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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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wasserklaren Flüssigkeit und glitt auf mich zu. Das war Standard-Hauselfenmagie, da aber Kobolde Magie zwar erkennen, aber selbst nicht zaubern können, fragte ich mich, wie das hier möglich war. Verkauften Hauselfen ihre Magie jetzt etwa schon, wie es Hexen auch taten? Davon hatte ich noch nie etwas gehört. Leider konnte ich es in dieser Gestalt nicht überprüfen – meine Sidhe -Magie ist dann unwirksam. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum mich die Kobolde in dieser Gestalt nie erkennen oder mir den Koboldgruß erweisen.
    »Der erste Drink geht aufs Haus.« Sie fletschte warnend ihre scharfen, versilberten Zähne, auf denen zitronengelbe Edelsteine blinkten. »Zum Wohl.«
    »Danke.« Ich berührte das eisgekühlte Glas und nickte, trank aber nicht.
    Hinter der Bar hing ein breiter, fleckiger Spiegel, der einen hervorragenden Überblick nicht nur über den Barraum, sondern auch den Tresen bot: Ich konnte darin sowohl mich selbst als auch die drei Vampire sehen. Der alte Mythos, dass Vampire sich nicht spiegeln können, ist nichts weiter als das – ein Mythos.
Ich musste also nicht mal meinen Kopf drehen, um sie oder den Rest des Pubs beobachten zu können. Mister Juni sah aus wie dieser Filmstar aus den Fünfzigerjahren: Cary Grant. Sein kleinerer Kumpan hatte dicke Pausbacken, wie eine von diesen Putten, die man in Kirchen findet. Der Dritte war ein Schwarzer, in dessen kurzes, krauses Haar ein Zickzackmuster rasiert war. Er hatte ein Piercing in einer Augenbraue: ein goldenes Glöckchen. Silber hätte besser zu seiner Hautfarbe gepasst, aber wahrscheinlich konnte er sich die Platinausgabe nicht leisten.
    Ich konzentrierte mich und begann zu lauschen, einer der Vampirtricks, die ich immerhin zu meistern geschafft hatte. Die anderen Geräusche traten in den Hintergrund, und ich konnte nun deutlich hören, worüber sich die drei unterhielten.
    »Ich hab am liebsten dicke, stramme junge Titten«, sagte Shaka Zulu mit dem Zickzackschnitt. »Ich meine, seht euch mal diese Titten an der Puppe dort an. Mann, da könnte man drin ersticken. Wenn man noch atmen müsste.«
    Ich schaute mir das Objekt der Begierde an. Und tatsächlich, ihre üppigen Brüste quollen förmlich aus ihrem engen schwarzen Lederbustier. Ich konnte seine Begeisterung verstehen. Sie saß mit einer Pobacke auf einem Barhocker, hielt sich an einer Alkopopflasche fest und ließ ihre Blicke wie Suchscheinwerfer durch die Bar schweifen.
    In Sucker Town waren es nicht nur Vampire, die auf der Jagd nach Beute waren.
    Pausbacke schüttelte den Kopf. »Wisst ihr, was mir echt auf die Nudel geht? Die heutige Wissenschaft. Die spinnen doch alle. Hab letzte Nacht diese Puppe abgeschleppt. Ich sag euch was, Kumpels, die hatte Glocken, dick wie Melonen.« Er hielt grinsend seine Hände vor die Brust, Handflächen nach oben und tat, als ob er besagte Glocken wiegen würde. »Dir wäre das Wasser im Mund zusammengelaufen, Mann.«

    Shaka Zulu beugte sich interessiert vor. Seine Fangzähne gruben sich in seine Unterlippe.
    »Also, ich nichts wie los auf sie, hab gleich mal saftig zugebissen.« Pausbacke hielt inne, um die Spannung zu steigern. »So richtig rein in die Muckis.« Er schlug Shaka auf die Schulter. »Und weißte, was? Alles Silikon, Mann. Gelkissen, die Scheißmelonen, nichts weiter.«
    »Scheiße, Mann.« Shaka biss sich vor Schreck fast in die Unterlippe.
    »Ich kann euch sagen!« Pausbacke schlug sich auf seine flache Hühnerbrust. »Ich halt mich von jetzt ab nur noch an Spiegeleier? Das Zeugs schmeckt widerlich, als hättste aus Versehen in’nen Troll gebissen.« Er schüttelte zutiefst bekümmert den Kopf. »Scheiß Wissenschaft.«
    Es kribbelte in meinem Nacken, ähnlich wie heute Vormittag im Rosy Lee, als Gazza mich heimlich beobachtet hatte. Ich warf einen Blick über die Schulter, erwartete halb, seine dürre, in schwarzes Polyester gehüllte Gestalt zu erblicken, aber es war bloß Darius, der lässig an der Jukebox lehnte und nun auf eine Taste drückte: »I Want You Now« von den Depeche Mode. Ich achtete nicht weiter auf ihn. Im Rosy Lee wurde ich wenigstens nicht von meinem Essen angeflirtet.
    »Wisst ihr, was ich nicht ausstehen kann?«, meldete sich nun auch Mister Juni zu Wort und strich sich affektiert das dichte dunkle Haar zurück. »Diese schrecklichen Blue-Heart-Cocktails! Ich meine, Fruchtpansche und null Alkohol? Sind doch heutzutage alles Wasserpisser.« Er stieß einen seelenvollen Seufzer aus. »Da lob ich

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