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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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musst!« Ihr Blick richtete sich auf etwas über meiner linken Schulter, und ihre freudige Miene erlosch und machte einem mürrischen Ausdruck Platz.
    Ich wandte mich um, und da war er, der Earl. Sein Achtzigerjahre-Popper-Blondschopf war derselbe, aber er hatte den Cambridge-Ruderclub-Look gegen einen marineblauen Anzug mit einem blassblauen Hemd eingetauscht, das am Kragen offen stand. Daumendicke blaue, herzförmige Saphire zierten seine Manschetten. In seiner Brusttasche steckte ein Tuch von genau derselben Farbe wie sein Hemd. Er wirkte wie ein Mann von Welt, entspannt, erfahren. Aber der Ausdruck in seinen azurblauen Augen, als er nun auf mich und Rio zuschritt, war kälter und schärfer als die Saphire an seinen Handgelenken. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden nicht gerade ein Herz und eine Seele waren.
    Obwohl der Earl derjenige war, der Rio »die Gabe« verliehen hatte.
    »Genevieve, wie schön, Sie wiederzusehen.« Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln, ohne dabei seine Fangzähne zu zeigen, eine Gewohnheit, die die meisten älteren Vampire noch immer pflegten. »Ich freue mich, dass Sie meine Einladung angenommen haben. Ich hoffe, Sie mussten nicht allzu lange warten.«
    »Ich musste überhaupt nicht warten.«
    Rio stieß ein heiseres Kichern aus.
    »Wie schön.« Er bot mir seinen Arm. »Ich werde Sie eskortieren,
meine Liebe. Ich möchte schließlich vermeiden, dass Sie mir verlorengehen« – er warf einen bezeichnenden Blick auf Rio – »oder gar belästigt werden.«
    Rio zog eine süße Schnute und rückte näher an ihn heran. Sie hakte sich bei ihm unter und richtete den Blick dann auf mich. Sie überragte ihn um Haupteslänge. »Schade. Ich wollte unseren reizenden Gast gerade selbst ein wenig herumführen. Das wäre bestimmt viel vergnüglicher für unsere schöne Sidhe.«
    »Ein andermal, Rio.« Der Earl schenkte mir ein wohlwollendes Lächeln. »Ms Taylor ist heute Abend auf meine Einladung hier.«
    Sie zog das Tüchlein aus seiner Brusttasche und tupfte sich damit die Haut zwischen den Brüsten ab. »Vielleicht könnten wir sie ja gemeinsam unterhalten?«, schnurrte sie. »Das wäre doch höchst vergnüglich, oder?«
    Der Earl verzog keine Miene, noch immer klebte dieses gönnerhafte Lächeln in seinem Gesicht. »Ich denke nicht.«
    Es war, als würde man einem Kind dabei zuschauen, wie es mit einem Stöckchen in der Hand eine Klapperschlange reizt. Mir wurde zunehmend unbehaglich zumute. Ich hatte keine Lust, ins Kreuzfeuer der beiden zu geraten. Ich hob den Fuß, um einen Schritt zurückzutreten, aber bevor ich ihn wieder aufsetzen konnte, geschah etwas Seltsames: Die Luft verschob sich . Mir wurde schwindlig, ich verspürte einen Druck im Hinterkopf, der mit einem Ploppen verschwand. Blinzelnd schaute ich mich um.
    Kacke.
    Rio war verschwunden. Der Earl stand vor mir, als ob nichts geschehen wäre, aber das Tüchlein steckte nun wieder in seiner Brusttasche, und er lächelte höchst befriedigt.

24. K apitel
    D er Earl hatte die Zeit angehalten, ebenso wie auf dem Polizeirevier. Ich hatte ein hohles Gefühl im Magen. »Ist Ihnen wohl auf die Nerven gegangen, wie?«, fragte ich.
    Er nickte. »Ich bevorzuge es, meine Zeit mit Ihnen allein zu verbringen, meine Liebe.« Er bot mir abermals seinen Arm. »Wollen wir?«
    »Ich weiß nicht recht. Ich hab’s nicht so mit Bronzen, um ehrlich zu sein. Und deshalb haben Sie mich schließlich eingeladen, oder?«
    »Selbstverständlich«, antwortete er glatt, »aber zuerst muss ich Ihnen ein Kompliment machen.« Er ergriff mich bei den Händen. »Sie sehen einfach fabelhaft aus, Genevieve. Eine solche Schönheit wie die Ihre ist rar – sie erfrischt das Herz.« Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. »Obwohl – in meinem Fall wohl eher andere … äh … Organe .«
    Ich lachte überrascht auf. Ich hatte den Earl nicht für den Typ gehalten, der solche Anspielungen macht. »Na, Sie sind wenigstens ehrlich.«
    »So banal es auch sein mag.« Er neigte sich über meine Hand, drehte sie herum und küsste meine Handfläche. »Ehrlich währt am längsten, das ist meine Devise.«
    Als er sich aufrichtete, blitzte es links von uns auf. »Aber verzeihen Sie mir, ich übereile die Dinge. Wir sollten uns vielleicht doch erst ein wenig besser kennenlernen, bevor wir zu derartigen Intimitäten schreiten.«
    Mir recht. Aber natürlich hing das davon ab, was er unter »besser kennenlernen« verstand.

    »Hm«, sagte ich mit einem zerstreuten Lächeln,

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