Suesser Als Blut
Darius, und die Antwort ist ›Ja‹.«
Ich verdrehte die Augen. Schüchtern war er nicht gerade. »Du hast die Frage ja noch gar nicht gehört.«
Er streichelte seine Bisse. »Egal. Die Antwort ist trotzdem ›Ja‹.«
Ich fuhr mit der Zunge über meine Fangzähne. Vielleicht sollte ich diesen Teil des Abends ja besser gleich hinter mich bringen – nicht dass willige Blutspender hier in Sucker Town schwer zu finden waren, aber mir kam der Gedanke, dass es besser sein mochte, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war. Und dass dieses »Eisen« hier heiß war, ließ sich schon daran erkennen, dass einige von Darius’ Bissen ziemlich frisch waren.
Ich berührte die kleinen rosaroten Bisswunden, und seine Haut zuckte. Ich streichelte seinen Bauch und fand, was ich suchte: einen ganz frischen Biss, heiß und geschwollen vom Vampirgift. Ich presste meine Handfläche darauf und fühlte ihn seufzen.
»Alles, was immer du willst«, murmelte er, den Blick nicht etwa auf mein Gesicht gerichtet, sondern ein Stockwerk tiefer.
Natürlich hatte er meine merklich aufgestockte Oberweite bemerkt. Meine Brüste wölbten sich über dem Lycratop, die blutleeren Adern bildeten ein feines blaues Netz auf meiner schneeweißen Haut. Jeder konnte sehen, dass ich ganz offensichtlich Nahrung brauchte, und auch Darius war das natürlich nicht entgangen.
Er schob sich näher, drückte seinen Bauch an meine Handfläche.
Ich ließ meine Hand weiter nach unten wandern. Auch er war ziemlich großzügig ausgestattet. Offenbar stand Sex ebenfalls auf der Speisekarte. Aber das war schließlich meistens der Fall. Es machte die Mahlzeit so viel süßer und leichter verdaulich. Ich drückte meine Lippen auf den Biss neben seinem Herzen und schmeckte einen Hauch von Lakritze.
Da bemerkte ich aus den Augenwinkeln Mister Juni und seine Kumpane und schüttelte den Kopf: Erst die Arbeit und dann
das Vergnügen. Außerdem gab es immer irgendwo einen Darius oder Roberto, oder wie immer sie sich nennen mochten.
»Verschwinde.« Ich stieß ihn weg.
Er zog eine enttäuschte Schnute. »Biest.«
Ich stach ihm meinen Finger in den Waschbrettbauch.
»Schon gut, schon gut. Hab’s kapiert.« Er warf mir einen hoffnungsvollen Blick zu. »Vielleicht später?«
»Vielleicht.« Ich ließ meine Beißerchen blitzen.
Er grinste. »Cool.«
Ich stützte meine Ellbogen auf den Tresen und winkte die Barfrau heran, eine offenbar oberirdisch geborene Koboldfrau, da sie keine dunkle Brille trug, um ihre Augen zu schützen. Sie warf sich das Geschirrtuch über die Ringerschultern und kam zu mir. »Was darf’s sein?«
»Stoli«, antwortete ich, »Cristall, wenn’s geht.«
Sie rückte die große gelbe Schleife zurecht, die den Kragen ihrer zitronengelben Bluse zierte. Die Farbe passte perfekt zu ihren hervortretenden Froschaugen. »Mit Blaubeergeschmack? Ist ganz neu.«
Ich schüttelte den Kopf. Viele Vampire mochten ihre Drinks süß, ja, manche taten sogar Zucker in den Alkohol. Ich dagegen mochte sie lieber pur und unverdorben.
Sie streckte den Arm aus und schnippte mit den Fingern. »Kommt sofort.« Dann legte sie den Kopf schief, und ich fürchtete um ihre weißen, hoch aufgetürmten Locken, die sich bedrohlich neigten wie der schiefe Turm von Pisa. »Hab dich hier noch nie gesehen, Schätzchen. Ich sollte dir also besser unsere Regeln erklären.«
Regeln? Ich zog erstaunt die Brauen hoch. Hier ging’s ja zivilisierter zu, als ich gedacht hätte. Ein Untersetzer tauchte vor mir auf dem Tresen auf. Er sah aus wie eine Spielkarte, Herzkönig, nur dass es blaue Herzen waren.
Sie tippte mit ihrer gelb lackierten Klaue darauf. »Die meisten meiner Kunden gehören zur Herz-Blutlinie, aber ich hab
keine Vorurteile.« Ihr Kinn schlug Falten, und die langen, dünnen Schnurrhaare, die darauf wuchsen, rollten und entrollten sich. »So lang’s keine Probleme gibt.«
»Die will ich auch nicht.«
»Dann is ja gut.« Auf dem Untersetzer erschien ein leeres, mit Kondenswasser beschlagenes Schnapsglas. »Also, falls du dir hier jemanden angelst, Schätzchen, in den Nischen nur Hals und Handgelenke, okay? Aber wir haben hübsche Zimmer zu vermieten, unten im Keller, preiswert und sauber. Wir verlangen eine Einlage, als Sicherheit gegen eventuelle Schäden und Unfälle, die aber wieder ausgehändigt wird. Check-out ist eine Stunde vor Morgendämmerung, ansonsten berechnen wir eine zweite Übernachtung.«
»Werde daran denken.«
Das Glas füllte sich mit einer
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