Suesser Als Blut
einzelne Personen in Stasis versetzen? Heiliges Elfenglöckchen, was für ein Trick – nicht dass ich beeindruckt sein wollte -, aber für meine Lage war er nicht gerade hilfreich.
»Okay, hab schon kapiert. Also, was will Ihr Freund nun von mir?«
»Ganz einfach: Louis möchte, dass Sie DI Cranes Schutzzauber entfernen, den in ihrem Saphiranhänger. Ohne, dass sie es merkt, natürlich«, erklärte der Earl so ruhig, als hätte er lediglich einen Spaziergang im Park vorgeschlagen und nicht etwas, das gegen jahrhundertealte Regeln und Vereinbarungen zwischen Hexen und Vampiren verstieß. »Mir ist natürlich klar, wie schwer, ja, möglicherweise sogar widerwärtig, es für Sie sein muss, sich auf einen solchen Handel einzulassen, aber ich glaube, dass die Ausführung durchaus im Bereich Ihrer Möglichkeiten liegt.«
»Hexen gut für fuckfuck «, sagte Louis mit einem Grinsen, das seine toten Augen nicht erreichte. »Blut excellent .«
»Wenn ich Sie richtig verstehe«, sagte ich langsam, »habe ich also die Wahl, entweder die Kupplerin für Psycho-Louis und Inspector Crane zu spielen, oder ich lasse mich von diesem anderen Blutsauger hier mit Gift vollpumpen und bis zum letzten Tropfen aussaugen.« Möglichkeit Nummer zwei hatte ich bereits erlebt und das T-Shirt verbrannt. Ich war beileibe nicht auf eine Wiederholung scharf. Nie wäre noch zu früh gewesen.
»Das haben Sie schön gesagt, meine Liebe.« Der Earl legte eine Gedankenpause ein. »Westman braucht Blut. Ohne Blut kann er Mr. Banner nicht aus seiner mentalen Fesselung befreien und die unschöne Situation abwenden, in der wir uns nun befinden.«
»Lassen Sie gefälligst Ihre Spielchen!«, fauchte ich ihn an. »Warum befehlen Sie nicht einfach Louis, den Blutsauger zu füttern; das würde die unschöne Situation sicher auch abwenden.«
Über Westmans Schläfe rann ein rosaroter Schweißtropfen. Louis beugte sich vor und leckte ihn ab. Reizend .
»Eine Option, die unglücklicherweise nicht infrage kommt«, sagte der Earl, merklich weniger kühl. »Louis unterliegt nicht meinem Befehl. Seine Lehenstreue gehört einem anderen.«
Ich versuchte nicht, meine Überraschung zu verbergen. »Ich dachte, Sie wären hier der Oberboss?«
»Ms Taylor, Westman braucht Blut, und zwar rasch«, entgegnete er müde. »Bitte entscheiden Sie sich: Wer wird sich für die notwendige Blutspende zur Verfügung stellen?«
»Nichts leichter als das: Ich stimme für Sie.«
Der Earl seufzte. »In Westmans derzeitigem Zustand könnte sich eine Blutspende von einem Angehörigen einer anderen Blutfamilie als verheerend für seinen Geisteszustand erweisen.«
Kacke. »Und Neil Banners obendrein«, sprach ich laut aus, was er nicht erwähnt hatte.
»Exakt.« Seine Stimme triefte vor Bedauern. »Ich sehe, wir verstehen uns.«
Westman zog mich unversehens noch ein Stück näher. Ich stieß ein erschrecktes Quieken aus, presste aber sofort die Lippen zusammen.
Louis bleckte grinsend seine scharfen Fangzähne.
Mein Herz hämmerte hart gegen meine Rippen.
»Selbst jetzt noch versucht Louis, Sie zu retten. Ob es ihm gelingt, bleibt Ihnen überlassen. Westman ist jung und sehr schwer verwundet. Ein Angriff auf Sie ließe sich beim besten Willen nicht als unprovoziert bezeichnen; immerhin hat der Kobold den ersten Schlag getan. Und Sie sind eine Sidhe, Ms Taylor, die vom Gesetz vorgesehenen Strafen wären in Ihrem Fall weniger schwerwiegend.«
Andere Rassen, andere Gesetze. Verdammt . Er hatte sich alles so schlau zurechtgelegt.
Ich schaute zu DI Crane hin, die neben Hugh stand. Mit der einen Hand umklammerte sie noch immer ihren Saphir, aber die andere hatte sie erhoben, als wäre sie soeben dabei gewesen, einen Zauber zu beschwören. Da! Hatte sie sich nicht bewegt? Ich schaute genauer hin: Ja, ihr Arm zuckte. Es schien, als müsse der Earl ihren Pausenknopf gedrückt halten, damit sie sich nicht aus ihrer Erstarrung löste. Ein Ruck an meinem Arm riss mich buchstäblich wieder in die Gegenwart zurück.
»Ich fürchte, Sie müssen sich jetzt wirklich entscheiden, Ms Taylor.« Die Stimme des Earls klang schwächer, ferner.
»Ich überlege noch«, fauchte ich.
Nicht, dass mir allzu viele Wahlmöglichkeiten blieben. Was kann man schon tun, wenn einem jemand eine Pistole – oder einen geladenen Vampir – an die Schläfe hält? Nachgeben und tun, was verlangt wird? No way . Es darauf ankommen lassen?
Aber ein Gefühl sagte mir, dass die Vampire nicht blufften. Und die andere
Weitere Kostenlose Bücher