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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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auch wenn ich mich fühlte, als liefe ich seit einer Woche in denselben Klamotten herum.
    Die Schlange bewegte sich ein Stück vorwärts, aber ich ging an der Seidenkordel vorbei direkt nach vorn. Ein schrilles, nervöses Lachen durchbrach das leise Stimmengewirr. Mein Puls beschleunigte sich, was sich, vollgepumpt mit G-Zav, wie ich war, leider nicht ändern ließ.
    Nun, zumindest war ich nicht die Einzige, deren Puls Sprünge machte; es würde also hoffentlich nicht weiter auffallen.

    Außerdem war ich ja eingeladen. Und diese Einladung bedeutete, dass keiner es wagen würde, mir zu nahe zu kommen. Das hatte etwas mit dem alten Ehrbegriff der Vampire zu tun: lieber tot als ehrlos.
    Ich hatte die Spitze der Schlange erreicht. Ein Neonschild in Form eines riesigen blutroten Kleeblatts tauchte den Eingangsbereich in ein schwüles rotes Licht. Der Türsteher war von einer Gruppe kichernder Girls umringt. Eine Blondine in rotem Ledermini und paillettenbesetztem Tittenhalter hatte ihre Hand auf seine Schulter gelegt. Sie trug Sandalen mit hohen Keilabsätzen und Riemchen, die sich um ihre schlanken Waden wickelten und nun, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern, in ihre glatt rasierten Beine schnitten. Der Türsteher trat beiseite und bedeutete ihr mit einem Wink hineinzugehen. Sie drehte sich mit einem triumphierenden Lächeln zu ihren Freundinnen um. Als ihr Blick auf mich fiel, zögerte sie, dann warf sie ihre langen blonden Haare in den Nacken und betrat trotzig hinter ihren Freundinnen das Pub.
    Nun hatte ich es mit dem Torwächter aufzunehmen.
    Er trug den typischen martialischen Bürstenhaarschnitt, am Oberkopf wie mit dem Lineal abrasiert, dazu einen eleganten Smoking mit kleeblattgrünem Kummerbund und gleichfarbiger Fliege. Aber darunter wogten die Muskeln eines Sumoringers. Ich trat vor die Absperrung und sah mein Gesicht in seiner Spiegelglasbrille. Ich lächelte hübsch nett und freundlich.
    Er starrte mich an, sog schnuppernd die Luft ein.
    »Hey, es gibt hier Leute, die sich angestellt haben!«, murrte jemand.
    Sumo wandte langsam den Kopf in die Richtung der Stimme und starrte den Unglücksraben an, der es gewagt hatte, zu meckern. Langsam beugte er sich vor und zischte dem blonden Kerl ins erschrockene Gesicht.

    Der Mann schluckte hörbar. »Sorry. Wollte ja bloß sagen …«
    Sumo riss den Mund auf, bleckte seine Fangzähne. Über unseren Köpfen begann das Neonkleeblatt zu flackern. Der Eingang wurde in jähe Finsternis getaucht, dann Licht, dann wieder finster. Jetzt siehst du mich, jetzt siehst du mich nicht. Hübscher Trick. Die Wartenden stießen erschrocken-entzückte Laute aus. Ich dagegen war einfach nur enttäuscht, dass er nicht auch seine grüne Fliege kreiseln ließ.
    Ich seufzte und versetzte Sumo einen Rippenstoß. »Lass das Theater, Fangzähnchen.«
    Nun wandte sich sein Kopf mit derselben langsamen, bedrohlichen Bewegung mir zu.
    Ich setzte meine gelangweilteste Miene auf, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlug. »Ich bin hier, um Declan zu sehen. Sag ihm, Genevieve Taylor hat seine Einladung erhalten.«
    Das Neonschild hörte auf zu flackern und tauchte uns in seinen blutroten Schein.
    Ich ließ meine Hand kreiseln. »Beeilung, Knabe, ich werde nicht jünger.«
    Sumos Lippen zuckten. Er zog ein winziges Handy hervor und begann in einer asiatischen Sprache stakkatoschnell hineinzusprechen. Er hörte kurz zu und schloss das Handy. Dann schob er mich zum Eingang und sagte mit überraschend sanfter Stimme: »Kannst jetzt reingehen, Schätzchen. Mr. Declan möchte dich sehen.«
    Mein Magen, ohnehin schon verkrampft, flatterte nervös. Ohne mir dies anmerken zu lassen, trat ich, Sumo zum Abschied zuzwinkernd, ein.
    Das Erste, was ich wahrnahm, war die Musik: eine getragene, melancholische, irische Melodie, die den Hintergrund zum leisen Stimmengewirr bildete. Es roch stark nach Guinness und Thai-Food, das sie hier offenbar servierten. Eine eigenartige Kombi, zugegeben, aber wieso nicht? Ich erklomm drei Stufen und schaute mich in der halbdunklen Kneipe um.

    Es sah aus, wie in jedem anderen Pub an einem Freitagabend: jede Menge Tische, eine lange Bar und, was allerdings ungewöhnlich war, eine geschwungene Treppe, die zu einer schummrigen Galerie hinaufführte. Die Leute schwatzten und lachten, schienen sich wohlzufühlen. Tatsächlich fand ich diese sichtlich entspannte Atmosphäre angesichts der aufschäumenden Nervosität, die draußen bei den

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