Süßer die Glocken (German Edition)
an.
»Welches meinen Sie?«
»Personen, die nach Mitternacht die Firma verlassen, müssen einmal durch den Abtaster.«
»Lieber Himmel!«, stöhnte sie genervt und warf ihre hellblonde Mähne zurück. Die Prozedur würde ihren weihnachtlichen Feierabend noch weiter ins Nirvana hinausschieben. Aber es stimmte, sie erinnerte sich jetzt, auch ein solches Memo bekommen zu haben.
Sicherheitsmann Niklas führte sie in die so genannte Abtaster-Ecke und begann mit einem Gerät, das entfernt wie ein Tennisschläger aussah, über ihr mattsilbernes Kostüm zu fahren, ohne es zu berühren. Zentimeterweise. Viola rollte mit den Augen und probierte verstohlen, auf ihre Armbanduhr zu schauen.
»Stillhalten!«, befahl Niklas ihr streng, mit rauer Stimme, die sie irgendwie – sexy fand.
Verärgert und zugleich erregt versuchte sie, diesen Einfall zu verdrängen. War sie verrückt?
Verdammt, wegen diesem Blödsinnhier komm ich so spät heim, dass es sich für mich kaum noch lohnt, überhaupt ins Bett zu gehen!
Aber so leicht ließ sich der Gedanke, der einen erotischen Beigeschmack hatte, nicht abschütteln. Kein Wunder: Vorhin hatte sie mit einem virtuellen Mann geflirtet, von dem sie sich jetzt genüsslich ausmalte, er sei Niklas.
Urplötzlich gab das Abtastgerät einen durchdringenden Ton von sich. Viola schrak aus ihren lustvollen Träumen. »Huh!«, entfuhr es ihr.
Im nächsten Moment fühlt sie sich von der kräftigen Hand des Security Mannes am Arm gepackt. »So so, was wollen Sie denn mitgehen lassen? Und das an Weihnachten? Man sollte meinen, Ihr Gehalt sei doch nun wirklich fett genug …«
»Ich habe nichts gestohlen!«, fuhr Viola wutentbrannt auf.
Er grinste sie an. Ließ ihren Arm wieder los.
»Ach nee?«
»Nein!«
»Und was ist das hier?« Mit zwei, drei geübten Griffen fuhr er unter ihren Blazer – seine Finger streiften ihre Brüste – und zog einen mit Blattgold überzogenen Bleistift hervor.
Viola schnappte nach Luft.
Abgekartet, das Ganze muss ein abgekartetes Spiel sein!
, schoss es ihr durch den Kopf.
Wer steckt dahinter, Sven oder Mareike?
– Der eine war ihr direkter Vorgesetzter, die andere ihre karrieregeile Rivalin.
In den oberen Etagen von CENTRALIS duzte man sich und redete einander mit Vornamen an, was eine frostige Pseudo-Lässigkeit erzeugte.
Und gerade heute hatte sie bemerkt, wie die beiden hinter ihrem Rücken die Köpfe zusammensteckten und über sie tuschelten. Sie hatte so getan, als mache es ihr nichts aus. Vermutlich hatten sie genau diese Sauerei hier ausgeheckt?
Mareike hat mich gestreift, als sie an mir vorbei durch den Flur zur Toilette eilte. Genau da muss sie mir dieses kostbare Firmeneigentum untergejubelt haben …!
Wie betäubt sah sie Niklas an. Ihr fehlten die Worte.
»Übrigens, die Kameras sind grad alle ausgeschaltet«, murmelte der Wachmann. Er stand immer noch dicht vor ihr und taxierte sie frech. Der höhnische Ausdruck in seinem gut geschnittenen Gesicht hatte jedoch einer lauernden Lüsternheit Platz gemacht.
Wieso sagte er das …? Was sollte das Ganze? Als er immer näher kam und seine Hände abermals zugriffen, glaubte sie zu verstehen, und unwillkürlich versteifte sie sich.
»Viola Singer«, grinste er, »komm mal mit in den Nebenraum, da sind wir ganz unter uns. Es sei denn du willst, dass ich das hier«, er hielt den Goldbleistift hoch, »gegen dich verwende.«
»Ich … ich …«, stammelte Viola, aber ihr Wille sank wie ein schlaffes Seidentuch zu Boden, ihr Herz pochte zwar heftigst, aber insgesamt war es – nicht unangenehm. Sie empfand die Situation als – geil.
O mein Gott. Was ist nur los mit mir?
Trotzdem – oder gerade deshalb, aus Scham, aus Verwirrung – sträubte sie sich ein wenig.
Ein grausam-amüsiertes Funkeln erschien in Niklas’ Augen.
»Hmm … da muss ich wohl ein bisschen nachhelfen, wie? Ich denke, du brauchst das.« Und wie durch einen verblüffenden Zaubertrick hielt er ihr auf einmal ein Paar Handschellen vor die Nase, packte ihre Handgelenke und fesselte sie ihr blitzschnell auf den Rücken. Dann zog er sie, die sich nicht wehrte (
o mein Gott mir gefällt , was er mit mir macht
!), in einen quadratischen Nebenraum, der außer einer Pritsche und ein paar Kartons keinerlei Einrichtung aufwies.
Vier Lampenschalen in den Ecken verbreiteten schummriges, indirektes Licht.
Viola spürte, wie das Metall der Handfesseln in ihre Haut schnitt. Es war geil. Feuchtigkeit sammelte sich in ihrem Slip. Pure Lust
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