zusammen wie ein Taschenmesser, die Arme um den Bauch geschlungen. Der graue Linoleumboden wogte wie die See, drohte, mich zu verschlingen. Mir wurde speiübel, und ich schlug absichtlich mit dem Hinterkopf an die Schreibtischunterseite, damit ich mich nicht übergeben musste. Ich nahm meine Tasche, dann tauchte ich, eine Hand am Kopf, langsam wieder auf.
    »Genny, geht’s dir gut?« Hughs besorgtes Gesicht verschwamm vor meinen Augen.
    »Klar«, murmelte ich, »hab mir bloß den Kopf angehauen.« Ich blinzelte ihn an. »Bisschen schwindlig.«
    Er legte seine Pranke in meinen Nacken und drückte mich behutsam nach unten. »Kopf zwischen die Knie, Genny und langsam und tief durchatmen.«
    Was ich dankbar tat. Hitze durchströmte mich und flaute wieder ab. Die Magie setzte sich. Langsam richtete ich mich auf und lehnte mich erschöpft zurück. Als ich mich entschuldigte, fiel mir auf, dass Wischmopp den Raum verlassen hatte.

    »Kann schon mal vorkommen«, sagte die schlanke Frau mit einem Stirnrunzeln, das die Strenge ihrer aristokratischen Züge unterstrich. »Ich bin Detective Inspector Helen Crane, Ms Taylor.« Sie lächelte, und es war, als würde der Mond am Nachthimmel aufgehen. Auf einmal war sie bildschön.
    Ich hatte mich schon gefragt, warum niemand das Armband der Polizistin bemerkt hatte. Jetzt wusste ich es: An Helen Cranes Blazer prangten drei schwere Goldbroschen mit dicken Jadesteinen, die mit ihrem Gewicht ihr Revers förmlich herunterzogen. An ihrer Taille glitzerte ein breiter, diamantbesetzter Gürtel, und an ihren Ohren hingen lange Granatohrringe, deren Steine zwischen ihrem honigblonden Haar hervorblitzten. Als sie sich vorbeugte, sah ich, dass sie außerdem eine Kette mit einem vogeleigroßen Saphir trug, ein hübscher Kontrast vor dem tiefen V-Ausschnitt ihrer schwarzen Seidenbluse.
    DI Crane war herausgeputzt wie ein besonders teurer Weihnachtsbaum. Aber es war nicht der Preis ihres Schmucks, der mich nervös machte, sondern die geballte Macht der Zaubersprüche, die die Steine enthielten – genug Saft, um die Hälfte des Angebots auf dem Hexenmarkt in Covent Garden

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