Suesser Als Blut
»Muss zurück an den Empfang.«
Ich blickte ihr nachdenklich nach. Vielleicht hatte sie ja gar nicht so Unrecht. Ich nahm mir vor, ein paar Versuche in dieser Richtung zu unternehmen.
Katie ergriff grinsend meinen Block. »Und was wünscht die Dame – Mann, cool!« Sie schnappte sich die beiden silbernen Einladungen und wedelte damit vor meiner Nase herum. »Wow, Genny, wo hast du die denn her? Was …«
»Katie …«
Katies Miene hellte sich noch mehr auf. »Damit du den Killer finden kannst, ja? Von wem hast du die? Nein, warte, sag’s mir nicht, ich will’s selbst rausfinden …« Sie hielt die silbernen Rechtecke ans Licht und begutachtete sie mit verengten Augen.
Ich gab auf, fummelte den Deckel von meinem Orangensaft und nahm einen kräftigen Schluck. Er schmeckte besser als gestern – aber was schmeckt einem schon, wenn man auf Vampir-Turkey ist. Ich musste an Gazza denken und unterdrückte ein Schaudern. Hoffentlich hatte Katie gute Neuigkeiten, was ihn betraf.
»Was ist eigentlich aus eurem neuen Tellerwäscher geworden, Katie? Hat Freddie ihn schon gefeuert?«
»Nee, der Idiot hat sich krankgemeldet.« Sie drehte eine der Einladungen um und studierte sie. »Hat seine Mum bei uns anrufen lassen. Ist angeblich zusammengeschlagen worden. Pah!«
Ich atmete erleichtert auf. Dann war er also nach Hause gerannt, so wie ich es ihm befohlen hatte.
»Die hier« – Katie hob eine der Einladungen hoch – »ist vom Earl. Sein Name steht auf der Rückseite. Außerdem sieht man’s an der Größe des Saphirs. Wusstest du, dass die von isländischen Zwergen angefertigt werden? Und der Saphir stammt aus Sri Lanka. Streng limitiert. Du hast die Nummer sechsundsechzig von hundert.«
»Du weißt mehr über Vampire, als gut für dich ist«, nuschelte ich mit vollem Mund.
Sie streckte mir die Zunge raus. »Auf der hier steht kein Name, und ich hab sie noch nie auf der Website gesehen.« Sie legte die Einladung auf den Schreibtisch zurück. »Rate mal, was für eine Nummer es ist?«
Ich zuckte die Schultern. »Unglückszahl dreizehn?«
»Falsch!« Sie schob mir die Einladung hin. »Sieh selbst.«
Ich beugte mich vor und schaute sie mir an. Unter dem Edelstein stand 1/1.
Sie blies sich die Fransen aus der Stirn. »So was nennt man, glaube ich, ein Original. Was glaubst du, was das für ein Stein ist?«
Ich schob die Karte von mir weg. »Wahrscheinlich Gagat.« Ich nahm den Zettel mit den Anweisungen für den Gremlin-Job und mein Handy und schob beides in meine Handtasche.
»Nö, kein Gagat. Da sind so kleine rote Spritzer drauf wie Blut.« Sie warf mir einen aufgeregten Blick zu. »Hey, ich wette, es ist Blutstein – Maaann, das ist echt cool.«
»Und das hast du alles von dieser Website?«
»Jep.« Sie hielt beide Einladungen hoch und wedelte damit. »Also, was glaubst du, wer von den beiden hat Bobbys Freundin umgebracht?«
Mir fiel die Kinnlade herunter. »Was?«
»Na ja, einer von beiden muss es gewesen sein, sonst hätten sie dir nicht die Einladung geschickt. Mörder wollen immer rausfinden, wie viel der Detective weiß, damit sie sich rechtzeitig aus der Affäre ziehen können.«
»Katie, ich glaube die Vampire sind mehr an der Tatsache interessiert, dass ich eine Sidhe bin.«
»Ja, ja, immer die alte Geschichte: Menschen schmecken wie Wasser und Feen wie ein Frucht-Smoothie.« Sie schaute mich mit ihrer Du-bist-so-ein-Idiot-Miene an. »Aber dass du eine Sidhe bist, ist nichts Neues, Genny, und du hast bisher ja auch keine Einladungen gekriegt, oder?« Sie wedelte mit den Silberkarten. »Komm schon, Sherlock, was glaubst du, wer’s war?«
»Ich bin kein Detektiv.«
»Klar bist du! Schau, es ist ganz einfach.« Sie beugte sich vor, und ihr Pferdeschwanz fiel auf die Schreibtischplatte. »Alles, was du tun musst, ist hingehen und das Personal befragen, die Putzfrau, die Pagen und so weiter.«
»Glaube nicht, dass es im Blue Heart Pagen gibt.«
»Du weißt schon, was ich meine.« Sie warf ihr Haar zurück. »Ich sehe das andauernd im Fernsehen; ich und meine Mum, wir schauen uns alle Krimiserien an. Du hörst dir an, was jeder zu sagen hat, dann setzt du die Puzzleteile zusammen und kriegst raus, wer der Mörder ist.« Sie zog die Stirn kraus. »Möglichst, bevor der Killer dich erwischt und zum Schweigen bringt.«
»Herzlichen Dank, Katie, das ist sehr ermutigend.« Ich erhob mich. »Aber jetzt muss ich mich erst mal mit einer Bande von Gremlins befassen. Und ich kann mir vorstellen,
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