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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Eingangshalle, umgeben von einem Wald aus Beinen. Ich blickte mit einem schiefen Grinsen zu den zwei Notärzten aus der HOPE-Klinik auf, die ich kannte. Daneben stand Constable Lamber, das fleckige Trollgesicht von zackigen Altersrissen durchfurcht. Dann glitt mein Blick an dem schicksten Paar schwarzbehoster Beine nach oben und traf auf DI Cranes missbilligende Miene.
    Ich hätte am liebsten gleich wieder die Augen zugemacht.
    »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, Ms Taylor?« Sie wartete nicht erst auf eine Antwort. »Mir ist klar, dass der Rückstoß eines Schockzaubers nicht gerade angenehm ist, aber immer noch besser als die Alternative.« Sie ballte die Hände zu Fäusten, und ihre teuren Ringe schimmerten im grellen Licht der Deckenlampen.
    »Ihr …« Eine von Hughs rosa Staubwolken geriet mir in die Nase, und ich blies sie fort. Das war es also, was mich die ganze Zeit zum Niesen gereizt hatte. »Sie hätten mit Ihrem Zauber auch Neil Banner getroffen: automatische Selbstverteidigung. Das ist so bei Vampiren.« Ich rieb meine Nase und nieste. Constable Lamber reichte mir ein trollgroßes Taschentuch.
    »Ms Taylor hat Recht.« Ich verdrehte den Kopf und sah den Earl auf einem Plastikstuhl sitzen und mit abgespreiztem Finger aus einer feinen Porzellantasse Tee schlürfen. Er wirkte
vollkommen entspannt und gelassen. »Wenn Sie auf Westman geschossen hätten, meine Liebe, hätte Mr. Banner mit Sicherheit ebenfalls darunter leiden müssen. Und da er nun mal ein Mensch ist, hätte der Schockzauber durchaus tödlich für ihn sein können.«
    DI Crane presste die Lippen zusammen. »Danke«, fauchte sie. »Ms Taylor, ich verstehe ja, dass Sie um Mr. Banner besorgt waren. Aber hätte nicht auch ein einfacher Abwehrzauber genügt?« Sie drehte an einem ihrer dicken Ringe. »Ihn mit Ihrem Glamour zu fesseln, das scheint mir eine reichlich überzogene Reaktion.«
    Ich biss wütend die Zähne zusammen. Sollte sie doch mal versuchen, einen »einfachen Abwehrzauber« zu beschwören, wenn ein von Blutlust getriebener Vampir – den nur Psycho-Louis an einer dünnen Leine festhielt – versuchte, sie zu beißen. Ganz zu schweigen von meinem anderen kleinen Handicap: Ich konnte nicht zaubern, weder einen Abwehrzauber noch sonst etwas. Nicht jeder hat die Chance, auf die Hexenschule zu gehen. Im Übrigen sollte sie mir dankbar sein – immerhin hatte ich sie vor den Aufmerksamkeiten von Psycho-Louis bewahrt.
    Ich machte schon den Mund auf, um ihr eine gepfefferte Antwort zu geben, da drückte Hugh mich warnend an sich. »Ich werde dran denken«, brummte ich.
    »Inspector Crane?« Constable Wischmopp kam angekeucht. Sie sah mich auf Hughs Schoß sitzen, und ich muss sagen, ich war unwillkürlich froh, dass wir uns in einem Polizeirevier befanden und sie kein Küchenmesser oder etwas Ähnliches in der Hand hatte.
    »Ja, was ist, Constable Sims?«
    Ihr Blick huschte durch die Halle, richtete sich dann wieder auf ihre Chefin. »Der Kobold ist tot«, verkündete sie leise. »Er ist auf den Eisenspitzen des Zauns gelandet.«
    »Wirklich ganz tot?« Hugh ließ seine Schultern hängen.

    Kacke. Der Kobold hatte zu Hughs Schützlingen gehört. Ich holte tief Luft. Armer Hugh. Armer Jeremiah.
    Sie nickte. »Ein Pfahl drang ihm direkt ins Herz.«
    Hugh stieß ein tiefes, dröhnendes Gebrüll aus, das sich in der Halle brach und durchs zerbrochene Fenster nach draußen drang. Die anderen Trolle fielen in das Gebrüll ein, das eine solche Lautstärke annahm, dass wir Übrigen uns die Ohren zuhalten mussten. Der Trauergesang schwoll an, erreichte seinen Höhepunkt und brach dann abrupt ab. Eine jähe Stille trat ein, und ich erschauderte unwillkürlich. Dann ertönte in der Ferne aus verschiedenen Richtungen ein Antwortgesang, der über die dunkle Stadt schallte und mir alle Haare zu Berge stehen ließ.
    »Mein herzliches Beileid.« Die Stimme des Earls strich wie eine tröstende Berührung über mich hinweg, und auch Hugh stieß unwillkürlich einen leisen Seufzer aus. Ich schaute mir den Earl genauer an. Eine Aura umgab ihn, ließ seine Haut wie feines, blaues Porzellan schimmern. Sein Blick war durchdringend auf Hugh gerichtet. Ich runzelte die Stirn. Mesmer sollte auf Trolle eigentlich keine Wirkung haben. Ich wusste natürlich inzwischen, wie mächtig der Earl war, besonders nach diesen Tricks mit der Zeit. Aber mächtig genug, um einen Troll in seinen Bann zu zwingen?
    Der blaue Schimmer verschwand, und die Haut des Earls

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