Suesser Als Blut
starrte mich hinter seiner Brille an, die Keule noch immer erhoben. Seine lange Nase zuckte, als er mich erkannte.
»Magie noch da«, sagte er verwirrt.
»Sie ist verbunden.« Ich legte die Handflächen zusammen und verwob meine Finger. »So.«
Er wog seine Keule. »Ich brechen.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Du kannst sie nicht brechen. Du verletzt den Menschen, den du beschützt.« Ich hatte meine Hände zusammengelegt, die eine zur Faust geballt in der anderen. Damit schlug ich auf den Boden. »Siehst du.«
Er senkte den Kopf, und eine Locke fiel ihm in die Stirn. »Job schlecht.«
»Nein. Ich kann die Magie stoppen.«
Seine Nase zuckte.
»So.« Ich streckte ihm meine Hände hin, öffnete sie und breitete langsam die Arme aus, die Handflächen nach oben.
Er musterte meine Hände und flüsterte dann: »Job gut?«
Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus, und die Anspannung wich aus meinen Schultern. »Job gut«, bestätigte ich.
Der Kobold begann seine Waffe zu senken …
…ein dunkler Schemen traf mich im Rücken, warf mich um …
… Hände packten den Kobold wie eine Gartenelfe, die sich eine Libelle schnappt, schwangen ihn herum und warfen ihn mit aller Kraft durch die Fensterscheiben in die Nacht hinaus …
Eine Stille des Entsetzens senkte sich über die Eingangshalle.
Louis trat an das hohe Fenster, schnippte eine Fensterscherbe nach draußen. Ein leises Klirren ertönte. Dann wandte er sich um, ließ den Blick durch die Eingangshalle schweifen und strich zufrieden seine Samtjacke glatt.
»Herrgott noch mal!«, rief eine mir unbekannte Stimme in die Stille hinein. Ich fuhr herum und sah einen uniformierten Polizisten vor Alan Hinkleys reglosem Körper knien, den Blick auf die zerbrochene Fensterscheibe gerichtet. Verdammt . Wo war Banner? Zwei weitere Uniformierte, ein Mensch und ein Troll, den ich kannte, Constable Lamber, hatten mir den Rücken zugekehrt; sie schienen jemanden in eine Ecke gedrängt zu haben. Constable Lamber wich mit erhobenen Händen zurück.
Da entdeckte ich Banner.
Der Earl benutzte ihn als Schild.
Ich hörte rasche Schritte, wandte mich um und sah Constable Wischmopp zum Eingang laufen.
Louis stand über mir, und ich schaute zornig zu ihm auf. Er war es, der den Kobold aus dem Fenster geworfen hatte. » Fuck! Warum, zum Teufel, hast du das getan?« Ich setzte mich auf. »Er hatte die Waffe doch bereits gesenkt.«
Louis ging vor mir in die Hocke, die Unterarme auf seine samtbekleideten Knie gestützt. » Fuck . Isch mag das Wort.« Er grinste, aber seine Augen blieben ausdruckslos wie ein Fisch. »Fuck. Fuckfuck. Fuckfuck .«
»Aufstehen«, dröhnte Hughs Bassstimme durch die Halle. »Weg von ihr. Sofort.«
»Trolle.« Louis spuckte unelegant auf den Boden. »Nischt gut für fuckfuck .«
Ich wich vor Louis zurück, froh, ein wenig Distanz zwischen uns zu bringen.
»Ms Taylor«, rief DI Crane mit einem leisen Anflug von Panik, »Vorsicht!«
Ich stieß gegen etwas. Etwas Weiches. Louis grinste, der Ausdruck in seinen Augen war wie der eines toten Fischs.
»Genny.« Auch Hughs Stimme klang nun drängend. »Weg, weg da! Er kommt zu sich.«
Ich wollte aufspringen …
Zu spät.
Stählerne Finger umklammerten mein Handgelenk und zerrten mich zurück. Ich starrte in Westmans Augen. Sie waren braun, verwirrt wie die eines alten Mannes, voller Qual und Schmerzen. Er brauchte Blut. Nicht lange und der Hunger würde übermächtig werden. Dann würde er in einen Blutrausch verfallen und den letzten Rest Menschlichkeit, den er vielleicht noch besaß, verlieren.
Ich wollte nicht in seiner Nähe sein, wenn das passierte.
Ich holte aus und versetzte ihm einen Kinnhaken. Sein Kopf schnappte zurück. Ich schlug erneut zu, aber er blockte ab, packte auch mein anderes Handgelenk. Ich zog die Beine an und versetzte ihm mit beiden Füßen einen gewaltigen Tritt in die Magengrube. Er stieß mir keuchend seinen schalen, nach Blut stinkenden Atem ins Gesicht und fiel zurück. Ich musste würgen, versuchte, mich von ihm loszumachen, aber er hielt meine Handgelenke unnachgiebig umklammert.
»Ms Taylor«, klang DI Cranes klare Stimme an mein Ohr. Offenbar hatte sie sich wieder in der Hand. »Ich werde ihm einen Schockzauber verpassen. Machen Sie sich auf den Rückstoß gefasst.«
»NEIN!«, brüllte ich panisch. »Nicht! Sein Geist ist mit Banners verschmolzen!«
Westman begann wieder zu ziehen. Wie etwas Großes und Schweres zog er mich langsam zu sich heran
Weitere Kostenlose Bücher